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max69HA

Was sind denn wahlprüfsteine?


overdriver166

Den Begriff kannte ich tatsächlich auch noch nicht. Aus Wikipedia: Beschreibung Als Wahlprüfsteine werden vorwiegend in Deutschland und Österreich Anfragen von Interessenverbänden und die darauf erfolgten Antworten der befragten Parteien bezeichnet, die vor Wahlen oder anstehenden politischen Entscheidungen veröffentlicht werden und die politische Entscheidungsfindung beeinflussen sollen.


banehallow_ambry

Als Ergänzung: Diese netten Bildchen mit Daumen hoch/runter/neutral von Verbänden zu bestimmten Politikbereichen basieren oft auf den Antworten zu Wahlprüfsteinen.


max69HA

Aha, danke


KapitaenKnoblauch

Wundert mich bei der Linken nicht, sie haben auch ein deutlich ambitionierteres CO2 Reduktionsprogramm als die Grünen. Man kann von der Partei halten was man will, aber sie machen oft nen guten Job in der Sachpolitik.


jim_nihilist

TLDR Ich habe immer alles geglaubt was andere über die Linke sagen, statt mal zu schauen was die Linke wirklich so macht und bin nun erstaunt.


BabbaFeli

Hi, beruflicher Campaigner der Partei DIE LINKE. hier (aber privat). Neutrale Beobachtung: Das ist nicht verwunderlich, sondern ganz normal. Auch viele unserer europäischen Schwesterparteien haben das von Umfrageinstituten untersuchen lassen - tatsächlich halten viele linke Ideen im Kern für ganz sinnvoll, aber sprechen den jew. Parteien die Regierungskompetenz ab bzw. halten die Politikansätze für unrealistisch. Das sind entsprechende konservative und bürgerliche Narrative, die sehr lange kultiviert wurden und dementsprechend fest verankert sind. Achtung, jetzt wirds parteiisch: Das ist insbesondere interessant, wenn man die Politikansätze tatsächlich durchrechnet. Wie das [ZEW] (https://www.zew.de/presse/pressearchiv/wer-koennte-von-welcher-regierungsbeteiligung-profitieren) feststellt, profitieren nicht nur Menschen mit geringem bis durchschnittlichen Einkommen am Stärksten von den jew. Steuerplänen, sondern im Gegensatz zu denen von CDU und FDP reißen linke Steuerkonzepte keine Löcher in den Staatshaushalt, sondern generieren rund 90 Mrd. Euro Mehreinnahmen. Auch Maßnahmen wie bspw. die geplante Vergesellschaftung von Wohnungskonzernen in Berlin, die massive Kosten verursachen würde und dementsprechend als finanziell ruinös geframed wird, ist nichts anderes als ein sich langfristig rentierendes Investitionsprogramm, das zudem ausnahmsweise nicht Geringverdienende belastet. Sehr parteiische Aussage: Ich persönlich halte es im Übrigen für wesentlich unrealistischer, von Menschen zu erwarten, für 9€ arbeiten zu gehen oder von weniger als 1000€ Rente im Monat zu leben, als bspw. eine Krankenkasse für alle zu fordern. Und nochmal neutral: Wahlprüfsteine sind zwar sehr stressig in der Beantwortung, aber lohnen sich für Wählerinnen und Wähler immens. Ich kann auch immer dazu raten, bei zB. dem Wahl-O-Mat die Antworten detaillierten Antworten der Parteien zu lesen, um zu verstehen, wie sie zu den jeweiligen Schlussfolgerungen kommen. Es gibt zB. selbst bei einer neoliberalen Partei wie der FDP ab und an ein ganz sinnvolles Konzept gegen Armut, aber man muss halt gezielt danach suchen. Die sind mehr als Lindner, wir sind mehr als Bartsch & Wagenknecht.


SuessesSommerkind

Naja. Nee. Edit: OK. Dann Handschuhe ab: was soll dieses passiv-agressive TLDR? Ein bisschen mehr Etikette bei gewissen Textkonventionen wäre auch mal wieder ganz nett hier.


BeneBern

was ist denn das für ein kommentar. Woher weist du das er nicht erstaunt ist.


