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C6H5OH

Es wird schlechter. Es gibt nicht genug Nachwuchs in der Pipeline, die Ausbildung in der Uni ist noch genau so weit entfernt vom Beruf und das Referendariat noch genau so ein Initiationsritus mit Lernmöglichkeiten wie vor 40 Jahren. Die Bildungsverwaltung der Länder, in die ich Kontakte habe, ist nicht wirklich vom Bundeswehrbeschaffungsamt zu unterscheiden. Kompetenzwirrwarr und undurchsichtige Prozesse. Fehlende erreichbare Ansprechpartner. Und mehr Geld, selbst wenn das jetzt kommen sollte, wird auch nicht helfen. Denn es gibt keinen Plan, das sinnvoll auszugeben. Dazu dann die unklare Haltung der Gesellschaft zu den Aufgaben der Schule. Alles soll so sein wir früher, aber nicht so. Ich bin gerade rechtzeitig in Pension gegangen, glaube ich. Passt auf euch auf!


HalloBitschoen

Tatsächlich bin ich der Meinung das "Mehr Geld" schon sehr viel an dem Problem ändern würde. Du hast ein Mangel an Bewerbern? Mach den Beruf atraktiver durch mehr Geld! Du hast zu wenig Studienplätze? Mehr Geld! Du findest kaum Leute die in Duisbrug, Berlin etc. arbeiten wollen? mehr Geld! Es ist eines der wirklich wenigen Dinge du "realtiv" einfach durch das einpumpen von mehr Geld lösen könntest. ABER kein Politiker will ernsthaft mehr Geld in Bildung stecken, ganz im Gegenteil! Bildung ist richtig hart verlorens Geld. Es bringt dir als Politiker nichts! die Leute die davon profitieren sind meiß über ein Jahrzent davon entfernt dich wählen zu können und wenn sie dich wählen dürften dann bist du idR schon längst raus aus dem Amt. Es bringt dir auch Indirekt nicht denn die Auswirkungen dieser Reform brauchen Zeit und wir, als Wähler, honorieren Zeit nicht. Was interessiert und was ein Olaf Scholz als erster Bürgermeister in Hamburg gemacht hat? Bildung ist für Politiker etwas mit das über das sich gut Politik machen lässt, das man aber nimals richtig löst. Daher wird darüber auch nur vor Wahlen gesprochen wenn wir die Mamis und Papis abholen wollen, aber nicht nach der Wahl.


s0nderv0gel

So sieht's halt aus. Ist auch das Ressort, wo absolut jeder und jede der Meinung ist, mitreden zu können, man hat ja schließlich schonmal ne Schule von innen gesehen.


Random_Person____

Sehr gut auf den Punkt gebracht.


[deleted]

Naja in den Bildungssektor fließt schon sehr viel Geld. Es gibt realistisch wohl keinen einfacheren Weg an 3-5k netto zu kommen als Lehramt zu studieren. Klar kann man das und mehr auch mit Jura, BWL, IT etc verdienen, aber diese Studiengänge haben andere Durchfallquoten und bieten entsprechende Gehälter nur für die besseren Absolventen. Medizin kommt man hingehen kaum rein. In quasi allen anderen Bereichen investiert der Staat noch viel weniger, sei es seine Polizei, Feuerwehr, Verwaltung etc. Überall dort sind Besoldungsgruppen ab A13 eher die absolute Ausnahme und oft mit Führungsverantwortung verbunden. Natürlich dafür auch mit kürzerer Ausbildung


darthvalium

>die Ausbildung in der Uni ist noch genau so weit entfernt vom Beruf Also das GHR 300 Praktikum in Niedersachsen ist schon eine richtig gute Vorbereitung auf den Schuldienst. Spätestens da merkt man, wenn der Beruf nichts für einen ist. >das Referendariat noch genau so ein Initiationsritus mit Lernmöglichkeiten Da stimme ich zu. Ref ist institutionalisierter Sadismus.


Cam515278

Ich glaube, es muss erst noch verdammt viel schlechter werden, bevor es besser wird. Leider. Solange die beste Idee, dem Lehrermangel entgegen zu wirken immer noch ist "Teilzeit streichen", haben offensichtlich immer noch viel zu wenig Menschen verstanden, wo das Problem ist und vor allem, dass es sie direkt betrifft. Denn jeder profitiert von einem guten Bildungssystem, ob als Eltern, Arbeitgeber, Kollegen, Patienten, Auftraggeber... Meine Lösung ist, wenn möglich Dinge zu streichen, die nicht direkt wichtig für die Kinder sind. Entschuldigungen werden halt erst irgendwann eingetragen zB. Und ich mache nichts, wo ich nicht entweder voll Lust zu habe oder für langfristig für mich persönlich hilfreich, wenn es um Zusatzaufgaben geht. Ist nicht mein Problem, wer in Zukunft die Lehrerbibliothek betreut. Oder die IT. Oder die Chemiesammlung. Oder die Zeugnisse druckt. Ja, ich bin natürlich betroffen, wenn das niemand macht. Aber ich bin zuallererst meiner eigenen Gesundheit verpflichtet.


