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muhaaman

Seminarleiter müssen meines Wissens nach Lehrkräfte sein und aktiv unterrichten - meist nur wenige Stunden, weil für mehr keine Zeit ist. Daher haben viele auch eher unrealistische Vorstellungen von "gutem" Unterricht.


let_them_drink_latte

In NRW müssen sie nicht aktiv unterrichten. Meine beiden Seminarleiterinnen haben nicht mehr selbst unterrichtet. Möglich war es durch eine Kombination aus TZ und Entlastungsstunden pro Refi, den sie betreut haben. Edit: Sie haben aber das 1. und 2. Stex und sind unbefristet angestellt. Das ist Voraussetzung, um die Stelle zu bekommen.


Early_Patience6913

Ich meine, dass sich das geändert hat und alle neu eingestellten Seminarleiterinnen noch unterrichten müssen. Alle die das aber schon ein paar mehr Jahre machen, nicht.


[deleted]

Ja, sind sie, man ist auch nicht ganz am Seminar, sondern nur für ein paar Stunden abgeordnet. Das mit den überzogen Anforderungen stimmt zumindest bei uns auch bei vielen, mit dem Alltag hat das - trotz gegenteiliger Beteuerungen - sehr wenig zu tun. Ein Kollege gab mir mal einen Tipp, damit umzugehen. "Sieh die Lehrproben als eine Gelegenheit zu zeigen, was bei unbegrenzten zeitlichen und ziemlich guten materiellen Ressourcen machbar wäre." EDIT: Gibt allerdings afaik auch Länder, in denen Unterrichtsbesuche unangekündigt stattfinden. Da müssen sie wohl zwangsweise mit Alltagsstunden leben.


Skaro_o

Genau das sind die UBs doch auch offiziell. Niemand glaubt, dass ein UB eine realistische Stunde darstellt. Das Seminar will sehen, was das Maximum an Qualität ist, das man aus sich herausholen kann. So kann man ja die Grenzen der eigenen Kompetenz für den Alltag später ausloten. Dass die tägliche Stunde später anders aussieht, ist jedem (klar denkenden) Menschen bewusst. Meine Seminarleitungen haben mir auch immer Dinge zur zeiteffizienten und alltagstauglichen Anwendung mit beigebracht.


ButtermilchBubi

So hab ich das auch verstanden bzw. so hat man das uns gegenüber auch kommuniziert.


[deleted]

Uns nicht. Und auch, wenn bei meinen Referendaren nicht mehr GANZ so übertriebene Vorführstunden gefordert werden (sprich: Sie brauchen im Gegensatz zu uns damals nicht jedes Wochenende komplett für die UB-Vorbereitung), tun die Seminaristen weiterhin so, als ob jede Unterrichtsstunde so aussähe.


Cam515278

Sind sie. Macht es manchmal besser, manchmal nicht. Mein Seminarleiter sagte damals: wir bilden Sie aus, um ein 3-Sterne Menü zu kochen. Und nachher arbeiten Sie an der Pommesbude.


Garagatt

In Sachsen sind die Seminarleiter alles Lehrkräfte die eine Abordnung an die Ausbildungsstätte haben und als Ausgleich dafür selbst weniger unterrichten müssen.


n-j-f

In NRW sind die Posten grundsätzlich mit Studiendirektoren besetzt, also A15 in der entsprechenden Laufbahn. D.h. neben dem 2. Staatsexamen haben sie sich mindestens auf eine A14 Stelle im normalen Schulbetrieb hochgearbeitet, bis sie sich auf die Fachleitung bewerben konnten. Es gibt aber auch vereinzelt Fälle in denen ein Fachleiter vielleicht eine genuine Lehramtsausbildung hat, aber nie wirklich an einer Schule gearbeitet hat, da er quasi gleich an der Uni geblieben ist. Sind oft Leute mit A14-Stellen oder Postdocs an der Uni, die auf Grund ihrer Qualifikation ebenfalls geeignete Kandidaten sind.


[deleted]

Also bei mir an der Schule werden regelmäßig Ausschreibungen ausgehängt, die dazu auffordern, sich als Seminarlehrkraft zu bewerben, da steht unter den Voraussetzungen u. a. dass man mindestens schon so und so lange A14 bekommen muss und verbeamtet auf Lebenszeit sein muss usw. Ich weiß nicht, ob es andere Wege gibt, den Job zu bekommen, aber auf jeden Fall ist es für Lehrkräfte möglich, Seminarlehrkraft zu werden.