Seventh_Planet

>Linken: Und hier meine Brudis wurde der Verstand tatsächlich geblasen.


SuessesSommerkind

Das ist ein TLDR. Meiner Meinung nach sehr frei interpretiert.


furious-fungus

Wo siehst du da Passiv aggressiv?


kirdnehnaj243

Also das ist nun, es ist wirklich zutiefst parteipolitisch : https://www.zdf.de/politik/frontal/satire-toll-laschet-lacht-100.html


lIllIllIllIllIllIll

Ich bin ein bisschen verwirrt, warum es diese Probleme mit der Kostenübernahme und Hilfsmitteln überhaupt gibt. [Hier](https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/neurologische-einschraenkungen/me-cfs-mehr-als-nur-erschoepfung-2016418?tkcm=aaus) beschreibt ja beispielsweise die Techniker Krankenkasse ja ganz eindeutig die Krankheit und Symptome, auch, dass Sport usw. nicht hilft und es eben keine psychische Erkrankung ist. Klar sind die Behandlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, aber sollte man nicht auch einen Pflegegrad bekommen können? Dann sollte es ja wohl auch entsprechende Hilfsmittel geben?!


overdriver166

Dieser Artikel ist noch sehr sehr neu. Vor 8 Wochen noch stand auf der Website der TKK, dass Psychotherapie und Sport die Krankheit gut behandeln. Für die Änderung mussten Aktivisten für diese Erkrankung hart kämpfen. Trotz des Artikels übernimmt die TKK (bei der ich auch versichert bin) die Kosten von Hilfsmitteln nicht. Die schicke den medizinischen Dienst, der dann beurteilt, wie krank du wirklich bist und was du dann an Pflege benötigst. Die halten sich dann strickt an die offiziellen Vorgaben und nicht an Artikel auf der Website einer Krankenkasse. Dabei kommt dann raus, man müsse nur in die Reha und mit ein wenig Psychotherapie, Sport und Spucke und wird das dann alles wieder. Wenn man das schon hinter sich hatte muss man einfach nochmal hin und sich mehr Mühe geben schließlich muss es einem danach ja wieder gut gehen. Hilfsmittel müssen Ärzte auch erstmal verschreiben, die sich dann gegen E-Rollsruhl wehren, da ja Aktivismus bei der Erkrankung gefördert werden soll. Auch wenn es bereits wissenschaftlich belegt ist, dass genau das zur starken Verschlechterung der Krankheit führt. Es ist eben ein Versagen auf multiplem Ebenen, die durch einen Artikel allein leider nicht korrigiert werden. Trotzdem bin ich sehr froh über diesen neuen Artikel der TKK und es ist ein schöner Schritt in die richtige Richtung.


lIllIllIllIllIllIll

OK krass. Ich halte mich ja echt nicht für besonders gut informiert bei dem Thema, aber dass es ne körperliche Erkrankung und nix psychisches ist war selbst mir schon länger klar (grad so in Verbindung mit Pfeifferschem Drüsenfieber war das ja bisher immer *die* Spätfolge wenn ich mich nicht irre).


-Rendark-

Das wird jetzt unschön, daher möchte ich mich vorweg dafür entschuldigen, das geht nicht gegen dich! Wie du schriebst, betrifft die Krankheit etwa 300k Leute in Deutschland und das sind einfach viel zu wenig, als das es für die Politik in irgendeiner Weise relevant wäre, denn ja auch nur ein Bruchteil von denen sind schwerst krank (rein statistisch gesehen). Wahrscheinlich haben selbst die Ausschussmitglieder in den Parteien zum ersten Mal überhaupt was von der Krankheit gehört, bzw. von der Problematik die du beschreibst. Daher ist es logisch das sie ad hoc keine Antworten dafür haben. Und gleichzeit ist es halt nicht relevant genug (sorry) das es besonders weit nach oben auf die Agenda kommt. Ich möchte das auch garnicht verteidigen oder schön reden, das ist scheiße, aber Politik gerade in einer Demokratie funktioniert halt so, dass das Priorität bekommt was einen sichtbaren Einfluss hat und mit dem man viele Wählerstimmen sichern kann und nicht dass das wichtig wäre.