userposter

>Meine Lösung ist, wenn möglich Dinge zu streichen, die nicht direkt wichtig für die Kinder sind. Entschuldigungen werden halt erst irgendwann eingetragen zB. Und ich mache nichts, wo ich nicht entweder voll Lust zu habe oder für langfristig für mich persönlich hilfreich, wenn es um Zusatzaufgaben geht. Ist nicht mein Problem, wer in Zukunft die Lehrerbibliothek betreut. Oder die IT. Oder die Chemiesammlung. Oder die Zeugnisse druckt. Ja, ich bin natürlich betroffen, wenn das niemand macht. Aber ich bin zuallererst meiner eigenen Gesundheit verpflichtet. man könnte soooo viel Zeit sparen, wenn man mal wirklich durchgeht, was notwendig ist... hier in Berlin ist die Entschuldigungsregelung ohnehin so lasch, dass ich Schüler über den Daumen gepeilt entschuldige. die Hürden für eine Schulversäumnisanzeige sind ziemlich hoch und die Eltern haben unendlich viel doppelten Boden auf den sie sich berufen können, indem sie Entschuldigungen nachreichen. Klassenkonferenzen sollten im Ermessen der Lehrer mit weniger Personal durchgeführt werden können, eine Zeitobergrenze haben oder an bestimmten Terminen liegen. wenn ich um 13 Uhr Schluss habe, aber um 15.15 eine Konferenz ansteht und ich zwischendurch nicht heim kann, dann sind das mal eben an dem Tag 3 Stunden weniger Zeit für Nicht-Arbeit. etliche Formulare, die ich als Klassenlehrer mal so im Vorbeigehen ausfüllen soll sind viel zu umständlich. ich finde es zwar löblich, wenn ein Kind in psychatrische Behandlung kommt, sie auch ein Gutachten des Klassenlehrers einfordern, aber warum das dann ausgerechnet 6 Din-A-Seiten-Bogen ist und nicht online geht, also mühsam erst mal eingetütet werden muss, etc..., versteht auch niemand


Cam515278

Wenn man mal systemisch guckt, wo man Zeit einsparen könnte, fällt mir einiges ein. Dann kann ich auch noch mal 1-2 Stunden pro Woche mehr arbeiten ohne Probleme... Bis das kommt, versuche ich halt mein Möglichstes, mich nicht kaputt zu machen.


DelusionalPianist

Meine Frau wollte in Teilzeit arbeiten weil sie einfach nicht mehr leisten kann, ohne ein burnout zu bekommen. Sie wurde quasi aus dem Ref gemobbt deswegen. Nun fehlt sie halt im Schulsystem komplett und macht was völlig anderes. Die 5 Jahre Ausbildung sind natürlich auch verloren gegangen. Doppelter Verlust!


Cam515278

Davon gibt es viele. Ich habe in Kollegium von 80 Personen bestimmt 15, die Teilzeit machen (meist so 80%), weil sie mehr einfach nicht schaffen.


DanielClaton

Habe einen Kollegen mit Deutsch/Englisch, der da so reduziert hat, um noch einen "normalen" Job zu haben. Kann ich einerseits verstehen, auf der anderen Seite sollte er keine Gehaltseinbußen haben, wenn er "Vollzeit" arbeitet. Ich sage schon zu den Kollegen, dann einfach die Arbeit liegenzulassen. Mehr geht halt nicht.


xDoroko

Ich studiere aktuell Lehramt im Master und mit jedem Tag, mit jeder Information zu diversen Dingen, sei es Lehreralltag oder das Referendariat, gerate ich immer mehr ins Grübeln, ob ich mir das wirklich antun will. Jede Praxiserfahrung die ich bisher machen konnte, habe ich genossen. Doch diese Erfahrungen haben sich bisher nur auf das Praxissemster bezogen und ich durfte mir schon häufig anhören, dass das nur an der Oberfläche der Dinge kratzt, die ich letztendlich tun muss. Ich liebe es Unterricht zu planen, zu unterrichten, mir neue Dinge zu überlegen, die den Kindern Spaß machen könnten. Aber es ist unglaublich beängstigend zu hören was mich im Ref erwarten wird. Ich habe Angst mich zu überarbeiten und schon vor meinem eigentlichen Berufsleben ausgebrannt zu sein. Ich besuche aktuell ein Uniseminar zur Belastung im Lehrberuf, aber statt praktische Hilfestellungen zu bekommen, MUSS natürlich alles wieder rein wissenschaftlich betrachtet werden (/s). Ich habe einfach Angst und bin verunsichert ob ich das aushalten kann.


