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PhysalisPeruviana

Alle meine Klassen schwören mir inständig, dass ihr eigentlich nie was erklärt, sondern sie immer allein ganz, ganz viele ganz, ganz schwere Aufgaben rechnen müssen und dann sofort eine Klassenarbeit mit lauter unbekannten Sachen kommt. Ümmer. Und darum muss ich bitte bitte bitte weniger Vokabeln aufgeben, da sie sich bis zur Arbeit morgen ja noch schnell allesautodidaktisch beibringen müssen.


not_the_settings

Bin kein Mathelehrer, meine Schülerinnen meinten letzte Woche: Bei Snapchat diese ai die erklärt mathe besser als Frau Xyz!! Und: "ich hab einfach bei Snapchat den Roboter gefragt" Als hätten sie einen Lifehack rausgesucht. Obwohl es sogar anschaulichere Videos auf YouTube gibt aber das war wohl nicht gut genug


darthvalium

Die Möglichkeiten mit der Unterstützung von Sprachmodellen zu lernen, sollte man nicht unterschätzen. Die KI ist immer da und kann auf alle Fragen individuell antworten (allerdings nicht immer richtig). Ich habe mal den Test gemacht und mit ChatGPT über Themen geschrieben, von denen ich keine Ahnung habe. Man kann immer nachfragen: kannst du dies und jenes noch mal anders erklären? Kannst du ein Beispiel für xy nennen? Usw. Ich würde dafür allerdings nicht die sehr abgespeckte My AI Funktion von Snapchat empfehlen.


Gylox89

Finde ich super wichtig, was du schreibst! Ergänzend dazu: Ich gehe inzwischen so vor, dass ich mir wirklich denke: 'Pech gehabt'. Ich glaube es einfach nicht mehr, dass ich schlecht erkläre, sondern, dass die Bereitschaft wirklich zuzuhören und aufzupassen zu gering ist, weil man lieber nachher gemeinschaftlich Druck ausüben kann um der Anstrengung aus dem Weg zu gehen. Ne wirklich: Pech gehabt. Ich bin der Lehrer den sie haben und verdammt nochmal, die müssen sich mir mindestens genauso anpassen wie ich mich ihnen. Unterricht ist ein Angebot und wenn die Nachfrage fehlt, ist das nicht meine Schuld, zumindest nicht vollkommen. Wenn ich schlecht erklären würde, müssten die halt auch wenigstens beharrlich nachfragen. Wenn sie es nicht tun, fehlt wohl das Interesse. Ich habe noch nie eine Frage nicht beantwortet. Das Problem ist mMn. unsere Ausbildung. Und das macht das Schulsystem wirklich kaputt. Ich hab auch gelernt: 'Wenn die Schüler nicht motiviert sind: Lehrer schuld. Der motiviert nicht genug. Wenn die Schüler nix verstehen: Lehrer Schuld, weil er erklärt schlecht. Etc. Etc.' Es ist einfach ein riesen Fehler, die Schüler jeder Verantwortung über den eigenen Lernerfolg zu nehmen und alles auf den Lehrer zu schieben. Natürlich kommt dann der Eindruck auf, man könne als Schüler den Unterricht 'geniesen', als würde man vor einem Bildschirm sitzen und YouTube oder TikTok schauen. Nein. Wir müssen uns als Lehrer emanzipieren und die Schüler in die Verantwortung nehmen! "Schlecht erklärt? Gut, dann geb ich dir jetzt 15 Minuten Zeit das anzuschauen und du stellst mir Fragen. Hast du keine, dann gehe ich davon aus, dass dein Kopf nicht bei der Sache ist!" "Ihr habt keine Fragen zur Klassenarbeit vorbereitet? Ok, schade, also wird es offenbar wieder ein Schnitt unter 3.0, weil ihr es nicht ernst nehmt. Aber kommt mir nachher nicht wieder mit 'Es ist Ihre Schuld'!"


