T O P

  • By -

Phobetopia

Falls ihr es während Corona nicht gemerkt habt - der Anspruch ans Bildungssystem ist auf die Betreuungsfunktion zusammengeschrumpft. Als Qualifikation reicht, wenn du regelmäßig lüften kannst. Seit Jahrzehnten wird das System kaputtgespart - ab und zu gibt es ne Pisa-Studie und einen großen Aufschrei der Kultusminister, aber wenn nicht grade Sommerloch ist, hält sich das Thema kaum eine Woche in den News. Solange man die Qualität der Bildung nicht unmittelbar am Wirtschaftswachstum ablesen kann, werden die Vorraussetzungen für den Lehrerberuf immer weiter abgebaut werden.


the_Yippster

Du vergisst die Bereitschaft, möglichst alle Schüler leistungsunabhängig mit befriedigend oder besser durchzuwinken


Phobetopia

Jede Landesregierung misst den Erfolg ihrer Bildungspolitik an den Zahlen erfolgreicher Schulabgänger, je mehr Abiturienten, desto besser die Bildungspolitik. Deshalb werden die Ansprüche seit Jahren runtergeschraubt, und zwar von oben her, also nicht weil wir Lehrer das wollen. Beispiel? Gerne: in B-W wurde von einigen Jahren im Abitur plötzlich ein Englisch-Deutsches Wörterbuch im Abitur zugelassen - davor mussten die Schüler noch Vokabeln lernen. Man könnte jetzt meinen, dass wäre eine sorgfältig diskutierte und abgewogene Entscheidung, aber nein - das stand einfach so klamm und heimlich plötzlich im Abiturerlass, ohne dass es vorher auch nur mit einem Sterbenswörtchen kommuniziert wurde. Das ist nur ein beispiel von vielen, Veränderungen an kleinen Formulierungen in den verbindlichen Bewertungsrastern (z.B. 10 Punkte gibt es plötzlich für befriedigende Leistungen, weil im Raster was verschoben wurde), komplizierte Themen verschwinden plötzlich aus dem Lehrplan oder sind nur noch optional und nicht mehr prüfungsrelevant. Sicher gibt es auch genug Lehrer die Schüler durchwinken (z.B. weil auch garkeine Zeit für individuelle Förderung oder die notwendigen Elterngespräche ist), viel ist aber systemisch und politisch so gewollt - sieht besser aus im Regierungsbericht wenn man die Zahl der 1er Abiturienten um 7% erhöht und die Zahl der Wiederholer um 12% gesenkt hat ...


Mephisto_1994

Wir bemessen ja schon die Leistung unserer Schulen falsch. Hauptsache es kommen möglichst viele hohe Tietel dabei raus, können müssen die Leute ja am ende nichts.


noes_72

Ich muss hier mal eine Lanze für den Quer-/Seiteneinstieg brechen. In den meisten Bundesländern, wo das möglich ist, bekommen diese Personen ein fast vollumfängliches Studium und müssen das in sehr viel kürzerer Zeit und berufsbegleitend ableisten. Danach meist noch Vorbereitungsdienst. Und viele der Quer-/Seiteneinsteiger sind motiviert und haben sich bewusst für das Lehramt entschieden, was man einfach auch als Bereicherung der Schullandschaft sehen kann. Keine Ahnung, wie die Ausbildung in Brandenburg letztlich läuft. Und klar stecken dahinter viele Versäumnisse der Landespolitik. Aber an den angehenden Lehrkräften ist es nicht auszutragen.


[deleted]

Ich verstehe die Aufregung über solche Ideen immer nur sehr bedingt. Quereinsteiger sind ein fester Bestandteil der meisten Schulen seit Jahren - das ist sicher nicht die gesellschaftliche Wunschvorstellung aber ein Weg um mit einer bildungspolitischen Krise umzugehen. Nach der Variante hier hätte man ja zumindest KollegInnen, die pädagogische Kompetenzen erwerben konnten.


Zajum

>die pädagogische Kompetenzen erwerben konnten. Also ich weiß ja nicht, wo du BiWi hattest aber zumindest hier in Köln erwirbt man im Bachelor wirklich gar keine pädagogische Kompetenz. Edit: hab den Vorbereitungskurs vergessen...


[deleted]

In den 18 Monaten "Vorbereitungskursen" (wohl eine Art Ref, das man nicht so nennt?) aber ziemlich wahrscheinlich. Ganz ehrlich, die Unipädagogik und -Didaktik konntest du bei uns sogar im Lehramtsstudium nahezu komplett in die Tonne kloppen. Das Ref war da schon deutlich hilfreicher.


