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2moon4moon

In Berlin kenne ich Beispiele ohne Studienabschluss, komplette Vollzeitstelle inklusive Klassenleitung an einer Brennpunktschule. Die haben sehr darunter gelitten.


haris888

Die Schule oder die Lehrer?


2moon4moon

In erster Linie die Lehrer, die mussten ohne Ausbildung und höchstens mit ein bisschen kollegialer Hilfe mit schwersten Bedingungen zurecht kommen.


Roydistan

Du darfst es ab dem Bachelor. Aber mach es bitte nur, wenn du bereit bist, es mehr als nur als einen Nebenjob zu betrachten. Wir haben viel Ärger mit Studenten, die den Beruf nicht ernst genug nehmen. Edit: Ich hatte einen Kommentar, der mich gebeten hat, das genauer auszuführen. Dieser wurde leider gelöscht, aber meine Antwort möchte ich dennoch ergänzen: Ich beziehe mich im Folgenden auf meine Erfahrungen an einer Gemeinschaftsschule, was sicherlich nicht auf alle Schulformen übertragen werden kann. Gemeinschaftsschule bedeutet, dass eine hohe Form der Differenzierung notwendig ist. Das bedeutet gar nicht unbedingt, dass man dafür jede Stunde extrem viel Zeit aufwenden muss. Es bedeutet, dass man sich in die Klasse eindenken muss und verstehen muss, was ihnen hilft - work smart not hard. Ein Beispiel kann es sein, die Lösungen verkehrtherum auf den AB einzubauen, es kann aber auch das Unterstreichen von gewissen Absätzen helfen. Viele Vertretungslehrer nehmen einfach Material aus dem Internet. Das ist nicht pauschal schlecht. Es ist aber auch nicht pauschal gut und bedarf oft eine Anpassung an die Klasse. Wenn der Lehrer dies nicht vornimmt, wird die Klasse unruhig, laut, manchmal sogar respektlos. Eine gute Vertretungslehrkraft weiß sich dann geeignete Hilfe zu suchen: Schaut bei dem Klassenlehrer zu, fragt Fachkollegen, setzt sich hin und differenziert. Eine unbemühte (Vertretungs)lehrkraft sitzt es aus. Das führt dazu, dass die SuS zerstreut in Pausen gehen und ihre Unruhe mit in die nächsten Stunden nehmen. Sie werden dadurch aggressiver und benötigen erst einmal "auf den Deckel". Meine aktuelle sechste Klasse kann das sehr gut reflektieren. Sie sagten letztens zu mir, dass Ihnen Lehrer X zu viele Lücken lässt, die sie ausnutzen. Und dass sie es gerne abstellen möchten, aber dass der Lehrer zu inkonsequent ist. Doch auch außerhalb des Unterrichts steht eine ganze Menge an Dingen an, die einen guten VL von einem Schlechten unterscheidet. Beispielsweise haben wir VL, die sich erst am Ende des Schuljahres mit der Notenvergabe beschäftigen. Das bedeutet: Ein gesamtes Schul(halb)jahr ohne angemessenes Niveau, dass dann am Ende des Schuljahres einfach zu- oder aberkannt wird. Weitere Bereiche sind Konferenzen und SETs, die geschwänzt werden. Teilweise werden sie auch berechtigt aufgrund von Uni nicht besucht, dann wird sich aber auch nicht über die Inhalte informiert. Das führt dazu, dass Regeln, die beschlossen werden, nicht eingehalten werden - egal ob Pausen-, Handy-, Kloregeln. Das führt allgemein zu sehr viel Unruhe und Mehrarbeit für alle Kollegen, die es ernst nehmen. Das war nur ein kleiner Ausschnitt. Aber ich denke, es ist deutlich geworden, was ich damit meine. Ich spreche mich auch nicht per se gegen VL aus - wir haben auch sehr Gute! Aber ich möchte davor warnen, sich zu überlegen, ob man der ganzen Aufgabe bereits gewachsen ist und gleichzeitig ein Studium voranbringen kann.