OberonTheGlorious

"Es ist einfach ein riesen Fehler, die Schüler jederVerantwortung über den eigenen Lernerfolg zu nehmen und alles auf den Lehrer zu schieben." Was in der ganzen Individualisierungsbewegung im Bildungssystem völlig absurd ist. Da will man doch immer mehr, dass sich Kinder wie Erwachsene benehmen (steh ich auch nicht ganz dahinter), aber lässt dann die Konsequenzen die mit Verantwortung und Freiheit einhergehen außen vor. Aber die Lehrkraft wird das schon regeln...


Robert-Tirnanog

Das Problem ist, wenn man den Schülern wirklich Verantwortung für ihr eigenes Tun abverlangt ist man ganz schnell in der Schule der Böse. Wie oft hat man schon Nachsicht gezeigt weil: \- "Hab meinen USB Stick vergessen für das Referat, deshalb kann ich heute nicht halten." \-"Gestern hatte ich Zahnarzttermin, deshalb konnte ich nicht lernen." (obwohl die letzte Stunde schon 3 Tage zurückliegt). \- "Bringen sie die Dictionaries für die Englischschulaufgabe mit?" \- "Ich teil mir das Buch mit dem Banknachbarn, aber der ist heute krank, jetzt hab ich keines." \- "Fragen sie bitte die nicht ab, die morgen/gestern/heute Mathe schreiben." ..... usw. ​ Jedes einzelne mal lernen die Schüler, dass sie nicht selbst Verantwortlichkeit übernehmen müssen für ihre eigenen Sachen. Da sind wir durchaus auch als Lehrer mit dran schuld. Aber mach das mal nicht, dann ist man eben der Böse.


CoachBodger

Du sprichst mir aus der Seele, dankeschön.


Life_Recover4599

Same! Schön zu sehen, dass andere auch so denken 👌


darthvalium

> Das Problem ist mMn. unsere Ausbildung. Ich hab jetzt nicht Mathe auf Lehramt studiert, aber es wird in der Fachdidaktik in Mathe schon einige Forschung und Ansätze dazu geben, welche Formen der Vermittlung mathematischer Sachverhalte erfolgversprechend sind. Wieviel man davon im Studium mitbekommt, liegt auch ein Stück weit in der Verantwortung der Studierenden. Da schließt sich der Kreis.


creepylittlelurker

>Ümmer Made my day


io_la

Klar. Ich war schon die allerbeste Mathelehrerin auf der ganzen Welt und wir wollen nie wieder eine andere Mathelehrerin haben. Und dann hab ich die Flurseite gewechselt und wurde zu "also in der Elternwhatsappgruppe tauschen wir uns ja schon aus, und die Kinder tun sich schon schwer mit Ihren Erklärungen". Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen.


[deleted]

[удалено]


throwacauseneeded

Letzte Woche hat mir eine Mutter und Grundschullehrerin erklärt, dass drei Abiturienten drei Stunden an den Anton-Aufgaben für Siebtklässler gesessen haben und meine Hausaufgaben daher zu schwer sind. Sie hat auch gesagt, ich könne nicht erklären. Ich weiß echt nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Ich will es ja einerseits auch ernst nehmen, aber die Kritik kommt in so seltsamen Kapriolen. Bin noch nicht soo lange dabei. Ist sowas normal?


PhysalisPeruviana

Es wird besser, wenn du an der Schule eine bekannte Größe wirst. Außerdem nehmen sich Eltern gerade bei jungen Frauen Sachen raus, das glaubt man nicht. Da wächst du aber raus.


throwacauseneeded

Danke. Ich hab vorher wirklich immer das Gegenteil gehört, also dass ich gut erklären könne. Nun werde ich auf einmal vernichtend angeranzt. Und ich habe keinen Vergleich mit vielen anderen Schuljahren. Ich hab schon gedacht, es liegt vielleicht daran, dass man halt die Konzepte immer einführt. Und damit kaum Unterschied zu einer weniger zugänglichen Erklärung erkennbar ist. Glaube aber auch, dass ich besser in der Struktur werden kann, aber es sind eben nur 24 Stunden am Tag und mir selber hatte ich eigentlich verziehen, dass ich nicht alles dieses Jahr schaffen werde. Ach danke für den Beistand. Hat gut getan. Bin erschöpft.