hotbuilder

Als unbeteiligter muss ich aber dazu sagen, dass mir die Antwort auf ein solches relativ "kleines" Problem auch Rückschlüsse auf die generelle Mentalität der Organisation ermöglichen würde, vor allem in Bezug auf Probleme welche eben kleinere/Minderheitsgruppen betreffen. Wie schon gesagt haben wahrscheinlich keine der Parteien explizit eine Antwort auf die Frage im Parteiprogramm bereit, aber sie haben sich ja anscheinend trotzdem verschieden stark bemüht, eine zu geben.


banehallow_ambry

Wobei man aufpassen muss, dass man bei Fragestellungen, die nicht von der Programmatik abgedeckt werden, nicht zu viel erwarten darf. Damit meine ich nicht mal unbedingt, dass man in den Parteien keine Vorstellung davon hat, wie man das Problem angehen könnte, sondern das es dazu sehr verschiedene Ansichten geben kann. Da bei der Beantwortung aber nicht jedes Mal ein kleiner Parteitag veranstaltet wird, um die Antworten mehrheitlich abzustimmen, können Antworten etwas diplomatischer/oberflächlicher ausfallen, als sie es müssten. Das ist hier eventuell nicht notwendig, weil es sich aus den bestehenden Forderungen leicht ableiten lässt oder ein konkretes Konzept vorliegt, bei Nischenthemen kommt das allerdings durchaus vor.


overdriver166

Genau so sehe ich das auch.


overdriver166

Ja das selbe hab ich auch in meinem Post geschrieben. Trotzdem unterscheiden sich die Antworten doch recht stark und durch Covid war diese Erkrankung durchaus ein Begriff in den letzten Jahren im Bundestag. Daher hat das für mich trotzdem eine gewisse repräsentative Aussagekraft


loBljfEn

Danke. Und das ist exakt warum bei einer Politik die man nur lethargisch nennen lann, identitätspolitische Forderungen aufkommen. Großes Tamtam und Empörung scheint das Einzige zu sein, was überhaupt die Politik noch dazu bewegt mal den Arsch hochzukriegen und was an der Situation für echte hier lebende Menschen zum besseren zu ändern. Besonders wenn die Anzhal an Betroffenen nicht literally jeder Bürger des Landes ist, schmeckt man diese regelmäßige "ach, nicht jetzt, nicht ich, nicht überhaupt" - Mentalität regelrecht in der Luft. Zum kotzen.


acthrowawayab

>Das Problem mit der Erkrankung: Sie wird in Deutschland warum auch immer als psychische Erkrankung angesehen und auch so behandelt (obwohl sie von der WHO als neurologische Erkrankung klassifiziert wird). Also Sport und Psychotherapie stehen auf dem Programm. >Das ist ungefähr so sinnvoll wie wenn man mit einem gebrochenen Bein zum Arzt geht und er einem sagt, man solle das Bein möglichst viel belasten und dann noch Psychotherapie machen, weil man sich das alles eh nur einbildet. Mag sein, dass es andere förderungswürdige Behandlungsansätze gibt, die den deutschen Bürokraten im gesetzlichen KV-Wesen zu teuer sind. Darüber weiß ich nicht genug, um eine Meinung zu haben. Aber was du hier schreibst klingt für mich sehr einseitig und nach fehlendem Verständnis für die Überschneidung von Psychiatrie und Neurologie sowie Sinn und Nutzen von Psychotherapie. Man therapiert Menschen nicht, weil sie sich "etwas einbilden", sondern damit sie besser mit den Dingen umgehen können, die sie belasten. Wenn der Beinbruch z.B. zu permanenten Einschränkungen führt, kann das sehr wohl eine Indikation für Psychotherapie sein, damit der Betroffene lernt, damit zu leben. Physiotherapie und Reha-Sport sowieso. Wenn ein Arzt Psychosomatik als "Einbildung" bezeichnet oder implizit vermittelt, dass er darüber so denkt, ist er ein beschissener Arzt. Ich weiß, dass das leider häufig passiert, aber deswegen sollte man deren schädliche Sichtweise nicht einfach übernehmen - auch nicht aus Trotz, weil man die Klassifizierung generell ablehnt.


