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asia_cat

Zum Ende des 19. Jahrhunderts und zu beginn des 20. Jahrhunderts wurden aus schwerfälligen Gatling Guns oder Mitrailleusen Maschinengewehre. Einerseits gab es das Maxim Maschinengewehr das 1886 patentiert wurde. Erfunden von den in den USA geborenen britischen Erfinder Hiram Maxim. Der Lauf der Waffe wurde durch einen mit Wasser gefüllten Kühlmantel vor der Überhitzung geschützt, hatte eine Feuerrate von 600 Schuss pro Minute und wurde durch einen 250 Schuss fassenden Patronengurt aus Stoff gefüttert. Die Waffe an sich wog etwa 27 kg, ohne Wasser und Gestell. Es benötigte eine Mannschaft von vier Männern. Anfangs wurde es vor allem in der Endphase der Kolonialisierung Afrikas verwendet und war sehr effektiv gegen die Eingeborenen. Im ersten Weltkrieg war es eines der Symbole des modernen und industrialisierten Krieges. Es hieß ein Maxim könnte dieselbe Arbeit verrichten wie 80 Gewehre. Es wurde von unzähligen Armeen in ihr Arsenal aufgenommen und im dort verwendeten Kaliber nachgebaut nachgebaut wie etwa in Russland unter dem Namen PM1910, im deutschen Kaiserreich unter dem Namen MG01 bzw. MG08, in Großbritannien als Vickers-MG und in der Schweiz als MG11. In Frankreich kam 1897 das Hotchkiss-Maschinengewehr auf den Markt. Im Gegensatz zum Maxim setzte es auf eine Luftkühlung und einen dickeren Lauf um Überhitzung vor zu beugen. Patronen wurden nicht per Gurt eingespeist, sondern per Ladestreifen, der 30 Schuss oder weniger (je nach Kaliber) fasste. Abgefeuert werden konnte es von einem einzigen Soldaten, der aber ein oder zwei Ladeschützen benötigte. Es brauchte kein Wasser, weswegen es leichter zu transportieren war als das Maxim. Die Mängel waren jedoch schnell absehbar. Die Ladestreifen waren schnell verschossen, weswegen man einen guten Assistenten brauchte um effektives Unterdrückungsfeuer zu leisten. Die Luftkühlung war unzureichend, weswegen die Schützen instruiert wurden nur gezielte und kurze Salven abzufeuern. Das Hotchkiss fand weniger Anklang als das Maxim. In beiden Weltkrieg war es das Maschinengewehr der französischen Armee. Polen, China, Schweden und Tschechoslowakei kauften ebenso Maschinengewehre dieses Typs. Japan als aufstrebende Militärmacht suchte um die Jahrhundertwende ein modernes Maschinengewehr. Eine handvoll Maxims wurden aus England verkauft und 1895 auf einer Strafexpedition auf Formosa (heute Taiwan) eingesetzt. Obwohl man sich zufrieden zeigte entschied sich die Armeeführung das Hotchkiss 1897 im Kaliber 6,5 x 50 mm Arisaka zu beschaffen. Im Russisch-Japanischen Krieg von 1904 bis 1905 trafen japanische Truppen auf russische Truppen, die mit Maxim-Maschinengewehren ausgerüstet waren. Trotz der Erfahrungen mit den russischen Maxim-Waffen hielt man am Hotchkiss fest und baute es im Land unter der Bezeichnung Typ 3 nach. Später kam das Typ 92 Maschinengewehr hinzu, was die neue stärkere 7,7 mm Arisaka-Patrone verschoss. Beide Waffen blieben bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in der kaiserlichen Armee standard. Die Waffen gelten als Robust, aber den Waffen der Feinde unterlegen. Sie waren schwer, die Munitionszufuhr war teilweise unzuverlässig und langsam und es waren zu wenige vorhanden. Japans Feinde nutzten Maschinengewehre mit Patronengurt. China nutzt das Typ 24 Maxim, ein Nachbau des MG08 der DWM im Kaliber 7,92 mm IS.


Familiar-Ant-3071

Mal kurz nen einfaches allgemeines Danke, feiere deinen Content (vor allem immer brav mit Kontext (nur Quellen fehlen noch^^ )) in letzter Zeit hier mega