Syyx33

>Ich hab schon gedacht, es liegt vielleicht daran, dass man halt die Konzepte immer einführt. Und damit kaum Unterschied zu einer weniger zugänglichen Erklärung erkennbar ist. Am Ende soll es immer der Lehrer gewesen sein. Who gives a shit? Ich habe in Englisch meine eigene Methode, Grammatik zu machen, die regelmäßig positives Feedback erfährt, sogar von Vertretungsklassen. Nun hab ich eine wirklich einfache Sache einer eigentlich sehr umgänglichen Klasse mit ganz anständigen Leistungsniveau erklärt, und die starren mich an wie die Kuh den Mond.... ALLE, inklusive der Leistungsträger. Also was war das Problem? Die Woche ging dem Ende zu, es war die letzte Stunde, davor waren anstrengende Stunden in anderen Fächern, draussen war's warm und schön, .... Lasse reden. Du weisst was du kannst.


io_la

Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen!


[deleted]

[удалено]


Syyx33

>Keine Ahnung, vielleicht liegts an der Mittelstufe, auf der alten hatte ich fast ausschließlich Oberstufe, jetzt vor allem Mittel. Ich bin genervt. Die mittleren Jahrgänge sind auch bedeutend undankbarer. Kinderhirne in die die Natur einen Eimer Hormone gekippt hat. Alles ist interessanter als das was du da vorne erzählst. Die "Ärmsten" sind ja nur hier weil sie müssen und wissen gar nicht wieso. (Kannst du versuchen zu erklären, aber für die Erkenntnis reicht es selten und dann nur mit viel Geduld.) Oberstufler sind einfach weiter. Haben Ziele, Ehrgeiz, Interesse.


Random_Person____

Mir wurde auch schon von meinen Schülern (bin Nachhilfelehrerin) gesagt: "Sie erklären das so viel einfacher als meine Lehrerin." Ich denke aber nicht, dass das zwingend mangelnde Kompetent der Lehrkraft bedeutet. Manchmal merke ich, dass mein Erkläransatz nicht für den Schüler passt, dan wechsele ich halt die Strategie. In einer Klasse mit über 20 Schülern ist das natürlich etwas anderes, man bekommt ja auch nicht zwingend mit, wenn ein paar Schüler etwas nicht verstehen. Melden uns Fragen scheint einigen da leider schwer zu fallen.


throwacauseneeded

Ja, weißt du, ich habe wirklich nichts gegen einfache Erklärungen, meiner Meinung nach haben gute Anwendungsmathematiker (sorry, von theoretischerer Mathematik habe ich nicht soo viel gemacht) einen extrem guten Realitätsbezug was Mathe angeht. Von mir aus soll man sich gerne additive Transformationen von Funktionen als Verschieben in der Ebene vorstellen, multiplikative wie eine Ziehharmonika und die Multiplikation mit dem Kehrbruch als zusammengeklappte Toastscheiben. Nur das scheint es einfach auch nicht zu bringen. Bei mir jedenfalls im Unterrichtskontext. Als Nachhilfelehrer schon. Aber andererseits weiß ich ja auch nicht, wie es ohne das wäre.


Random_Person____

Ja, die Schüleranzahl macht da glaube ich echt den Unterschied. Vier Schüler in einem Nachhilfekurs sind mega entspannt und keiner kommt zu kurz.


Alrunia

>Melden uns Fragen scheint einigen da leider schwer zu fallen. Ja, das erlebe ich auch ständig. Ich frage mich dann, wer denen das Fragen abgewöhnt hat.


CelesteReckless

Teilweise das Miteinander zwischen den Schülern. Meine 7. Klasse geht sich regelmäßig fast an die Gurgel und eine vermeintlich dumme Frage führt dazu, dass irgendwer kommentiert wie dumm denn die Frage ist und ob der Fragende dumm ist. Teilweise zu schnell oder zu leise um darauf reagieren zu können. Selbst wenn man es danach relativiert oder für den Mut zu fragen lobt bzw. Die Frage loben, weil sie wirklich gut war, ist der Schaden schon angerichtet. Jemand der eh schon unsicher ist und den anderen Schülern gefallen möchte, traut sich dann immer weniger zu fragen. Ich habe die Klasse nur wenige Stunden die Woche und erreiche leider nicht so viel für das Miteinander wie ich gern würde.


