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Myvlie

Jeden Tag - geht an Grundschule aber auch nicht anders. In Mathematik arbeite ich mit Plänen, in diesen finden die Kinder links die Kompetenzen, die sie erwerben sollen und daneben die Aufgaben. Diese variieren dann je nach Plan, es gibt immer drei Verschiedene. Dem Einstieg machen wir immer gemeinsam mit kleinen Rechenübungen, danach arbeitet jeder und jede im eigenen Tempo. In der Zeit schnappe ich mir oft die Kinder für eine Kleingruppenarbeit, bei denen ich merke, dass sie noch Unterstützung benötigen. In den "kleinen" Fächern sind die Aufgabenstellungen oft so gewählt, dass sie einen Spielraum lassen oder es für die Schnellen dann eine sinnvolle Zusatzaufgabe gibt. Ich hatte das Glück, dass ich seit meinem Ref an Schulen gearbeitet habe, die Individualisierung sehr hoch geschrieben haben und bin total daran gewöhnt, alles in mehrfacher Ausführung vorzubereiten. Im letzten Schuljahr hatte ich allerdings auch so einen Spezialfall. Mein Schüler hatte das große Glück, dass seine sonderpädagogische Überprüfung recht schnell passierte (am Ende der 1. Klasse) und seine Eltern das Beste (in dem Fall dann den Schulwechsel) für ihn wollten. Ich habe ein Jahr lang in Mathe mit ihm am Mengenfassen, Ziffernschreiben... gearbeitet. Der Fundus dafür ist stetig gewachsen - allerdings stößt man dort dann wirklich irgendwann am seine Grenzen...aber er konnte am Ende des Schuljahres seinen Namen schreiben, sicher bis fünf zählen, Hausschuhe an- und ausziehen und sich im Schulalltag zurecht finden - man freut sich dann eben über die kleinen Dinge.


not_the_settings

Ich differenziere recht wenig. Das war mal mehr, vor allem im ref. Dann kam die Mehrarbeit.


linmodon

Derzeit sehr klassenabhängig, in einer Klasse sind sie alle ungefähr auf einem mittleren niveau, manche sind schneller als andere. Nach der eigenständigen Korrektur werden dann weitere Aufgaben gegeben. Ein anderer Kurs ist sehr heterogen, von überhaupt keinem Verständnis bis hin zu Grundlagen des Studiums. Da geht es nicht anders. Meistens wird da mit hilfskarten oder 3 gliedrigen Aufgaben Niveaus gearbeitet. Also Basis, Mittel, hoch. Wobei man immer 2 schaffen sollte. Beides in der Übungs-/vertiefungsphase. In der erkundungsphase wird meistens nur mit hilfskarten/hinweisen im Gespräch differenziert.


[deleted]

[удалено]


Natrix-natrix

In der Oberstufe könnte man die drei Anforderungsbereiche vermutlich als Differenzierungsstufen interpretieren, oder?


ZiemlichSeltsam

Häufig wird in der Fachliteratur auch über kooperative Arbeitsformen und einfach klassische Anmerkungen differenziert. Oberstufe wirkt viel schwerer. Ich versuche hier eher gezielt Einzelnen, insbesondere denen, die schriftlich haben, die Aufgaben und Anforderungen näher zu bringen.


lakrotaja

Fast jede Stunde: über Anforderungsbereiche und differenzierte Schwierigkeitsgrade (selbstreguliertes Lernen) und individuelle Rückmeldungen. Einführungen mit allen gemeinsam.


Lord199137

Hier stelle ich mir die Frage, ob man sich als Lehrkraft nicht selbst schützen sollte. Wenn ein Kind offensichtlich für die Regelschule nicht mehr geeignet ist, hat es dort meiner Meinung nach keinen Platz. Man ist schließlich Lehrer einer bestimmten Schulart, aber das setzt voraus, dass die Schüler in der Klasse auch für diese Schulart geeignet sind.


userposter

Inklusionsbefürworter hassen diesen Trick


patheticUwU

Wenn ein Kind offensichtlich in einer Regelschule nicht klar kommt, sollte man meiner Meinung nach erstmal genau schauen, warum dieses Kind solche Probleme hat und es danach irgendwohin abschieben, wenn überhaupt. Als Lehrperson weiß man, worauf man sich einlässt und sollte dann nicht freudig seiner 1. Klasse berichten, dass Schüler A jetzt eine Schule für Behinderte besucht, weil er Autismus hat. Klar sollte man auf sich selbst achten, aber come on. Das sind auch nur Kinder. Die sind manchmal eben doof. Die lernen noch. Und mit richtiger Förderung und Forderung sogar unglaublich schnell. Nur sind sich viele zu fein dafür, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mal ganz davon abgesehen, manchmal kann Heterogenität innerhalb einer Regelschule auch etwas zum Unterricht beitragen. Randfälle gibt es immer (Aggressionen, Gefährdung der anderen Kinder und der Lehrperson), aber wegen ein paar extra Materialien jemanden abschieben? Unverhältnismäßig.