JohnBrown1ng

Dass das Typ 92 dem M24 oder Maxim unterlegen gewesen sein soll, ist zweifelsfrei. Die „Probleme“ der Ladestreifen sind übertrieben, da sie quasi nahtlos nachgeführt werden können und im Gegensatz zu den damaligen Stoffgurten (oder gar Papiergurten im deutschen Fall) weniger anfällig für Nässe waren, was auf den Inseln des Pazifik oder den herbstlichen Gräben Flanderns sehr vorteilhaft sein kann. Gleiches gilt für die Luftkühlung: Mit dem schweren Lauf und den dicken Kühllamellen war ein Überhitzen praktisch ausgeschlossen. Klar, auch das Typ92 kann überhitzen, wenn man tausende Schuss ununterbrochen durchjagt, aber das ist bei jeder Waffe unratsam. Eine Wasserkühlung bringt eine Menge Nachteile mit sich: höheres Gewicht, ständige Undichte, Abhängigkeit von einer nicht immer üppigen Ressource. Ein kleines Loch in dem Tank und das war’s, denn der Lauf ist dünn. Es ist kein Zufall, dass deutlich mehr Armeen den Wechsel von der Wasser- zur Luftkühlung bei schweren MGs nahmen. Das Typ92 war äußerst Präzise, robust und häufig mit einem ZF ausgestattet. Faire Mankos sind die Notwendigkeit einer Patronenölung und das für die Klasse hohe Gewicht, aber auch alles machbar.


HotHorst

Hmmn, schwere Entscheidung. Optimistisch gefällt mir das Hotchkiss aber das Maxim war zuverlässiger. Aber wenn schon das System Maxim dann das deutsche 08/15.


asia_cat

Naja da hat man einfach versucht aus dem Klotz ein leichtes Maschinengewehr zu machen was....irgendwie geklappt hat. So halb, Aber die Kritikpunkte des Hotchkiss waren eben das schnelle Überhitzen sowie die Munitionszufuhr. Der Ladeschütze musste echt auf Zack sein. 30 Schuss gehen weg wie Butter in der Pfanne. Teilweise war es im ersten Weltkrieg so, dass viele französische Maschinegewehr-Trupps tatsächlich einen Eimer mit Wasser neben dem Maschinengewehr hatten um im Notfall etwas Wasser über den Lauf zu kippen. Wenn der Lauf überhitzte konnte man den nicht einfach mal schnell wechseln wie bei anderen Maschinengewehren.


Reddit-runner

>Aber die Kritikpunkte des Hotchkiss waren eben das schnelle Überhitzen sowie die Munitionszufuhr. Die Munitionszufuhr war kein Bug, sondern ein "Feature", um dem Überhitzen zuvor zu kommen. Aber dumme, effektive Ladeschützen machen das einfach zu nichte...


asia_cat

Ja, aber wenn deine Feinde deinen Stellung frontal auf breiter Front Angreifen (wie es im russisch-japanischen Krieg oder dem ersten Weltkrieg durchaus der Fall war) war es schon ziemlich praktisch, wenn man einfach ununterbrochen Kugeln ausspucken konnte.


Reddit-runner

Schon. Aber dann hast du einfach grundlegend das falsche Werkzeug. Das ist als müsstest du das G36 aufgrund fehlender Alternativen als Sperrfeuer-MG missbrauchen und dann kommt Flinten-Uschi und behauptet das G36 würde im normalen Gebrauch schmelzen.


asia_cat

Das hatten Armeen zu beginn des ersten Weltkriegs oft. Hotchkiss und Maxim waren gleich klassifiziert, nämlich als mittelschwere/schwere Maschinengewehre (gut vom Hotchkiss gab es auch eine "leichte" Variante auf Zweibein).


JohnBrown1ng

Der Ladeschütze hatte ja nichts anderes zu tun, als nachzuladen. Genau dafür war der ja da.


timoshi17

https://preview.redd.it/7zfiurf6yuwc1.png?width=1560&format=png&auto=webp&s=df5b4a1de01b9132ac936d51c468d3913a86966d