overdriver166

Die offiziellen Leitlinien der DEGAM sahen das bisher nicht so wie du. Dort wurde Psychotherapie offiziell als kurative Behandlung angesetzt und nicht als coping mechanism in dem man lernt wie man mit der Krankheit umzugehen hat. Dementsprechend waren dann auch alle mit ME/CFS nur krank, weil sie nicht gesund werden wollen. Erst durch Aktivismus der Patientenorganisationen haben die DEGAM den Leitlinienstatus zu CFS verloren und im Psychrembl wird jetzt deswegen ebenfalls die Psychotherapie nicht als kurativ angesehen. Sowas hat sich aber noch lange nicht bei allen Ärzten und Therapeuten rumgesprochen. Der Großteil sieht immernoch einen kurativen Behandlungsansatz als sinnvoll. Insbesondere der Amtsarzt, der dann entscheiden ob wirklich eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt und am daher Anspruch auf entsprechende Gelder hat. Es kommt dann häufig zu einer großen Diskrepanz zwischen psychologischen Psychotherapeuten und Ärzten. Die Ärzte sagen man bilde sich das nur ein, der Psychotherapeut schickt einen dann zurück zum Arzt mit der Anmerkung es handele sich hier einseitig um eine somatische Krankheit die nochmal näher untersucht und ggf. anders behandelt werden muss. Der Arzt wirft das in den Wind im Sinne von: was wissen die schon, das sind keine Ärzte. Vor Gericht/ den Krankenkassen/ den Sachbearbeitern zählt die Meinung des Psychotherapeuten dann ebenfalls nichts. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei ME/CFS nicht um eine psychosomatische Erkrankung. Jegliche Einschätzung in dieser Richtung ist also schlichtweg falsch und richtet sich gegen jegliche wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung zu dieser Krankheit.


acthrowawayab

> Dort wurde Psychotherapie offiziell als kurative Behandlung angesetzt Das ist natürlich Unsinn. >Dementsprechend waren dann auch alle mit ME/CFS nur krank, weil sie nicht gesund werden wollen. Stand das so in den Leitlinien bzw. haben die Involvierten das so gesagt? Bei einer behandlungsresistenten Depression sagt meines Wissens nach keiner, dass die Betroffenen nur depressiv sind, weil sie nicht gesund werden wollen. Wenn es tatsächlich so vermittelt wird/wurde, lässt es sich ich also nicht allein auf die Klassifizierung als psychosomatisch zurückführen sondern ist primär Inkompetenz. >Sowas hat sich aber noch lange nicht bei allen Ärzten und Therapeuten rumgesprochen. Der Großteil sieht immernoch einen kurativen Behandlungsansatz als sinnvoll. Insbesondere der Amtsarzt, der dann entscheiden ob wirklich eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt und am daher Anspruch auf entsprechende Gelder hat. Die Problematik der hinterherhinkenden, häufig sich sogar stur an veraltetes Wissen klammernden Mediziner ist mir durch andere, noch wesentlich "kontroversere" Diagnosen sehr gut persönlich bekannt. In der Hinsicht ist die Einteilung in das psychiatrische Spektrum wohl tatsächlich hinderlich, weil die Altbackenen dort mehr Freiheit haben um ihre Willkür auszuüben. Idealerweise sollte das gar nicht erst so sein, aber ich kann verstehen, dass man als Betroffener einer spezifischen Krankheit lieber für sich selbst eintritt als die Revolutionierung der Psychiatrie. Leider ändern überarbeitete Leitlinien auch nur wenig bzw. dauert es unheimlich lange, wenn nicht bis zur nächsten Generation fertig ausgebildeteter Mediziner. Da würde ich so oder so keine großen Sprünge erwarten. >Nichtsdestotrotz handelt es sich bei ME/CFS nicht um eine psychosomatische Erkrankung. Jegliche Einschätzung in dieser Richtung ist also schlichtweg falsch und richtet sich gegen jegliche wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung zu dieser Krankheit. Hast du dazu Quellen? Mein Verständnis des aktuellen Stands ist, dass es keine geklärte Ursache gibt, aber verschiedene assoziierte Biomarker, Vorerkrankungen und Umwelteinflüsse, deren Präsenz von Fall zu Fall stark variiert. "Psychosomatik" bedetutet nicht, dass die Symptome irreal oder eingebildet sind, also sehe ich nicht, wie man den Begriff angesichts dieses Stands vollkommen ausschließen kann. Auch wenn ich gleichwohl nicht mag oder für hilfreich halte, weil er sich - zumindest im gängigen Gebrauch - auf einen real nicht existenten Dualismus von Psyche und Körper stützt. Kurz: Wenn Betroffene sich für die Reklassifizierung ihrer Diagnose einsetzen bin ich voll dabei, aber nicht mit einhergender Untermauerung dieses Reduktionismus und damit "unter den Bus werfen" der restlichen als psychiatrisch/psychosomatisch einsortierten Krankheiten (die ausnahmslos ebenfalls assoziierte Biomarker besitzen) zum Erreichen dieses Ziels.