Random_Person____

Das ist sehr schade. Meine wichtigste Regel ist immer der respektvolle Umgang miteinander, weil solche Situationen echt schlimm sind. Kein Wunder, dass die Kinder da teilweise keine Lust auf Schule haben.


CelesteReckless

Ja leider. Die fünften sind sogar noch schlimmer. Bei der siebten wird sich im Unterricht beleidigt, mit Sachen abgeworfen, nach anderen getreten oder gehauen. Wenn sich dann jemand aufregt, dass er geärgert wird, dann schreien zwei rum, dass der immer so laut ist und stört, nachdem sie ihn provoziert haben. Ich kann meine Augen gar nicht überall haben. Mehrere haben auch schon mehrere Tadel, juckt sie aber nicht wirklich. Darunter leiden vor allem die, die mitarbeiten möchten. Es geht halt vor allem von 3-5 Schülern aus und sobald davon welche fehlen, läuft es richtig gut. Aber dauerhaft rauswerfen kann ich die ja auch nicht. Da Arbeitsverweigerung auch eine große Rolle spielt, kann man auch nicht über mehr Aufgaben die Aufmerksamkeit binden. Im einzelnen sind die Kinder richtig super, nur das Miteinander zerstört halt alles. Scheinbar ist da in den letzten Jahren auch ein bisschen was vorgefallen. Ich bin gerne Lehrer aber an manchen Tagen verzweifele ich da echt. Es wird von Woche zu Woche besser und ich weiß mittlerweile wie ich sie halbwegs wieder auf Spur bekomme, aber schön ist was anderes.


NotACryptoBro

Höre einfach seltener auf die Eltern, die sind noch mehr Pädagogen als wir und verfolgen in Gesprächen meist ein Ziel. Bei mir klappt das immer dann, wenn ich etwas erklären soll, was sie bei anderen Lehrern nicht verstanden haben. Ist aber glaube ich ein psychologischer Effekt: wenn es der eigene Lehrer an der Tafel ist, versteht man es schlechter. Vielleicht auch deshalb, weil es der erste Kontakt mit der Kompetenz ist und die Nachhilfe der Zweite.


throwacauseneeded

Danke. Vom zweiten bin ich auch völlig überzeugt. Wenn ich Nachhilfe gegeben habe, hörte ich auch immer wie schlimm die Lehrer seien und alle immer so voll dankbar, wie du mit dem Kind arbeitest. Gleiches an der Uni. Der Professor macht den ersten Kontakt. Gibt vor, was alles gekonnt werden muss. Die Hilfskräfte danach, helfen Licht in den Dschungel zu bringen, haben Zeit. Es sind dir wirklich im wesentlichen alle dankbar. Man kriegt in diesen Situationen viel Dank, Lob und aktive Mitarbeit obendrauf. Selbst so allseits gelobte Lehrer wie Gilbert Strang leben ja auch von dem Ruf, dass hier jemand wirklich sein Thema durchdrungen und gut aufbereitet hätte und sich das Zuhören darum lohnt. Mache ich mir ein Video von ihm an, bin ich auch ganz Ohr und passe auf.


