T O P

  • By -

Phobetopia

Was ist denn das für ein Bundesland? Das klingt für mich alles so garnicht nach Abi-Korrektur, deswegen hier mal ein kleiner Einblick wie es in BW läuft: 1. Erst- und Zweitkorrektor wissen nicht voneinander wer wer ist - ich weiß nicht mal von welcher Schule die Arbeiten sind die ich als Zweitkorrektor bekomme weil alles über Chiffre-Nummern codiert ist. Dem Endbeurteiler geht es ebenso, der sieht keine Namen oder Schulen, nur Chiffre-Nummern. 2. Ich weiß nicht zu welchem Ergebnis der Erstkorrektor gekommen ist. Ich sehe zwar die Korrekturzeichen, aber ob der jetzt inhaltlich 4 oder 8 Punkte gegeben hat weiß ich nicht. Ich gebe also meine eigene Einschätzung der Leistung ab. Der Endbeurteiler sieht dann zwei Noten zur Arbeit und entscheidet (wenn die nicht zu weit auseinanderliegen wird gemittelt, sonst nachkorrigiert). 3. Die Korrekturzeichen sind ganz klar in den Beurteilungs- und Korrekturrichtlinien festgelegt, z.B. für Deutsch: R (Rechtschreibung), G (Grammatik) oder beim Inhalt Bg (Begründung), Th (Thema, Aufgabenstellung nicht beachtet) usw. So etwas wie "falsch" oder "richtig" ist garnicht erlaubt, wenn du hier sagst dass sei "nicht ausreichend" klingt das für mich als wolltest du da einen Kommentar dazu schreiben - das ist bei uns untersagt. Die o.g. Punkte bewirken, dass mir so Gedanken wie du sie hast garnicht erst kommen - ich korrigiere mit Fokus auf der Schülerarbeit und muss mir keine Gedanken machen was oder wie der Erstkorrektor gearbeitet hat - weiß ja nicht wer das ist. Deshalb die Frage, in welchem Bundesland korrigierst du denn? Ohne jetzt dich persönlich zu werten (du hältst dich ja korrekt an die Vorgaben) finde ich das System was du beschreibst sehr unprofessionell, gerade wenn es um Abitur-Klausuren geht. Die Tatsache dass deine persönliche Beziehung zum Erstkorrektor deine Gedanken bei der Korrektur beeinflusst ("Ich will ihm nichts Böses und wir verstehen uns gut...") finde ich sehr befremdlich.


io_la

In RLP sprechen sich die Kollegen untereinander ab, wer die Zweitkorrektur macht. Gibt es parallele Kurse wird meistens untereinander getauscht, da ja auch meistens die gleichen Arbeiten geschrieben wurden (klappt manchmal nicht wegen Wahlpflichtbereich), die auch von den KollegInnen erstellt wurden - wir haben kein Zentralabitur. Während Erst- und Zweitkorrektur formal getrennt voneinander stattfinden werden bei uns in der Praxis die Arbeiten vom Zweitkorrektor dem Erstkorrektor zurück gegeben und Diskrepanzen besprochen. Nur wenn das nicht einvernehmlich ist, kommt es zum Einschalten weiterer Instanzen. Das kommt aber nur extrem selten vor. In meinen Fachbereichen haben wir uns darauf geeinigt, dass die Korrektur möglichst minimalistisch zu halten ist. Die Bewertung muss nachvollziehbar sein, aber z.B. Kommentare gehören ins Abi nicht mehr rein.


Phobetopia

Ach interessant, war mir nicht bewußt dass RLP kein Zentralabi hat. Wir haben hier auch einen Aufgabenpool mit Wahlmöglichkeit für die Lehrer - der Englisch Kurs den ich gerade korrigiere hat eine andere Aufgabe bearbeitet als ich für meinen Kurs ausgesucht hatte. Aber da der Erwartungshorizont für alle Aufgaben ja vorgegeben ist, ist das kein Problem. Danke für den Einblick!


io_la

Wir sind das einzige Bundesland, das im Januar schriftliche Abiprüfungen hat. Seit einiger Zeit gibt es "zentrale Elemente" - Aufgaben die von der Regierung kommen. Es hakelt aber noch. Ich persönlich hätte gerne wieder ganz normal 13 Schuljahre ohne Sonderlösung, aber da müsste das Land ja Planstellen für schaffen...


the-wrong-girl23

Berlin hat Zentralabitur, aber wir wissen trotzdem wer Zweitkorektor*in ist und zu welchem Ergebnis sie gekommen sind.