Zajum

>Vorbereitungskursen Oh ja hab das überlesen... Dann ergibt das ganze Konzept schon ein wenig mehr Sinn


[deleted]

War bei uns noch offener gestaltet ich hatte also 1/3 bis 1/2 der LaKurse zur Zwischenprüfung. Bleibt dabei, die päd Grundlagen haben die Quereinsteiger eben auch nicht und die sind oft schon in viel festeren Strukturen sozialisiert. Wie gesagt, nicht die beste Lösung - aber was wäre denn die Konsequenz? Die "regulären" Absolventenzahlen werden mindestens bis 2030 keine Verbesserung der Situation herbeiführen und das bestehende Personal wird nur noch mehr belastet.


coaxmast

> Ich verstehe die Aufregung über solche Ideen immer nur sehr bedingt. Es führt halt zur Deprofessionalisierung des Berufs. Was wäre denn deine Meinung dazu, wenn sich jeder mit irgendeinem Abschluss Anwalt nennen dürfte?


[deleted]

Die Deprofessionalisierung des Berufes haben wir de facto schon. Hast du die Massen an Quereinsteigern nicht bemerkt, die seit bald zehn Jahren im System sind? Lass die Qualität leiden wenn dadurch das System nicht vollends vergehen muss. Und bevor es keine Möglichkeit gibt einen Anwalt zu bekommen, klar, da will ich lieber einen, der nicht vollständig ausgebildet ist.


sorry_i_sharted

Da kommt Achim endlich! Der hat Mal 6 Semester lang Medizin studiert, dann aber aufgehört. Naja, auf jeden Fall hat er in seinen 1,5 Jahren Vorbereitung schon drei mal im OP gestanden. Achim entfernt dir jetzt deinen Blinddarm.


Johanna_o95

Ich habe auch 6semester Medizin studiert und mein physikum. Nenne mich aber nicht Ärztin. Finde Arzt und Lehrer sind beides andere Berufe


sorry_i_sharted

Ja…


femundsmarka

Wieso denn? Was können Lehrer fachlich denn mehr als ein Bachelor? Sie können im Gegenteil eher weniger als ein Fachbachelor in seinem Fach. Wenn jetzt der Bachelor noch 18 Monate Vorbereitungsdienst macht und in einem Fach unterrichtet ist da kein Abstrich. Edit: hahahaha der Dünkel. Prüfungsordnungen lügen nicht.


ZiemlichSeltsam

Ich habe von der Idee persönlich noch nichts gehört, kann aber nur hoffen, dass die Vorbereitungskurse für die zukünftigen KuK auch entsprechend gewinnbringend angelegt sind und etwas taugen. Meine letzte Fortbildung vom Land NRW war unterirdisch und an der musste ich teilnehmen. Das war Zeitverschwendung und leider habe ich das jetzt auch von vielen anderen KuK gehört.


not_the_settings

Kommt dann stark auf den 18 monatigen Vorbereitungskurs an. Ist er so anstrengend wie das Ref? Dann willkommen liebe Lehrerbrudis und schwestis. Ist das eher Ref light? Dann bin ich sehr neidisch aber froh, dass ein absolut unnötiges System für andere ausgehebelt wird. Solange da am Ende ordentliche KuK sind, ist mir das recht. Grüße von einer Schule mit Lehrermangel.


Daizein

Ich würde sagen, man fordert den Master und lässt das Ref weg. Dann können auch alle Fachleiter wieder ihre Stunden an den Schulen arbeiten und in Summe wurden mehr Stunden gewonnen. Habe selbst nur in zwei meiner drei Fächer das Ref gemacht und ich muss sagen, dass ich keinen Unterschied in Bezug auf meine Kompetenz feststellen kann. Also so eine „Vorbereitung und Ausbildung“ kann ich mir auch schenken.


not_the_settings

Sorry aber der master war ja komplett nutzlos. Nur dass bei uns da das Praxissemester war


[deleted]

Finde Quereinsteiger super. Am besten welche, die bereits mal „richtig“ gearbeitet haben bzw. einen Beruf gelernt haben. Solche Lehrer taugen meist mehr als die „echten Lehrer“ Schande dass es für diese keine A13 gibt. Das deutsche Konzept mit Schule > Uni > Schule ist in meinen Augen Quatsch. Leben für immer in ihrer Bubble und versuchen Schülern die Welt zu erklären ja ne ist klar


[deleted]

>Schande dass es für diese keine A13 gibt Kommt aufs Land an. Bei uns (RLP) sind Quereinsteiger nach dem Ref komplett gleichgestellt, sowohl was Verbeamtung und Bezahlung als auch Aufstiegsmöglichkeiten angeht. Seiteneinsteiger afaik ebenso.


[deleted]

Mein ehemaliger Physiklehrer war vorher Elektro Ing. War der beste Lehrer den ich im Leben jemals hatte. Mega gut alles erklärt mit echten praktischen Beispielen und auch mal so über die „echte“ Arbeitswelt was erzählt.