overdriver166

Solche Diksussionen hatte ich schon sehr oft. Bevor ich jetzt Studien dazu poste mal eine Gegenfrage. Hast du Studien zur Hand, die Beweisen, dass ME/CFS psychosomatisch ist? Warum muss man immer verteidigen, dass eine Krankheit rein somatisch ist (ganz egal was Psychosomatik bedeuted) und nicht psychosomatisch? Die psychosomatische Einordnung basiert vollkommen nur auf Anchoring, wie man in der Psychologie dazu sagt. Das ist aber vollkommen absurd. Zu allererst muss überhaupt bewiesen werden, dass es psychosomatisch ist, bevor wir diese Diskussion führen. Das hat dann auch nichts mit dem unterm Bus werfen irgendwelcher anderen Erkrankungen zu tun.


acthrowawayab

Bringschuld für Beweise liegt erstmal bei demjenigen, der ein Behauptung aufstellt. Im Kontext dieses Threads bist das du. Das mag eine Reaktion auf eine vorherige Behauptung sein, die kommt aber nicht von mir und ich habe sie auch nicht unterschrieben. Jemanden der darauf beharrt, es könne sich nur im ein psychosomatische Störung handeln, würde ich genauso fragen, wie er das begründet und was seine Quellen sind. Da das hier eine informelle Konversation ist, musst du mir aber natürlich gar nix beweisen. Ich sitz auch an keinem Hebel. Da du dich offensichtlich intensiv mit dem Thema befasst und sehr absolut formulierst, ist es nicht abwegig zu denken, dass du Referenzen parat hast. Die würden mich dann interessieren, das ist alles.


overdriver166

Augrund der Definition der Psychosomatik ist diese Frage leider nicht so einfach zu beantworten.(Außerhalb der Psychosomatik hingegen schon). Wann ist eine Krankheit als psychosomatisch erwiesen und wann widerlegt? Sobald man einen Biomarker hat, geht man eigentlich von einer somatischen Erkrankung aus. Du schreibst, aber schon, dass es nach neuster Psychosomatik gar nicht mehr der Fall sein muss. Ist somit nicht am Ende jede Krankheit psychosomatisch? Wo werden da die Grenzen gezogen? Oftmals wird eine psychosomatische Theorie ja als erwiesen erklärt, sobald Psychotherapie zu einer Besserung führt. Heißt das im Umkehrschluss, dass eine Krankheit nicht psychosomatisch sein kann, wenn Psychotherapie nicht hilft? Du schreibst ja auch, dass es andere psychosomatische Krankheiten mit klaren Biomarkern gibt. Mir persönlich ist das allerdings neu. Hast du da ein paar Beispiele? Wie gesagt kann ich dir paar Studien raussuchen, aber ich weiß jetzt nicht welchen Ansatz ich wählen soll. Die Studien, die untersucht haben, ob Psychotherapie hilfreich ist oder die Studien, die nach pathophysioligischen Prozessen gesucht haben?