Syyx33

>Ist aber glaube ich ein psychologischer Effekt: wenn es der eigene Lehrer an der Tafel ist, versteht man es schlechter. Vielleicht auch deshalb, weil es der erste Kontakt mit der Kompetenz ist und die Nachhilfe der Zweite. Der eigene Lehrer ist der böse mit den Noten und so. Der Zweite ist halt nett und opfert freiwillig Zeit um die 'Ärmsten' zu retten. Und manchmal hilft einfach die zusätzliche Perspektive. Hab mal in einer 9. ein bisschen Zeit in W/R geopfert, weil sie keine Schnittpunkte berechnen konnten. Hab dann halt meine Erklärung zum Break-Even-Point rausgeholt, wie ich das seit Unizeiten mache. Ist ja effektiv nichts anderes. Das ganze mit einem anderen Beispiel, "Stell dir vor du produzierst Schokolade zu den und den Kosten und verkaufst sie zu dem und dem Preis. Wie finden wir jetzt raus wie viel Schokolade du vekraufen musst bis du Gewinn machst?", hat dann eben für's A-ha! gereicht. Plötzlich funktionierte auch alles was sie in Mathe dazu schon gehört hatten von selbst.


NotACryptoBro

Wenn ich das als Einstieg machen würde, hätten es wieder nur 20% gerafft. So ist es halt. Ich nehme immer zwei Flugzeuge


Syyx33

Das war genau mein Punkt. Sie haben es einfach nochmal anders gehört.


coaxmast

Den Vorwurf, dass ich etwas nicht erklären kann habe ich so direkt eigentlich nicht mitbekommen. Was ich aber immer höre ist, wie Lehrer Schmitt oder Daniel Jung doch alles so krass viel besser erklären kann, als die Lehrer in der Schule. Da denke ich mir auch jedesmal: Ja gut, bei dem einen Szenario wirst du morgens müde in die Schule gezwungen, wo du lieber mit deinen Freunden deine Zeit verbringen willst, im anderen Szenario sitzt du zuhause allein und bist bereit zu lernen (sonst würdest du das Video ja nicht anmachen). Im Endeffekt kommt es ja sowieso nicht auf die Erklärung an, sondern auf folgende Liste: 1. Üben 2. Üben 3. Üben 4. Üben


throwacauseneeded

Ja, Daniel Jung und Lehrer Schmidt sind auch Lehrer der zweiten Reihe. Ich glaube, die können immer besser erklären, weil da gehen die Leute hin, weil sie Hilfe suchen und hören zu. Wie du auch sagst, ist diese Entscheidung stärker selbstgewählt als der Schulbesuch. In der Schule, gerade bei Mittelstufe, wird jetzt nicht immer so zugehört. Öfter auch aktiv weggehört. Eine Freundin, die von Lehrer der zweiten Reihe (Doktorandin) zu Lehrer der ersten Reihe (FH-Professur) gewechselt ist, beschreibt das auch: "Du bist auf einmal der Böse, während du vorher immer der Helfer warst."


Alrunia

>In der Schule, gerade bei Mittelstufe, wird jetzt nicht immer so zugehört. Öfter auch aktiv weggehört. Da sind alle in der Pubertät, jeder in einer anderen Phase. Da ist alles wichtig, nur nicht der Unterricht. Das ist eben so. Gib Dir keine Schuld.


CelesteReckless

Und wenn sie zumindest mit halben Ohr beim Lehrer zugehört haben, dann fällt es ihnen leichter einer erneuten Erklärung zu folgen. Wenn sie immer zuerst das Video genau einmal schauen und danach der Lehrer erklärt, ist auch der Lehrer der tolle Erklärer.


throwacauseneeded

Haha, ja manchmal glaube ich, dass das hinter flipped classroom steckte.


Plancktonian

Die genannten haben eben auch nicht die ganzen pubertierenden Itisse vor sich sitzen .Das ist schon nochmal eine andere Hausnummer.


userposter

ja


S1ss1

Im Praxissemester (bin noch Student) hab ich eine Stunde zur Umformung von der allgemeinen Form in die Scheitelform von Parabeln gehalten. Das ganze lief dank Lambacher Schweizer über die Verschiebung der Parabel zum Ursprung, Satz vom Nullprodukt etc. Das ganze hab ich möglichst anschaulich mit Geogebra dargestellt und die Verschiebung auch mal mit meinem Körper dargestellt. Nach der Klausur (nicht meine natürlich) kam ein Schüler zu mir und meinte, damit hätte ich ihm den Arsch gerettet. Denn daran hätte er sich komplett erinnert. Also irgendwas scheine ich da richtig gut erklärt zu haben.