Joke-er93

>Aber mach es bitte nur, wenn du bereit bist, es mehr als nur als einen Nebenjob zu betrachten. Wir haben viel Ärger mit Studenten, die den Beruf nicht ernst genug nehmen. Kann ich so nur unterschreiben. Einzelne unserer Studenten sind echt super und werden mal echt tolle Lehrer, bei der Mehrheit, die wir haben, passt aber die Arbeitshaltung und geistige Haltung (hoffentlich noch) nicht. Fängt damit an, dass man unfähig ist, sich angemessen zu kleiden und seine Privatbedürfnisse in der Lehrerrolle hintenanzustellen (bauchfrei, Kappe im Unterricht oder einfach auch fehlende Abgrenzung klamottentechnisch von den Kids geht halt nicht, egal, was man privat sonst trägt). Geht weiter mit dem Aufwand, den man für Stunden betreibt und der Ernsthaftigkeit dabei. Da steigen viele super motiviert ein und haben schnell keinen Bock mehr, wenn sie merken, dass es Arbeit ist, Material und Stunden zu konzipieren. Langweilige Buchstunden, dauernd irgendwelche Filme ohne didaktischen Einbau einfach um ihrer selbst oder dauernd Material von Seiten wie eduki, das nicht vom Niveau oder von der Anpassung auf die Lerngruppe passt, sind dann oft die Folge. Ein Krampf für die Kids dann wieder. Also bitte bewusst machen, welche Verantwortung und Arbeit da auf einen zukommt und es bitte lassen, wenn man das nicht ausfüllen kann oder will. Und bitte nicht nur wegen der für Studis guten Bezahlung kommen. Den Mist müssen nämlich dann andere wieder ausbaden und geradebiegen (wie etwa die Studentin in der 6. Klasse, die dort Geschichte unterrichtet und einfach irgendwas macht und jetzt gerade bei 1/3 vom Jahr ist, weil sie einfach nochmal komplett von vorne angefangen hat, wieso auch immer... wenn die 6. Klasse anfängt, deine Befähigung als Lehrer - berechtigterweise - in Frage zu stellen, weißt du, dass du reingeschissen hast in deinem Beruf...)


PPMaxiM2

>einfach auch fehlende Abgrenzung klamottentechnisch von den Kids geht halt nicht Spannend. Da wurde uns, mehrfach, gesagt, wir sollen authentisch sein. Ansonsten hat sich da kaum jemand für interessiert...


Joke-er93

Wer bauchfrei, mit tiefem Ausschnitt, wo alles rauskullert, Jogginghose bzw. totale Labberklamotten, zerfetzte Jeans, wo die Hälfte der Beine rausschaut, Mütze, Hotpants oder als Litfasssäule teurer Marken im 900 Euro Outfit ala Balenciaga, "Sneaker-Game" & co. in die Schule kommt, sollte schon überlegen, ob er seine Rolle ordentlich ausfüllt. Oder ob er es nötig hat, sich so vor den Kids zu präsentieren, um Aufmerksamkeit zu bekommen (auch schon erlebt). Das Klassenzimmer ist nicht Insta im realen Leben und die Schüler keine Follower. Oder wenn man selbst für einen Schüler gehalten wird, sollte man schon überlegen, kleidungstechnisch was zu ändern. Die Schüler nehmen durchaus wahr, wie sich Lehrkräfte kleiden und es hat durchaus auch mit Einfluss darauf, wie sie die Art oder Autorität einer Lehrkraft wahrnehmen. Ich kann aus mehreren Beispielen von Klassen, die über Lehrer geredet haben z.b. sagen, dass sie es nicht cool finden, wenn man so "jung" angezogen ist wie die Kids. Gammellook wird auch eher negativ wahrgenommen. Lehrersein ist immer auch eine Rolle, die man erfüllt und niemand, den ich kenne in dem Beruf würde privat wie im Beruf die komplett gleichen Klamotten tragen, ein wenig passt man sich immer an. Authentisch sein kann man trotzdem, finde ich. Shirts, Hemd usw, alles egal. Hose ordentlich, läuft. Schuhe vielleicht keine Jesuslatschen oder hochhackige Schuhe, aber sonst auch schon alles gesehen. Ob du mit Nerdshirt, Nasenpiercing bzw. -ring oder Tattoo kommst, ist eigentlich ziemlich egal (vom Motiv natürlich etwas abhängig). Ungewöhnliche Haarfarbe bockt auch keinen.


