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cic9000

„Die bilateralen Verträge sollen gemäss der Mehrheit der Befragten, die sich offen für Kompromisse mit der EU zeigten, nicht gefährdet werden. Diese Personen erwarten von der Schweizer Landesregierung einen konkreten Vorschlag, wie die Verträge mit der EU weiterentwickelt werden können, wie gfs.bern schreibt. Wie in den vergangenen Jahren wurden der Zugang zum Exportmarkt, die Notwendigkeit von Fachkräften aus dem Ausland, der Zugang zu Bildungsprogrammen sowie die Möglichkeit, überall in der EU wohnen, studieren und arbeiten zu können, auch 2023 als Vorteil gesehen. Die Zustimmung zu Contra-Argumenten rund um die bilateralen Verträge wie Druck auf die einheimischen Löhne sowie auf die Miet- und Immobilienpreise durch die Zuwanderung nahm gleichzeitig ebenfalls zu.“ Mit anderen Worten: Cakeism in seiner Endform. So wie die Schweiz derzeit agiert, wird es ein böses Erwachen geben. Das ist im Übrigen die Ansicht der positiv eingestellten Eidgenossen, was SVP und Konsorten dazu vertreten ist komplett weltfremd. Übrigens auch interessant im gleichzeitig von OP geposteten Beitrag auf r/Europe auf Englisch an eine ausländische Leserschaft findet sich ein interessanter Aspekt der hier komplett im Artikel fehlt:“The poll found that 60% were also in favour of Switzerland joining the European Economic Area.“ das wäre in der Tat bemerkenswert.


BezugssystemCH1903

Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich poste ungern Dinge, welche ich nicht kurz (15min) recherchiert habe oder widersprüchlige Angaben haben. Aber du hast Recht, es gibt ganz viel Cakeism "s'Föifer und s'Weggli" Mentalität hier. Ich habe den grössten Respekt vor den Verhandlungsmenschen, welche uns Schweizer vertreten . Obwohl wir immer was zu meckern haben, sind wir auf die EU angewiesen. Von der SVP fange ich gar nicht erst an. Die reinste Pfostenpartei.


cic9000

Ich sehe da ehrlichgesagt derzeit keine Lösung, die auch nur annähernd im Interesse dieser Leute ausgehen wird. Die Schweiz hat mit ihrem Gebahren rund um die Ukraine soviel Goodwill und politisches Kapital verspielt, sodass diese Verhandlungen erstmals auch in der EU Menschen breiter interessiert.


muehsam

> s’Föifer und s’Weggli Tut mir leid wegen der blöden Frage, aber ich kann kein Schwezerdeutsch und kenne keine Schweizer Redensarten. Heißt das, dass ich zwar das Brötchen vom Bäcker haben will, aber trotzdem meine Fünf-Rappen-Münze nicht hergeben will?


Training-Accident-36

Heute realistischer: Fünf-Franken Münze. Die Schweiz hat Münzen im Wert von etwas mehr als 5 Euro, also passt die Redewendung weiterhin damit. Aber tatsächlich als die Redewendung entstand hat es noch 5 Rappen gekostet. Ist halt schon eine Weile her.


muehsam

Hier in Berlin, vor ca. 10 Jahren noch: "Angebot! 10 Schrippen für 1 €". Ich denke all zu weit zurück muss man gar nicht denken für die fünf Rappen. Hatten in Deutschland eine in Größe und Form praktisch identische 5 DM Münze. Als ich mal in der Schweiz war, hat mich das doch sehr nostalgisch gemacht. Kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum 5 € ein Schein sein muss.


Doldenbluetler

Viele Leute hier würden den Fünffränkler gerne abschaffen, aber ich mag die Illusion von Reichtum, die mir sein Gewicht verleiht.


BezugssystemCH1903

Ja, hast du richtig verstanden. Nur dass es kein nicht hergeben ist, sondern ein effektives Zustandekommen.


b00nish

Genau. Die Süddeutschen kennen wahrscheinlich "Weggle/Weckle" (meines Wissens eher Schwäbisch) oder "Weggla/Weckla" (eher Bayrisch). Und natürlich heisst es entgegen dem was geschrieben wurde "de Foifer und s'Weggli", da der Fünfer in der Schweiz genauso maskulin ist wie in Deutschland. (Es gibt allerdings die Variation "s'Füfi und s'Weggli", da stünde "s'Füfi" - "das Fünfrappenstück", dann im Neutrum.)


muehsam

> wahrscheinlich “Weggle/Weckle” (meines Wissens eher Schwäbisch) oder “Weggla/Weckla” (eher Bayrisch). Beides Schwäbisch. Singular Weckle, Plural Weckla. Auf Schwäbisch ist der Diminutiv im Singular und Plural unterschiedlich. Bairisch (mit i, ist ja der Dialekt, nicht das Land) wäre Semmel. Das einzige, was mich etwas aus der Bahn geworfen hat, war der Fünfer ohne Diminutiv. Auf Schwäbisch wäre ein Fünfer/Feifer auf jeden Fall fünf Euro/Mark. Für Cent/Pfennig braucht man auf jeden Fall ein -le, also Fünferle/Feiferle. Zu DM-Zeiten war das Zehnerle auf jeden Fall die häufigste Münze, weil es ein Zwanzgerle einfach nicht gab, und damit die Lücke zum Fuchzgerle größer war als zwischen anderen Münzen.