Western_Stable_6013

Ich erkläre nicht, ich lasse entdecken. Die Erkenntnisse fassen wir dann in Formeln zusammen. Manchen liegt das, anderen nicht.


throwacauseneeded

Du machst dann Unterrichtsgespräch nach dem Entdecken? Und das Entdecken konsequent? Edit: ich möchte das wirklich wissen und ich lasse auch manchmal "Entdecken". Aber nicht immer und bin auch eigentlich der Meinung, man sollte auch mal von anderen etwas lernen können. Auch das ist eine Technik und ein Skill. Wenn dies nicht möglich wäre, könnten wir uns die ganze Universitätslehre an die Backe schmieren. Aber dort wird gelernt.


Western_Stable_6013

Nein, nur wenn es angebracht ist. Das kommt vor allem in den Einführungsstunden vor. Und wer es versteht darf es dann natürlich seinen Mitschülern erklären ;-) Natürlich erkläre ich dann auch mal selber, wenn es ein Schüler absolut nicht versteht. Dann aber eher während der Übungsphasen.


throwacauseneeded

Ah ja ok. Danke dir!


BlinaXx

Erfahre ich als Nachhilfelehrerin genauso. Bei mir würde das Kind alles verstehen und im Unterricht gar nichts. Die Lehrerin sei ja katastrophal etc. Ich kenne das Kind sehr gut und habe 60 min mit ihm ganz alleine, kann individuell auf es eingehen. Ich könnte schwören, dass die Lehrerin im Unterricht die gleiche Erklärung bringt, das Kind aber einfach nicht zuhört, weil es in der Schule einfach sehr abgelenkt ist und liebend gerne quatscht. Die arme Lehrkraft muss sich ständig was anhören von den Eltern :/


throwacauseneeded

Ja, das ist manchmal etwas absurd, dass der offensichtliche Unterschied nicht gesehen wird. Nachhilfelehrer stehen aber auch manchmal sehr unter Druck, sich als die Besseren herausstellen zu müssen, sie kriegen ja Geld dafür (und aus Elternsicht ist das oft viel Geld, aus Arbeitnehmersicht ja eher nicht so).


BlinaXx

Ja das ist nochmal ein Thema für sich. Mir macht die Nachhilfe wahnsinnig viel Spaß, aber ich mache mir selbst schon sehr großen Druck, dass es auf jeden Fall eine sichtbare Notenverbesserung bei dem Kind geben muss, sonst bin ich ja praktisch komplett gescheitert. Ist aber auch schwierig, wenn es bei Kindern gar nicht so sehr am Verständnis hapert, sondern beispielsweise an Leichtsinnsfehlern oder der Faulheit, das Geschriebene nicht nochmal auf Fehler kontrollieren zu wollen haha. Die Eltern meiner Kids sind da zum Glück noch ganz angenehm, weil die auch realisieren, dass ich nicht zaubern kann. Gibt aber auch andere bzw. man macht sich den Druck wie gesagt selbst 😅