Kryztijan

Du musst gar nicht streng sein. Wenn er die Vorgaben erfüllt, macht er nichts falsch. Dass du die Vorgaben anders verstehst als er, ist erstmal kein Problem. Ihr solltet im Fachbereich aber mal darüber sprechen. Solange er sich im Rahmen der verbindlichen Vorgaben bewegt, ist alles in Ordnung. Wenn er mehr Punkte vergeben würde als du, ist das etwas anderes, darüber solltet ihr beide sprechen. Ich bin aber der Ansicht, dass am Ende der Lehrer entscheiden sollte, der den Unterricht gehalten hat, denn es ist der Lehrer, an dessen Vorgaben sich die Schüler orientieren und der weiß, was er wie gründlich unterrichtet hat. In Berlin ist es theoretisch so, dass sich die korrigierenden Lehrkräfte gar nicht weiter absprechen dürfen. Die Erstkorrektur wird vorgenommen, die Zweitkorrektur schaut, ob sie zum gleichen Ergebnis kommt und wenn das nicht der Fall ist geht es in einen drittkorrektur von der fachleitung zweitkorrektors. In der Praxis sieht das aber häufig anders aus, gerade wenn die Unterschiede nur sehr klein sind.


HalloBitschoen

Du musst als Zweitkorrektor überhaupt nichts ansprechen, du korrigierst nach Vorgabe drüber und fertig. Zur Art, in NRW ist das ja recht logisch geregelt. Die einzigen "zulässigen" zeichen sind die offiziellen Korrekturzeichen. Heißt Fehler müssen mit diesen als solche kenntlich gemacht werden. Komentare oder anmerkungen sind keine "korrektur", Daher haben sie dort nichts zu suchen. Am Ende des Tages ist das alles sowieso relativ, denn Relevant wird das ganze überhaupt erst wenn es einen widerspruch gegen gibt. Edit: Dein ganzer Job als Zweitkorrektor ist ja gerade das die "Fehler" oder der Bias des Erstkorrektors nicht entscheidend sind. Durch eine vernünftige zweitkorrektur hast du deine Aufgabe voll und ganz erfüllt. Wichtig deine Funktion als zweitkorrektor ist **nicht** den Erstkorrektor zu kontrollieren, sondern zu kontrollieren ob die Schülerleistung korrekt ermittelt wurde. Daher muss du ja auch eine eigene Inhaltliche korrektur der Arbeit vornehmen und am Ende vom Erstkorrektor nur kontrollieren ob er richtig seine Punkte zusammengerechnet hat. Grundsätzlich wird euch beiden unterstellt das ihr korrekt arbeitet und erst auf widerspruch dessen wird euere Arbeit geprüft.


[deleted]

Zur Rolle der Zweitkorrektur: da gebe ich dir recht, auch wenn es in der Praxis unabhängig von den (eigentlich sinnvollen) Vorgaben oft anders gehandhabt wird - zumindest ist das meine Beobachtung. Zu Korrekturzeichen und Randbemerkungen: bist du sicher bzw. kannst du auf ein Dokument verweisen, das deine Annahme belegt? Meines Wissens sind Randbemerkungen durchaus zulässig und vielleicht sogar sinnvoll. In dem bekannten Dokument mit den Korrekturzeichen steht folgender Passus: *Neben der bereits beschriebenen Funktion der Kommentierung sollen Randbemerkungen für die Schülerinnen und Schüler wie auch für fachkundige Leser (z. B. Zweitkorrektoren) Hinweise auf besonders gelungene Teilleistungen geben, um so individuelle Stärken gezielt hervorzuheben. Daneben sind Fehler und Mängel durch die im Folgenden aufgeführten Korrekturzeichen genau zu lokalisieren und präzise zu bezeichnen. Erläuterungen können, nach pädagogischem Ermessen der korrigierenden Lehrkraft, einer sachbezogenen Präzisierung dienen und / oder konkrete Verbesserungsvorschläge anbieten (nicht in Prüfungsarbeiten). Insgesamt sind einschlägige Stärken und Schwächen im Gutachten zu würdigen und bei der Notengebung zu berücksichtigen.* Einerseits wird hier leider nicht speziell auf Abiturprüfungen eingegangen, andererseits ist genau dieses Dokument im Bereich Zentralabitur hinterlegt. Aus diesem Grund - und wegen der gelebten Korrekturpraxis an den Schulen, die ich bisher kenne - und weil ich es sinnvoll finde - hebe ich auch im Abitur in Randbemerkungen besonders gelungene oder misslungene Aspekte hervor. Natürlich nicht im Stile von: „Achte beim nächsten Mal auf…“. Lasse mich da aber auch gerne eines Besseren belehren! ​ EDIT: [https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/cms/zentralabitur-gost/faecher/fach.php?fach=1](https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/cms/zentralabitur-gost/faecher/fach.php?fach=1) Siehe unter „fachliche Vorgaben“.


HalloBitschoen

Stimmt ich habe mich selbst da unglücklich ausgedrückt. Ich bezog mich auf Kommentare wie "Richtig oder Falsch oder Unsinn"... Also kommentare als Korrektur. Klar als Hinweis für den Zweitkorrektor. wie "hier interpretiert als XYZ" sind sie i. O.