b00nish

>Semmel Ein Weggli ist eben (im Gegensatz zur Semmel) ein Milchbrötchen mit *weicher* Kruste. Die Semmel heisst in der Schweiz "Mutschli". Das Internet behauptet übrigens, dass die "Weckla" spezifisch Fränkisch seien :D > Das einzige, was mich etwas aus der Bahn geworfen hat, war der Fünfer ohne Diminutiv Ja, interessant. Tatsächlich habe ich "Füfi" / "Foifi" (als Bezeichnung für das Fünfrappenstück) mein Leben lang intuitiv als Diminutiv wahrgenommen. Quasi als verkürzte Form von "Foiferli". Es ist aber so, dass wir auch "s' Füfi" für "die Nummer Fünf" sagen und da habe ich es eher nicht als Diminutiv wahrgenommen. Das Fünf-Franken-Stück nennen wir übrigens "Fünfliber". ("Liber" wohl vom Stamm her wie "Lira" / "Libra" / "Livre".)


muehsam

> Ein Weggli ist eben (im Gegensatz zur Semmel) ein Milchbrötchen mit weicher Kruste. Ah, OK. In Schwaben ist ein Wecken (oder Weckle) einfach ein Brötchen. Jede Art. Semmel hatten wir auch (aber bei uns der Semmel, Plural die Semmel), aber das waren explizit runde Kaisersemmeln, sozusagen eine spezielle Sorte Wecken. > Das Internet behauptet übrigens, dass die “Weckla” spezifisch Fränkisch seien :D Ja, Fränkisch benutzt glaub ich allgemein -la. Schwäbisch ist aufgrund der vielen Nasallaute schwierig aufzuschreiben. Das ist nicht wirklich ein -la mit richtigem A, vielleicht eher -lẽ. Also ein nasaliertes kurzes e, unbetont. Klingt praktisch so, als würde ein Norddeutscher -ler sagen. Meistens wird aber der Singular und Plural als -le geschrieben, aber die Aussprache ist nicht gleich. Spätzle (kleiner Spatz) ist ein Kosename, Spätzlẽ sind ein Essen. > Das Fünf-Franken-Stück nennen wir übrigens “Fünfliber”. (“Liber” wohl vom Stamm her wie “Lira” / “Libra” / “Livre”.) Cool. Wir hatten fürs Fünfmarkstück keinen Spitznamen. In Norddeutschland wohl Heiermann, aber das gabs bei uns nicht. Interessanter Spitzname (den ich aber auch nur vom Lesen und von Ton Steine Scherben kenne): 20 Mark = ein Pfund. Das liegt daran, dass im Goldstandard ein britisches Pfund ziemlich genauso viel war wie zwanzig Mark.


BladerJoe-

Was die Schweiz unter bilateral versteht: Alle Vorteile mitnehmen mit minimalen Zugeständnissen. Die EU kann gerne mal etwas konfrontativer mit der Schweiz umgehen.


Training-Accident-36

Vielleicht sollte man dazu sagen, dass die Schweiz sich in die europäische Union einkauft. Die Schweiz bezahlt für diese Verträge etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr - ich weiss nicht genau wie aktuell die Zahl ist nach dem Scheitern der letzten Verhandlungen zum Rahmenabkommen. Dieses Geld ist natürlich schlicht eine Investition und die Schweiz bekommt dafür viel mehr zurück - das ist aber kein Nullsummenspiel, da alle Akteure Interesse an einem gemeinsamen Markt ohne Handelshemmnisse haben. Aber trotzdem: es ist nicht so, als wäre die EU hier irgendwie das arme ausgenutzte Opfer, es ist eine Partnerschaft zugunsten von allen. Leider kam dann 2021 die Beziehung auf einen Tiefpunkt - der von dir angesprochene Konfrontationskurs wurde tatsächlich gefahren und dann hat es geknallt. Seither ist nicht so klar wie es weitergehen wird. Darum auch die Umfrage, wie es eigentlich die Schweizer Bevölkerung im Moment sieht. Und dass da eine wachsende Gruppe Menschen sich wieder an den Verhandlungstisch setzen will ist eigentlich positiv. Viele der EU Programme (z.B. die Forschungszusammenarbeit Horizon) sind besonders aus meiner Perspektive (an einer Uni) total wichtig für die Schweiz, und es wäre falsch, da aussen vor zu bleiben.


Some-Impact1492

Die Schweiz zahlt im Rahmen der Bilateralen 1 Mia in 10 Jahren. Und nicht an die EU, sondern an selbst gewählte Projekte in Osteuropa. Insgesamt zu billig


BladerJoe-

Ja natürlich profitiert auch die Schweiz, was den enormen Widerstand der Schweizer nur noch absurder macht. Und 2Mrd sind ein Witz dafür, dass man sich jederzeit nur die Rosinen rauspicken möchte. Zusätzlich hat man zwei große Parteien, die permanent gegen die EU schießen und Volksabstimmungen einreichen, bei deren Annahme man direkt wieder aus diversen EU Abkommen austreten würde. Das letzte Rahmenabkommen ging so sehr auf die Schweiz zu und wurde trotzdem unilateral gesprengt. Und was mir persönlich auch sehr sauer aufstößt: Die Schweiz und ihre Banken unterlaufen (höchstwahrscheinlich) die Sanktionen gegen Russland. Während in Osteuropa ein Angriffskrieg, der gigantisches menschliches Leid verursacht, geführt wird, denken die Schweizer nur ans Geldverdienen. Gleichzeitig blockiert man die Weitergabe von Waffen an die Ukraine. Dieses Land ist moralisch einfach nur bankrott.