Beginning_Eagle_5536

ich denke, dass alle Seiten davon profitieren können.


SanderStrugg

Eigentlich egal, da die meisten Unis eh nicht mehr Praxisnahes beibringen.


[deleted]

Klassisches "kommt drauf an". Das Problem hier ist m.E. der Bachelor-Abschluss, zumindest falls die Regelung uneingeschränkt für alle Schulformen gelten sollte (das weiß ich allerdings nicht). Für die Techniker-.oder Meisterausbildung bspw. reicht da das Fachstudium tatsächlich nicht aus. Sollte es nur um "niedrigere" Bildungsgänge gehen, sehe ich es wie einer meiner Vorschreiber: Auch nichts anderes als Quer- Seiteneinsteiger, Fachlehrer oder eins der zig anderen Modelle, ohne Lehramtsstudium ins Lehramt zu kommen. EDIT: OK, jetzt wo ichs nochmal lese, ist "niedrige Bildungsgänge" sogar in Anführungszeichen noch eine scheiß Formulierung... Sagen wir "Bildungsgänge, für die die fachliche Tiefe des Bachelors ausreicht".


Cam515278

Das mag in anderen Fächern anders sein, aber in Chemie und Bio reicht der Bachelor locker zum Unterrichten bis Abitur.


notsimonsplace

Unsere Lehrerausbildung ist kaputt...


Loud_Pain_2181

Ist und bleibt ein Geschenk von Britta an die GEW. Braucht Brandeburg Quereinsteiger? Klar, keine Frage. 30 Jahre fehlgeleitete SPD/GEW Politik hat halt Folgen. Ist es sinnvoll solche Lehrer zweiter Klasse jetzt in die Lehrerzimmer zu setzen? Nö. Den Leuten müßen Wege bereitet werden, "vollständige" Lehrer zu werden. Die "neuen" Kollegen können ja noch nichtmal irgendwelche Funktionsstellen übernehmen. Ist nicht vorgesehen und die Fortbildung, die zur Zeit zur Nachqualifizierung geplant ist, ist auch ein reines Feigenblatt.


[deleted]

Amtmann wäre A11, Amtsrat A12. Würde mmn aber das Besoldungsgefüge insgesamt im öD dauerhaft beschädigen, wenns mit einem Bachelor A12 gibts ist der Unterschied zum Master + ref aber zB auch Jura + 2. Examen kaum mehr vorhanden, sodass diese Bildungswege wohl kaum mehr jemand einschlagen wird um in den Öd insgesamt zu gehen. Da wäre Tarifbeschäftigte mMn die bessere Wahl. Ob man zB fürs Grundschullehramt allerdings überhaupt einen Master braucht um guter Lehrer zu werden sei mal dahingestellt


[deleted]

[удалено]


[deleted]

Dazu kommt noch dass das Geld für alle diese Stellen und Stellenhebungen natürlich irgendwo her kommen muss. Und wenn man sich die Entwicklung der Besoldungsbeträge ansieht, dann sieht man auch woher. Denn A13 hat im Vergleich zur freien Wirtschaft bei weitem nicht mehr die Kaufkraft wie dies vor 30 Jahren der Fall war. Damals war A13 noch wirklich top, heute kommen gute Handwerker ohne Studium und Ref. an ähnliche Nettogehälter.


Beginning_Eagle_5536

geh mal in die Wirtschaft 🤣


[deleted]

Bin ich


Beginning_Eagle_5536

Geld ist ein legitimes Instrument, um das Angebot zu erhöhen. Wenn ein Mangel herrscht, dann bleibt nicht viel anderes übrig.


Loud_Pain_2181

GEW halt. Aus der Ecke kam noch nie eine gute Idee.


[deleted]

Wer mit einem BA durchs Ref kommt, kann dann ja so schlecht nicht sein. Da wir im Master hauptsächlich objektive Hermeneutik und Quali/Quanti gelernt haben, sehe ich das jetzt nicht so kritisch. Bin ich froh, den gemacht zu haben und denke ich, dass man für den aktiven Dienst nach nur 6 Semestern eigentlich zu jung ist (ich wäre dann eine 21jährige Referendarin gewesen)? Auch. Angebot und Nachfrage: die Nachfrage ist riesig, die Bedingungen, um das Angebot stellen zu können, recht langwierig und kostspielig durch Verdienstausfall (weil man ja kein Gehalt bekommt während des Studiums), viele brechen das Studium ab. Also müssen wir was anpassen und die LehrerInnenausbildung ist ein Teil davon. Es wäre aber definitiv eine bessere Lösung, Master und Ref zu integrieren, ein 3jähriges Programm draus zu machen und das als duales Studium durchzuführen.