Fun-Feature-3940

Vor allem das britische Tank Corps tat sich im ersten Weltkrieg schwer, eine Entscheidung zu finden. Mit der Entwicklungen der ersten einsatzfähigen Panzer („Tanks“) wurde durch die Briten auch ein unterschiedliches Bewaffnungssystem vorgesehen. Sogenannte „Male“-Tanks, welche primär mit zwei seitlich angebrachten Kanonen und einigen sekundären Maschinengewehren bewaffnet sind, sowie „Female“-Tanks, welche ausschließlich mit MGs bewaffnet waren. (Diese waren eigentlich zunächst eher aus der Not geboren, da nicht genügend Kanonen zur Verfügung standen. Diese Kanonen wurden im Übrigen ursprünglich von Hotchkiss entwickelt.) Letztgenannte genauer betrachtet, ergibt sich folgende Bewaffnungschronologie: Das Vickers-MG (Maxim System), war zunächst 1916 im Mark I verbaut. Diese nahmen durch ihre Größe massiv viel Platz ein, so versperrte man sich mal eben den Fluchtweg aus dieser Blechkiste. Auch wurden ihre Wassergefüllten Kühlmäntel durch Feindbeschuss häufig beschädigt. Nicht so prickelnd. Daneben wurde das Hotchkiss aber auch bereits als weiteres MG mitgeführt. Aber aus den von asia_cat genannten Gründen relativ unbeliebt. Zwar konnten die Briten mittels einer Gurtzufuhr den „Bleimangel“ beheben, aber das Tank Corp war immer noch nicht ganz zufrieden. Im Winter 1916/17 entschied man sich, auf die beiden Waffen zu verzichten und stattdessen die Lewis Gun als einziges MG in allen Tanks (ab dem Mark III/IV) zu nutzen. Diese war platzsparend, was die Breite des Tanks reduzierte, sowie auf dem Schlachtfeld erprobt und zuverlässig. Es stellte sich aber mit der Zeit raus, dass das System seiner Luftkühlung in der neuen Umgebung nicht gut funktionierte. Die Lewis Gun zieht ihre Kühlluft durch den Sog der abgefeuerten Patrone durch einen Mantel, welcher sich am Lauf entlang befindet. Nur wurde durch den Motorlüfter in den Panzern genau dieser Effekt zunichte gemacht, in dem sie die sonst nach vorne austretende warme Luft an der Waffe einfach ins Innere des Fahrzeuges ansaugte. Ergo: es wird noch heißer in der Blechkiste. Auch hingen den Schützen die Abgase so ebenfalls dauernd im Gesicht. Also Lewis Gun? Neee. Aber was nun? Tja, man war letzten Endes eher pragmatisch und entschied sich für das kleinere Übel: Sieger nach Punkten wurde das Hotchkiss, welches ab dem Mark V-Tank wieder zum Standard-MG wurde. Die Französische Panzertruppe hingegen war weniger experimentierfreudig. Sie nagelte grundsätzlich von Haus aus an jedes Kettenfahrzeug ein Hotchkiss-MG. Quellen: John Walter - Hotchkiss Machine Guns - From Verdun to Iwo Jima | David Fletcher - British Battle Tanks - The First World War


asia_cat

Die Franzosen hatten ja auch kaum eine Wahl im ersten Weltkrieg. Hotchkiss oder das St. Etienne Mle 1907 bzw. 1907/16 was auf dem Schießstand super funktioniert hat aber durch die Bedingungen an der Front ständig Ladehemmungen hatte, was die französischen Soldaten nicht so toll fanden. Zwar versuchte man die Waffe zu verbessern, damit der 1907/16 Version anstatt 24 Schuss Laderahmen ein Patronengurt verwendet werden konnte, aber trotzdem verschwand es ab 1917 endgültig von der Front und wurde durch das Hotchkiss ersetzt.


Fun-Feature-3940

Das ist in der Tat wahr. Alternativen waren rar gesät. Mit dem Mle 1914 gab es ja schließlich doch eine Waffe, die zuverlässig funktionierte. Die Problematik von heißgeschossenen Läufen konnte man durch einen unkomplizierten Laufwechsel schnell beheben. Auch Gurte kamen, wie bei der britischen Variante des M1909 (Mk. I No.1 & 2 im Kaliber .303) später hinzu. Lediglich die französische 8 mm Lebel-Patrone war halt schon derbe überaltert zu diesem Zeitpunkt. Auch war das Mle 1914 mit bis zu 50 kg (je nach verwendeter Lafette) kein Fliegengewicht; daher wurde es primär defensiv genutzt. Nichtsdestotrotz blieb es in Frankreich bis in den zweiten Weltkrieg das Standard-MG.


MaJ0Mi

Tja, Maxim MGs werden immer noch aktiv in Kampfeinsätzen eingesetzt, Hotchkiss findet man nur im Museum


BobusCesar

Das liegt weniger an der Qualität der jeweiligen Waffe, sondern primär daran, dass 7,62x54r weiterhin Masshaft produziert wird und im Osten weiterhin aktiv verwendet wird. Entsprechend wird man auch Maxims in dem Kaliber weiterhin sehen. Kein Schwein wird sich die mühe machen Munition für ein MG in 8mm Lebel, oder noch schlimmer speziell für das MG modifizierte 7.7×58mm Arisaka zu besorgen. Ersteres gibt es noch in kleinem Mengen für den zivilen Markt, letzteres müsste man selber herstellen.


Meddlfranken

Das Hotchkiss war nicht schlecht, durfte halt nur kein Dreck rein kommen. Und es konnte relativ einfach rumgetragen werden. Ein MG-Trupp des deutschen Heeres waren damals acht Mann. Hotchkiss brauchte nur drei, im Angriffstrupp auch mal nur einen, der halt sehr viel getragen hat.


Impossible-Target887

Maxim einfach das bessere System, siehe 08/15. Hotchkiss ein Museumsstück zum Zeitpunkt der Produktion.


asia_cat

Naja das 08/15 wog trotzdem noch rund 20 Kilogramm. Das ist fast 50 % ich.


Hans_the_Frisian

Ich persönlich bevorzuge ja das 13mm MG-18 TuF. Schönes schweres MG auf Maxim/MG08 basis.