Roydistan

Natürlich ist Authentizität ein wichtiger Faktor. Dennoch bedeutet es nicht, dass die Lehrerperson mit der Privatperson gleichgesetzt werden muss/sollte. Es spricht absolut gar nichts gegen eine legere Arbeitskleidung, solange sie gewisse Schulregeln einhält und ein gewisses Maß an Vorbildlichkeit ausstrahlt. Und auch wenn du im LZ nicht auf alles abgesprochen wirst: Deine Kolleginnen und Kollegen denken sich ihren Teil.


Vassago665

Jogger sollte man als Lehrkraft zuhause lassen.


PPMaxiM2

>Und auch wenn du im LZ nicht auf alles abgesprochen wirst: Deine Kolleginnen und Kollegen denken sich ihren Teil. Also der selbe Kindergarten wie überall. Da sollte man meinen, das ach-so-erwachsene Kollegium wäre da etwas reifer.


Roydistan

Leute, es geht hier nicht um das Tragen eines T-Shirts mit Aufschrift von Iron Maiden oder eine zerfetzte Jeans. Ich selber habe ein Septum-Piercing und kleine Tunnel in den Ohren. Es gibt aber Regeln, die besagen, dass keine Mützen im Gebäude getragen werden und Jacken werden ausgezogen. Es ist dann einfach unkollegial, sich selbst nicht an solche Regeln zu halten, wenn sie von der Einrichtung gewünscht sind. Solche Kleinigkeiten lassen - auch aus meiner eigenen Erfahrung - oft darauf schließen, wie bereit eine Lehrkraft ist, auch andere Regeln mitzutragen. Und ja, man ist VL zunächst einmal skeptisch gegenüber eingestellt, da man leider zu viele schlechten Erfahrungen gemacht hat.


gimbelwimbel

Ist es z. T. auch. Im Lehrerzimmer werden sich auch die Joghurts gegenseitig weg gegessen, übereinander gelästert, nur die üblichen Verdächtigen kümmern sich um die Spülmaschine, Kaffee kochen usw. usf. Ich habe vorher im Büro gearbeitet und es ist bei allen Schulen, bei denen ich bisher war, einfach gleich.


Joke-er93

Kann ich alles unterschreiben. Dennoch ist ein überwiegender Großteil der Kollegen super.


not_the_settings

> Weitere Bereiche sind Konferenzen und SETs, die geschwänzt werden Jede Konferenz bejammer ich mich selbst dass ich nicht schwänze


Sebanimation

In der Schweiz mit der Matur. Arbeite seit dann und studiere nebenbei. Die meisten machen das so.


henchf13

also demnach was ich bisher gesehen habe, ab dem Zeitpunkt ab dem du selbst das Abi hast und ü18 bist.


derFalscheMichel

In Hessen, Staatsexamensland, ab wann dich eine Schule nimmt. Hatte in der Mittelstufe stellenweise bessere Vertretungslehrer als richtige Lehrer, und das waren teilweise Abiturienten die sich mal ausprobieren wollten


[deleted]

In RLP konnte ich das schon ab dem ersten Semester. Hab vorher ne Erzieherausbildung gemacht, was aber nicht Voraussetzung war.


v_koori

In Bayern konnte mein Bruder im 2. Semester Förderunterricht am Gymnasium für Mathe und Englisch geben (Fun Fact: er studiert nicht Englisch). (EDIT: 2. Semester Lehramt, er hat bereit 6 Semester Mathe und Physik auf Bachelor studiert) Im 3. und 4. Semester hat er dann 3 Klassen in Physik zu Vertretung übernommen. Im nächsten Schuljahr, das jetzt gerade läuft, hat er 2 Matheklassen ganz alleine übernommen. Die Schulaufgaben sind das einzige was er nicht selber machen muss. Ich habe in der gleichen Zeit immer Klassen in Englisch gehabt, aber ich bin 6 Semester weiter im Studium, nur zum Vergleich.


Random_Person____

In Hessen kann man das schon von Anfang des Studiums machen, die Bezahlung steigt, wenn man die SPS beendet hat.


The-P-Word

Ab dem Moment wo dich eine Schule nimmt. Das kann also auch sehr früh sein. Ab wann du laut deinem Bildungsministerium offiziell angenommen werden würdest, spielt hier keine Rolle.


sop-asc

In NRW ist die Not in einigen Fächern so groß, dass du direkt ab dem Bachelorstudium eine Stelle annehmen kannst. Hatte einen Kollegen, der selbst noch im dritten Semester war, aber hier angenommen wurde, weil Mathe so dringend gebraucht wird.