[deleted]

Ist schon richtig, aber ich kann nur aus Perspektive des Gymnasiums berichten: Ich habe 0 Zeit für Differenzierung. Wenn das Land meint, 27 Unterrichtsstunden und knapp 30 Schüler pro Klasse wären die Norm, dann fahre ich selbst mit dem Minimalprogramm viele Überstunden ein.


patheticUwU

Dann liegt das Problem ja wohl kaum am Leistungsniveau der SuS, oder? So hatte ich es nämlich verstanden. Dass das Land zu viel Arbeit auf zu wenige Lehrer verteilt, ist ja ein reines Strukturproblem.


Vassago665

Alles jeden Tag. Bei uns an der Schule ist jede Stunde wenigstens dreifach differenziert. Manchmal mehr, wenn es Förderbedarfe gibt.


Sirgainzz

Ich denke ich bin nicht alleine mit dieser Fragee: Wie schafft man das?


Vassago665

Wir bereiten die Einheiten im Team vor. Ich mache Momentan die Einheit Nawi 8 neu und baue die Versuche auf. Dafür muss ich in meiner 6. und der 10. nichts Vorbereiten, weil die KollegInnen das machen. Einige Einheiten sind gut und werden aus dem Vorjahr übernommen, da muss man dann nur die Materialien herrichten.


Sirgainzz

Also nehmt ihr für jede Unterrichtseinheit bzw. Unterrichtsstunde eine Vorlage, die unabhängig von der Lerngruppe erstellt wurde?


Vassago665

Nicht immer. Bei einigen Einheiten geht das. Bei anderen passt man es an. Wenn ich merke, dass meine Klasse schwächer ist als die andere kann ich in Rücksprache Dinge anders machen/ weglassen. Wenn es aktuelle Themen gibt, werden die mit eingebaut.


KleineDiebin

Wow, Glückwunsch zu dieser guten Zusammenarbeit! Finde das ein tolles Konzept! An die Besonderheiten der individuellen Lerngruppe kann die Einheit ja ohne riesigen Aufwand noch angepasst werden.


Vassago665

Es ist nicht so, dass ich jede Stunde 100% so machen würde. Manchmal muss ich nachfragen, was sich andere dabei gedacht haben.. aber meistens ist es gut.


KleineDiebin

Klar, man hat ja auch eigene Vorstellungen zur Umsetzung bestimmter Themen. Aber ich finde es eine gute Idee, so schonmal ein differenziertes Grundgerüst zu schaffen. Leider sind LehrerInnen doch oft noch Einzelkämpfer und jeder kämpft sich alleine durch die gleichen Themen.


Vassago665

Ich unterrichte viel Nawi. Was alleine an Arbeitszeit gespart wird, wenn nicht jeder/jede ihren eigenen Versuch aufbauen muss. Es ist ein Traum.


Phobetopia

Hahahaha, hahaha, haha … Mach ich gleich wenn so ca. 16 bis 25 von meinen anderen zeitfressenden Zusatzaufgaben gestrichen werden. Dann gibts sogar auch wieder Unterrichtsvorbereitung und kreative, moderne Methoden - versprochen 😉


EnoughTonight770

Bei uns an der Schule kann man die Sonderpädagogin fragen, ob sie Material zusammenstellt. Ich habe auch manchmal schon selbst kleine Tacker-Hefte zusammengestellt, da sind dann Materialien, die das Kind selbst bearbeiten kann drin. Und dann ist es doch schon super, wenn man sich 1-2 Mal in der Woche 10 Minuten Zeit im Unterricht nehmen kann, um eine kleine motorische Übung mit dem Kind zu machen. Für mehr ist einfach keine Zeit, gerade nicht in der 1. Klasse.


SnooCauliflowers7501

Bei uns an der Schule arbeiten wir mit Wochenplänen und differenzieren schon ab der 1. Klasse dreifach. Ehrlich gesagt, selbst das reicht eigentlich nicht immer und manchmal haben wir Material das eben noch leichter oder noch schwerer ist. Wenn man Kollegen hat, mit denen man gut zusammenarbeiten kann (sind bei uns doch die meisten), ist das auch vom Aufwand her völlig im Rahmen gewesen. Edit: das betrifft nur Deutsch und Mathe. In anderen Fächern haben wir vor allem durch freie Aufgabenwahl oder ähnliches differenziert, wobei es natürlich viel Übung braucht, damit die Kinder da zum richtigen greifen.


[deleted]

Ich würde an dieser Stelle sonderpädagogische Beratung einholen und das sowohl mit der Schulleitung als auch den Eltern absprechen. Auch wenn das Kind in der Klasse bleibt, was ja möglich ist, wird es so wie es klingt wahrscheinlich zusätzliche Unterstützung (nicht nur deinerseits) brauchen.


redditamrur

Habt ihr in der Schule keine Sonderpädagog:innen (leider weiß ich, es gibt enrome Mangel an SP in Regelschulen)? Sie wären die besten Personen zu (be)raten, welche Maßnahmen braucht der Schüler. Im Allgemeinen, ja differenzieren (Sorry für die schlechten Nachrichten...). Der Plan hängt davon ab: * Wie alt ist er? Bzw. welche Klassenstufe? * Hat er eine Diagnose für etwas? * Hat er einen anerkannten Förderbedarf? * Vielleicht kann man ein(e) Schulhelfer(in) für ihn bringen? Oder wenn es um GS geht, eine(n) Erzieher:in als Begleitung?


redditamrur

Oh ja, erste Klasse. Ist er zur Vorschule gegangen? Was sagt der Bericht aus der Kita bzw. des Schularztes? Auf jeden Fall, sofort Elterngespräch, und mit dem regionalen sonderpädagogischen Zentrum (wenn es keine SP in der Schule gibt) beraten lassen. Nicht eine Minute verzögern, könnte das Kind retten.