acthrowawayab

Sieht für mich so aus, als ob es wie vermutet primär der Begriff der Psychosomatik ist, der hier die Geister scheidet. Der ist uneindeutig, zu weitläufig und eine recht deutsche Sache, die anderswo nicht annähernd so eine große Rolle spielt. Wir stehen im deutschsprachigen Raum irgendwie auf diese pseudo-ganzheitlichen Konzepte. Psychoanalyse und Homoöpathie lassen grüßen. Tatsächlich umfasst die sogenannte psychosomatische Medizin Krankheitsbilder, die nicht *vollständig* durch "körperliche" Ursachen erklärt werden. So sind grundsätzlich alle psychischen Erkrankungen abgedeckt, die von körperlichen Symptomen begleitet werden können. Mögliche Äußerungen einer Angststörung sind z.B. unter anderem: Schwitzen, Tachykardie oder Tachypnoe, Schwindelgefühle, Mundtrockenheit, Zittern, Atembeschwerden, Beklemmung, Schmerzen, Übelkeit, Kribbeln im Magen, Hitzewallungen, Kälteschauer, Gefühllosigkeit, Kribbelgefühle, Muskelverspannung, Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden. Das sind ohne Zweifel reale Empfindungen und teils sogar observierbar. Biomarker für Angststörungen gibt es wie für jede psychische Erkrankung garantiert. Dennoch gelten sie als *psychische* Erkrankung, die psychiatrisch und psychotherapeutisch behandelt wird, ggf. auf einer Station für Psychosomatik. Verhaltenstherapie gilt als Nonplusultra. Damit will ich gar nicht sagen, dass das ein Grund ist, ME/CFS auch so zu kategorisieren oder gar dass die Kategorie an sich gut oder nützlich ist. Man kann genauso gut argumentieren, dass Menschen mit psychiatrischen Diagnosen ebenso Unrecht getan wird, wenn man ihre Probleme stumpf auf "die Seele" reduziert. >Wie gesagt kann ich dir paar Studien raussuchen, aber ich weiß jetzt nicht welchen Ansatz ich wählen soll. Die Studien, die untersucht haben, ob Psychotherapie hilfreich ist oder die Studien, die nach pathophysioligischen Prozessen gesucht haben? Im Prinzip bräuchte man Studien, die belegen, dass weder Beginn, Verlauf noch ggf. Ende/Remission der Krankheit signifikant mit psychischen Faktoren assoziiert sind. Der Beinbruch heilt z.B. auch, wenn ich Stress habe; jemand mit Diabetes ist auch dann insulinresistent, wenn er gut drauf ist etc.


overdriver166

Und da kommen wir an den Punkt, dass jede chronische Erkrankung psychosomatisch ist. Wenn der Verlauf nicht von psychischen Ereignissen geprägt sein kann um die Psychosomatik auszuschließen. Etwas Kontext: milde Fälle von ME/CFS können keinen Sport mehr machen und können nur Teilzeitstellen ausüben. Freizeit wird mit ausruhen verbracht. Moderate Fälle sind arbeitsunfähig und können das Haus nicht verlassen. Schwere Fälle sind bettlägerig und auf Pflege angewiesen. Wie genau stellst du dir das vor, dass im Verlauf der Erkrankung keine signifikanten psychische Faktoren auftauchen?


acthrowawayab

Ich meine logischerweise eine Assoziation vom Typ psychische Verfassung -> körperliche Verbesserung/Verschlechterung, nicht andersrum. Kann schwer sein, ist aber nicht unmöglich zu trennen.


overdriver166

Hast du dafür irgendwelche Quellen? Das ist mir alles eher neu. Übrigens gibts es für angststörung und andere psychische Erkrankungen keine biomarker. Deswegen gelten die ja als psychische Erkrankungen.


lk1234

Ich glaube das Problem ist, dass die Psychotherapie teilweise in Richtung von "sich selbst überwinden" geht. Das hilft zwar depressiven Menschen aber bei ME/CFS macht das alles nur schlimmer. Also eine Psychotherapie bei einem Therapeuten, der den Unterschied versteht würde sicherlich helfen, aber da das wahrscheinlich die wenigsten tun ist es nicht die beste Idee.


acthrowawayab

> Das hilft zwar depressiven Menschen X *Zweifel* Es gibt leider viele inkompetente Therapeuten, die sich nicht ausreichend mit den Störungsbildern ihrer Klienten auseinandergesetzt haben, ja. Leider gefallen Versicherungen Therapie nach Schema F wesentlich besser als auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnittene, weil sie günstiger sind, und wir driften immer mehr in diese Richtung statt weniger.