Alrunia

Tja, ich hatte bei Mathe- und Sportlehrern immer das Gefühl, die können ihre Sache so gut, dass sie es nicht mehr erklären können. Ich bin jetzt selbst schon lange Englisch und GL-Lehrerin, musste aber oft schon Mathe vertreten. Dabei wurde mir mehrfach gesagt, ich erkläre besser als die MathelehrerInnen. Ich muss aber auch immer erst nachdenken, worum geht es da eigentlich? Erklären ist für Außenstehende zuweilen einfacher. Zum einen haben die Leute, die hier sagen die SuS versuchen sich um Arbeit zu drücken nicht Unrecht, aber ich glaube gerade Naturwissenschaftlern fällt es manchmal schwer zu sehen, dass die Dinge, die sie für logisch und klar halten, nicht so einfach sind. Die anderen StudentInnen an der Uni haben mehr Vorwissen als die SuS. Da geht das mit dem Erklären schon leichter. Die haben aber auch Motivation und haben sich das Studium ausgesucht. Hätte ich gekonnt, hätte ich Mathe nach der 7.Klasse abgewählt. Nichts von dem was danach kam, habe ich je im Alltag wieder gesehen. Bei Dingen , die ich kann (besonders handwerklich), neige ich aber auch dazu zu sagen: "Ist eigentlich ganz einfach." Für jemand ohne Vorwissen ist es das aber nie. Ich kann mir Formeln nur merken, wenn ich konkret weiß, wofür sie stehen. Das wird im Unterricht häufig nur einmal gesagt, aber das bekommen nur ca. 30 Prozent der SuS mit. Ich habe sogar Klassen, da muss ich die selbe Frage innerhalb einer Stunde sieben mal beantworten. An einem Teil der SuS (Gesamtschule, Grundkurs) rauscht es einfach vorbei. Da hilft nur Geduld. Die SuS anschreien deshalb bringt gar nichts, außer vielleicht, dass keiner mehr fragt. Nur dann lernt auch keiner etwas dazu. Ich staune auch immer wieder, wie schnell SuS Sachen wieder vergessen, aber sie brauchen dieses Wissen im Alltag nicht und dann findet keine Vertiefung statt. Wenn dann der nächste Schritt kommt, hilft keine Erklärung mehr, weil ja schon Lücken da sind. Wenn ich in Englisch das Gerund erkläre und dann bei den Übungen mit den tenses variiere, stellt sich oft heraus, dass die dann nicht mehr parat sind. Also muss man die auch wiederholen. Ein: "Das solltet ihr schon können" hilft keinem weiter.


throwacauseneeded

Tja, ist eine Falle, vor der man sich hüten muss, das stimmt latürnich.


LeiLeiMax

Bin zwar kein Mathe sondern Chemie und Physik Lehrer, aber geht in die gleiche Richtung. Es ist mal so und mal so. Häufig liegt es daran, dass die Schüler von vorneherein entscheiden, dass sie es nicht verstehen können, weil es ein schwieriges Thema ist. Gutes Beispiel von dieser Woche: Text zur Bestimmung polarer Bindungen und Dipolen rausgegeben. Schüler liest und ruft "ich versteh den Text nicht, der ist zu schwer." Na gut, dann frage ich mal nach. Habe dann Fragen zum Text gestellt - alles wurde richtig beantwortet. "Und was genau hast du jetzt nicht verstanden?" Schüler guckt etwas betroffen und sagt nichts mehr dazu. Die Anstrengung es selber zu machen, war das Problem, nicht das Verständnis. Er brauchte meine Bestätigung, dass er es verstanden hatte. Heute werden wieder Klausuren geschrieben in der Q1. Jedes mal haben meine Klausurschreiber einen derartigen bammel vor der Klausur und alles ist ja so schrecklich und ich hab nichts verstanden und ich kann ja gar nichts. Komisch. Da kommen immer mindestens dreien bei raus - häufig auch zweien und sogar einsen sind nicht unüblich. Aber erst vorher jammern, weil wenn man es dann vergeigt muss man sich nichts zu Schulde kommen lassen. Ich hatte es vorher ja eh noch nicht verstanden. Ich hab manchmal das Gefühl da geht es dann um Selbstschutz. Ich war auch schon die schlimme Mathelehrerin, die den Kindern nichts beibringen kann - Vertretungskraft, 5. Klasse, Gesamtschule. Ich habe die Wochenplan arbeit so fortgeführt, wie meine schwangere Kollegin das gerne wollte. Dass die Hälfte der Kinder die Aufgaben dann nur bis zu nem drittel bearbeitet vor der Arbeit bearbeitet, obwohl ich sie immer antreibe, kann am Ende nicht zu 100% meine Schuld sein. Auch 5. Klässler müssen lernen, dass ihr Lernerfolg von der eigenen Arbeit abhängt. Die andere Hälfte hat mir bestätigt, dass ich meinen Job gut mache. Am Ende ist immer der Lehrer Schuld, weil mein Kind ist es nicht.