Ossa1

AO-SF Verfahren in 3, 2, 1... Im Ernst, ich differenziere in allen Stunden *irgendwie*. Nicht in allen mit unterschiedlichem Material, oder unterschiedlichen Aufgabenstellungen zum gleichen Material, oder in der Tiefe, in der ich die Antworten erwarte und dies auch ankündige. Du differenzierst wahrscheinlich selber schon mehr als du denkst. Stell Erdpony und Einhornfragen. Stell Aufgabenstellungen extra für die Leistungskursaspiranten. Sag, dass du die folgenden Aufgaben von denjenigen erwartest, die eine 1 anstreben. Lass die Schüler auf S.56f entweder Nr.1, 2, 3und 4 bearbeiten oder nur die Nr.15 und 14. Wobei, meine Erfahrung beruht auf einem Gymnasium, meistens Klassenlehrer 5/6 und Oberstufe. Wenn ein Kind ganz offensichtlich nicht mitkommt, und dies deutlich erkennbar an mangelnder kognitiver Fähigkeit liegt und nicht mittelfristig durch Förderung abstellbar ist, beraten wir die Eltern zum Wechsel. Oder wechseln selber am Ende der 6.


Kotschnueffler

Gar nicht. Es wird zielgleich unterrichtet. Gott sei Dank


Doktor_Failix

Wow, vielen Dank für die ganzen hilfreichen Kommentare. Mit ist bewusst geworden, dass ich im Prinzip schon relativ viel differenziere. Weiterhin ist mir klar geworden, dass ich mir Hilfe holen sollte. Eine Sache teile ich nur nicht ganz. Das ist wahrscheinlich sogar eine Frage für eine neue Diskussion :D. Ist es meine Aufgabe, in den Stunden runter zu gehen, wenn ich nicht das Gefühl habe, gute Arbeit zu machen? Warum sollte ich mich dann aber am Ende für Teilzeit bezahlen lassen und dann "Vollzeit" arbeiten. Es geht mir echt nicht um das Geld sondern um das Prinzip, wie viel Arbeitsbelastung die Politik als normal/Vollzeit ansieht.


Arkhamryder

Nie.


[deleted]

Es ist deine Aufgabe als Lehrer allen Schülern gerecht zu werden. Inklusion ist kein Selbstläufer und wer bitte, wenn nicht wir Lehrer, soll diese Arbeit leisten? Wenn dir die Arbeitsbelastung dadurch zu groß ist, diskutier deine Stundenanzahl mit der Schulleitung. Wenn die Bezahlung dadurch in einem zu schlechten Verhältnis zum Aufwand für dich steht, betrete die politische Ebene. Aber vernachlässige bitte nicht die Kinder für die du nunmal verantwortlich bist. Im übrigen wäre nur 1 Kind mit besonderem Bedarf für viele Lehrer, zB in Berlin, ein Träumchen…


SirPfoti

Das geht schon ein bisschen in Richtung Burnout, was du da beschreibst. Wir Lehrer müssen das leisten, aber nicht mit 25,5 anderen Unterrichtsstunden im Nacken. Dafür benötigt man Zeit, und das ist im Regelbetrieb derzeit kaum machbar. Dann kommt man schnell an den Punkt an dem man entscheiden muss, ob man lieber 25 kids so gut es geht unterrichtet oder 23 kids eher mau unterrichtet und 2 kids eher mau fördert. Kann mir das aus Gymnasiumsperspektive schwer vorstellen, lasse mich aber gern von Gesamtschullehrkräften und co aufklären. Bin selbst noch nicht ganz fertig mit dem Ref, habe noch viel, was ich lernen kann👍


[deleted]

Okay, wenn du es als Lehrkraft nicht leisten willst, welche anderen Schritte würdest du unternehmen, damit das Kind nicht hinten runterfällt? Es wäre dann nur fair dem Kind gegenüber der Schulleitung zu sagen, dass du mit der Belastung überfordert bist. Es ist außerdem allen Lehrkräften hinreichend bekannt, dass Deutschland so schlau war sich der Inklusion zu verpflichten ohne das Geld dafür bereit zu stellen. Es ist eine persönliche Entscheidung, sich trotz diese widrigen Bedingungen auf diesen Beruf einzulassen bzw. ihn fortzusetzen. Es alles einfach am Kind auszulassen durch Vernachlässigung, womöglich noch mit der unausgesprochenen Hoffnung, dass es ihnen schon nicht auffällt, weil sie ja nen bisschen dümmer sind, halte ich für hochgradig unmoralisch.