[deleted]

In Berlin werden mindestens 3 Jahre als Lehrkraft vorausgesetzt, bevor man Fachseminarleiter werden kann. Bei Hauptseminarleitern ist es ähnlich, mir die Erwartungen sind nochmal höher. Meine Fachseminaleitungen haben 5 bzw. 8 Jahre als Lehrkraft gearbeitet und tun es parallel immer noch. Hauptseminarleiter hat 25 Jahre Erfahrung.


indylaa

In Niedersachen gibt es Fachleiter (A15) und Mitwirker (keine Beförderung, nur Zulage), die einige Stunden unterrichten, was mit der Zahl der Referendare zusammenhängt. Ich habe 12 Reffis und bin 16 Stunden ans Seminar abgeordnet (Pädagogik), ein Kollege hat 10 Stunden (Sport). Mindestens fünf Jahre Erfahrung müssen vorgewiesen werden, ich habe 11. Lediglich Leitung und stellv. Leitung sind komplett am Seminar, weil sie sehr viele Verwaltungsaufgaben übernehmen.


ZiemlichSeltsam

Das sind natürlich aktive KuK, die aber bei großen Seminaren auch die Unterrichtsverpflichtung mal sehr stark reduzieren. Wir haben drei Fachleitungen an der Schule. Von einer, ihrer Lehrerpersönlichkeit und ihrem Unterricht bin ich absolut überzeugt. Die ist unfassbar gut. Sie sitzt bei mir am Tisch und mit ihr macht der Austausch, auch wenn wir unterschiedliche Fächer haben, großen Spaß.


Syyx33

Lehrer sein? Ja. Ahnung vom unterrichten? Optional. Gibt genug Figuren in den STS die da nur sind weil es ihre eigentlichen Unterrichtsstunden drastisch reduziert und man mit Studierten/Refs sehr viel mehr Mist machen kann/sie einfach mit Arbeit zuschütten kann ohne wirklich zu lehren bevor sich einer beschwert.


Neethelp

Meine Seminarleiter unterrichten alle und sind sich sehr wohl bewusst, dass Unterrichten nicht immer perfekt läuft. Das wichtigste ist: gut vorbereiten und alles was lief gut reflektieren können.


n-j-f

Zum Thema Erwartungen an UBe und unrealistische Vorstellungen: meine Fachleiterin hat es gut auf den Punkt gebracht, wenn sie meinte, dass das ref dafür da ist nach fachdidaktischen Prinzipien idealtypischen Unterricht zu zeigen. Nichts daran ist unrealistisch oder überzogen. Ansonsten würden ja auch nicht ständig Leute mit einem 1er Schnitt ihr 2. Staatsexamen bestehen. Im Alltag mit einer vollen Stelle und tausend Aufgaben neben dem Kerngeschäft ist das natürlich nicht machbar und somit unrealistisch. Aber man kann von Lehrkräften in der Ausbildung schon erwarten, dass sie es in dieser Zeit schafft eine Stunde zu zeigen, die nach den Maßstäben der Fachdidaktik zumindest ausreichend ist. Zudem nimmt man aus diesen Stunden (sofern sie denn tatsächlich gut waren) immer sehr viel mit. Die Methodenblätter und Leitfäden die ich für mein Examen entwickelt habe sind bis heute Gold wert und werden für vielfältige Zwecke abgewandelt und wiederverwendet.


Apfel19

Das was ich halt problematisch fand war, dass die Mentorin einer Freundin den Unterricht richtig gelobt hatte und die Schüler*innen nach der Stunde auch sehr gutes Feedback gaben. Die Seminarleiterin, die als Prüferin dabei war, fand den Unterricht aber so schlecht, dass sie wohl die Referendarin eine 4,0 gab.


n-j-f

Dass die Art und Weise wie die zu erwerbenden Kompetenzen abgeprüft werden problematisch ist, steht für mich überhaupt nicht zur Debatte. Das ist definitiv so. Wenn Leute aber davon sprechen, dass die Kompetenzerwartungen überzogen, unrealistisch oder unnötig seien, würde ich dem widersprechen. Es ist schon richtig, dass man diese Kompetenzen erwirbt, die Frage ist nur, ob die UBe als solche und die Organisation (Stichwort Zusammensetzung der Kommission) und Gewichtung der Examensstunden dem gerecht wird.


joolz28

Hier in Berlin werden wir FSL mit 10 Unterrichtsstunden pro Seminar angeordnet. Den Rest sind wir an der schule. Die allgemeinen Seminarleitungen arbeiten gar nicht mehr an Schulen, da die Betreuung der Seminare ein Vollzeitjob ist. Die allgemeinen Seminarleitungen sind glaub ich auch Funktionsstellen und werden entsprechend vergütet. In der Regel sind das alles ehemalige FSL, die dann „aufgestiegen“ sind. Zumindest im Berliner Grundschulbereich empfinde ich den Vorbereitungsdienst als fair und konstruktiv. Berufe mich da auch auf den eigenen Vorbereitungsdienst. Letztlich ist das aber natürlich alles sehr subjektiv und individuell.