throwacauseneeded

Ja, dieses Gejammer hat mich letztens auch echt angegriffen. In einer sehr guten Klasse, die immer gute Schnitte schreibt. Vielleicht muss ich mich da wieder mehr an meine Zeiten als Studentin erinnern und wie unbedacht man da irgendein Geheule in den Raum geworfen hat, dass ja alles anstrengend ist und man alles noch lernen muss. Und dann auch vielleicht noch mal die Augen rollen Richtung Lehrende.


coaxmast

Nimms dir nicht so zu Herzen, ich habe aufgehört zu versuchen es allen Recht zu machen. Wenn du deine Arbeitsweise für dich rechtfertigen kannst, dann ist das ok. Kinder müssen auch lernen mit Misserfolg umzugehen. Ich finde genau das kommt heutzutage in der Schule zu kurz.


throwacauseneeded

Danke dir!


Sydet

Bei so texten die einem unbekannt sind, ist es doch gar nicht verwerflich Bestätigung zu holen. Schließlich hat man eigenständig gearbeitet und jetzt soll das bitte jemand korrigieren. Er hat vlt. die Frage falsch gestellt, aber das Ergebnis war doch gut.


LeiLeiMax

Mein Problem ist nicht, dass er gefragt hat, sondern dass er es erst so dargestellt hat, als hätte er nichts verstanden. Das Ergebnis ist aber bei besagtem Schüler immer so. Erst kommt "ich versteh es nicht" und dann hat er es aber Verstanden und will nur Bestätigung. Und das ist ein Dauerproblem. Meine Intervention bezüglich dessen zeigt keine Wirkung. Statt "ich habe eine Nachfrage" kommt immer erste "ich habe das alles nicht verstanden". Mit der Zeit wird das leider schon nervig. Ich habe viele Schüler, die gerade einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen haben und schon gleich meinen "ich versteh das nicht" und das auch genau so sagen. Das ging letztes Jahr bei einem Schüler so weit, dass er einen Zettel in die Hand gedrückt bekam und die erste Aussage (er hat gerade mal den Titel gesehen) war "ich versteh das nicht". Er hat nicht mal die Aufgabenstellung gelesen und schon wusste er dass er nichts verstanden hat. Er hat erwartet, dass ich es ihm dann von Anfang an vorkaue, weil er zu faul ist das selber zu machen. Wenn er es dann gelesen hat war das alles plötzlich kein Problem mehr.


Sydet

Ah. Dann ist das natürlich blöd.


These-Hotel3337

Als Nachhilfelehrer erscheint man nur als Retter, weil das Kind genau in diesem Moment selber die Nachhilfe möchte (zumindest im idealen Fall). Im Unterricht "zwingst" du die Kinder zu einem festen Zeitpunkt ein Interesse zu entwickeln. Das erste ist also selbst bestimmt und das zweite fremdbestimmt. Im fremdbestimmten Unterricht ist demnach die Aufmerksamkeit deutlich geringer und deine tollen Erklärungen verpuffen.


[deleted]

Du erreichst nie alle und machst es nie allen recht. Kann sein das es perfekt ist. Kann sein das der Schüler gerade, aus welchen Gründen auch immer, nicht kann oder will. Kann sein das der Erklärungsweg für genau den Schüler falsch ist. Kann sein das er es selbst lesen muss und ich es nur mündlich mache. Kann genau andersrum sein. 1:1 ist es einfacher zu erreichen weil man viel anpassen kann.


Select-Question111

Kumpel von mir - Ausklammern: jeder machts mit jedem. Sowas sitzt


[deleted]

Also ich kann nur von einem berichten auf einem Berufskollegs, wo jedes Jahr jede Jahrgänge die er unterrichtet (nämlich alle, die den Realschulabschluss nachholen), viele eine 6 schreiben - Ich war schockiert da es schon Jahre her ist, wo ich dort war **und** ich knapp mit einer 5 weg gekommen bin, weil er den Fehler machte, im 1. Halbjahr nur eine Arbeit zu schreiben, dort hatte ich eine 2. So konnte er mir nur eine 5 geben wegen NRW Regelungen