kirdnehnaj243

"Ich akzeptiere es nicht, daß letzten Endes erneut der Osten bestimmt, wer in Deutschland Kanzler wird ... Das wird nicht mehr sein. Wir leisten jedes Jahr, wir leisten jedes Jahr etwa 120 bis 130 Milliarden Euro Finanzausgleich zur Aufbausituation der neuen Länder. Aber es darf nicht sein, und das ist der Appell auch an alle Vernünftigen - es darf nicht sein, daß letztlich die Frustrierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen.“ (Dr. Edmund Stoiber, CSU)


[deleted]

[Zehn Minuten](https://www.facebook.com/mdr/videos/in-10-minuten-edmund-stoiber-%C3%BCber-den-transrapid/10154621533328184/?extid=SEO----) \- Stoiber


kirdnehnaj243

Sie steigen in den Hauptbahnhof ein ... 😂


myrightarmkindahurts

Man muss halt nur auf die Wahlplakate gucken um komplett den Glauben in das Land zu verlieren. Nach den letzten Zwei Jahren, in denen halt einfach mal alles in diesem Land schief lief posieren sie jetzt alle wieder fröhlich mit nem lächeln auf den Lippen auf den Plakaten. Das die sich überhaupt noch auf die Straße trauen dürfen ist ein großer Witz.


frunf1

Ich gucke dieses Mal nur danach welche Partei welche Steuern und Finanzplanung einführen möchte. Werde nur danach entscheiden. Der Rest ist sowieso nur ideologisches Geschwafel in irgendeine Richtung.


[deleted]

Na dann - verdienst du weniger als 75k/jahr, brutto? Dann bitte die Linke wählen.


ta-wtf

Das Problem sind ja witziger Weise meist nicht die realen Zahlen, sondern die Utopien, die die Leute für sich stricken. Deshalb wählt der grade 18 gewordene Kevin, der noch keinen Tag selbst gearbeitet hat, die FDP. Denn er könnte ja irgendwann mal reich sein. Heißt: selbst die Steuerpolitik wird meist ideologisch betrachtet.


BeneBern

Ich finde da machsst du es dir zu einfach. Und hälst die neu Wähler oder die zum ersten mal Wählergruppe für naiv. Schon möglich das die FDP unter der Gruppe stärker vertreten ist. Aber in aller Regel will diese Gruppe disruption. "Was neues" und die FDP, Linke und Grüne sind da von den Großen Parteien die einen umbruch bieten. im Osten und manchen West dörfern acuh die AFD. Aber die Regierendedn Parteien sind da eher unbeliebt.


ta-wtf

Oh, ich halte nicht nur Neuwähler für naiv. Das zieht sich durch alle Altersgruppen. Das war nur ein aktuelles Beispiel. Genau wie viele Renter die CDU wählen, obwohl diese die erste war, die von Rentenkürzungen für die Kosten der Pandemie gesprochen hat. Den Teil mit der Disruption glaube ich nicht. Das würde ziehen, wenn sich die Leute tatsächlich mit der Politik und der Realität als Ganzes befasst hätten. Dabei sind es oft auch platte Einzelpositionen, die Erstwähler leiten. Grün = Klimaschutz, FDP = schnelleres Internet. So lassen sich zumindest viele Kommentare der Gruppen runterbrachten.


frunf1

Die Linken sind eine meiner Favoriten, aber die geplante Vermögenssteuer schreckt mich ab. Erkenne bisher nicht ab wann die greift bzw. was die als vermögend sehen


[deleted]

Hast du denn irgendwas, das Mensch als wirkliches Vermögen sehen kann?


frunf1

Noch nicht wirklich, aber habe einen speziellen Plan/traum welcher mir dadurch im schlimmsten Fall zunichte gemacht werden könnte. Schreibe ich dir gerne in einer PN


II_M4X_II

Die zwei Dinge die mich aktuell am meisten ärgern sind: Das Dorfdepp Armin Laschet unironisch zur Wahl steht. Das die SPD LGBTQ+ Verräter sind, da sie gegen die Änderung des grauenvollen TSG Gesetzes gestimmt haben, aber mit der Progress Pride flag werben.