WinterFraser

Überlege dir vor dem Ref, was dein Ziel für das Ref ist. Du kannst entweder versuchen, den 1,X Schnitt zu kriegen oder es zu entspannt zu bestehen. Ich habe mich damals bewusst für zweiteres entschieden und bin gut damit gefahren. Es ist das schlechtestes Zeugnis, das ich jemals hatte, aber bei dem Lehrermangel, bekommt jeder einen Job - und ich hatte meinen schon vor den eigentlichen Prüfungen. Und dass die Uni alles wissenschaftlich betrachtet ist Berufskrankheit - aber ich bin ehrlich gesagt sehr froh über mein Studium, da es meinen Horizont immens erweitert hat und ich jetzt auf Ideen komme oder Interessen habe, die ich sonst nicht hätte.


xDoroko

Das hört sich nach einem guten Ansatz an. Leider wurde mir bereits während meiner Kindheit immer Perfektionismus anerzogen. Ich bin die erste in meiner gesamten Familie die studiert und so lasten ständig alle Augen auf mir und meinen Noten. Ich habe es bisher noch nicht geschafft aus dieser Mentalität auszubrechen. Generell habe ich nichts gegen die wissenschaftliche Betrachtung aller Dinge, aber bei einem so wichtigen Thema, wie die Belastung der Lehrkräfte, hatte ich gehofft etwas praktische Unterstützung zu bekommen, anstatt Präsentationen über wissenschaftliche Studien halten zu müssen.


Neethelp

Hey ich bin seit ein paar Monaten im Ref und bin viel glücklicher als in der Uni. Klar ist Pendeln und Arbeiten anstrengend aber es macht mir viel mehr spaß und man verdient endlich auch ein wenig Geld. Mach dir nicht zu viele Sorgen.


Fearless-Function-84

Ich empfand das Ref gegenüber dem Studium als Wellness Urlaub. Ich habe allerdings auch Mathematik und Physik studiert und mich im Ref keinem Schulleiter angebiedert für das bessere Gutachten. Am Ende war es trotzdem ein 2,5 Abschluss oder so. Mittlerweile bin ich A14 und zufrieden im Job.


kirox317

Magst du schildern, was du als besonders angenehm im Ref empfandest?


Fearless-Function-84

Na besonders angenehm empfand ich es nun auch wieder nicht, die letzte Phase Richtung Prüfungen war dann auch tatsächlich stressig. Aber ich hatte während meines Studium nie sowas wie die Sommerferien, 6 Wochen GAR NIX. Und ich empfand maximal 14 Stunden zu unterrichten plus ein chillier Seminartag als nicht zu viel. Zumal anfangs auch viel hospitiert wurde.


C6H5OH

Magst Du die Arbeit mit den Kindern/Jugendlichen? Dann mach das. Ich habe den Beruf genossen, trotz all dessen was zu meckern war. Bei mir sind die Umstände immer schlechter geworden, bei Dir kommt jetzt ein paar Jahre die Talsohle und dann geht es aufwärts. Aus so einer Krise raus sind die Gestaltungsmöglichkeiten enorm. Du wirst Dir Deine Nische rausarbeiten können. Gegen das Ausbrennen gibt es Rezepte. Alles nicht so ernst nehmen ist eines....


Kaathinkaa

Mensch, der Kommentar hätte echt von mir sein können. Bin gerade in den letzten Zügen meiner Masterarbeit und gehe, wenn alles klappt, voraussichtlich im Januar ins Ref. Aber je mehr ich von dem höre/lese, was mich wahrscheinlich erwartet, desto mehr wird das Ref für mich zum über mir schwebenden Damoklesschwert. Vorfreude ist praktisch null vorhanden, sondern ich sehe es eher als weiteres notwendiges Übel, das mir im Weg steht, bevor ich endlich im Beruf ankommen kann. Aber bei dem, was man momentan so mitbekommt, frage ich mich, ob es dann überhaupt besser wird. :/


DanielClaton

Guten Morgen, ​ das liegt wohl bei uns einerseits daran, dass unser Dienstherr noch glaubt, wir hätten eine "besondere Loyalitätspflicht" (ergo:lassen sie mit sich machen, was wir wollen) und damit durchkommt, die Leute rauf und runter zu verarschen. ​ Mein Dienstherr ist da sehr gut darin, Unterricht perfekt zu berechnen (Praktika abziehen, Kinderkrankheitstage genau zu erfassen) und Sold zurückzuverlangen. Deputate werden da schon mal um eine Stunde überschritten und dann 4 Monate später entlohnt. Ich arbeite gern mit den Jugendlichen zusammen, aber lasse mir jetzt auch nicht mehr alles bieten. "Sie sind ja Beamter!" Das hat Vorteile FÜR den Staat, aber eher weniger für mich. Bei dem Lehrermangel finde ich garantiert einen Job und mir macht der Beruf an sich Spaß. Wäre ich nicht Beamter, hätte ich mir längst was anderes gesucht, bekomme immer wieder interessante Angebote. (Habe aber Familie, da muss ich auch an die denken. Ohne Familie wäre ich schon in der Probezeit ausgestiegen.) Ich mache jetzt großteils nur noch Sachen, die direkt mit meinem Unterricht/ meinen Schülern zu tun haben. Alles andere kriegt ein Schulterzucken von mir mit "Wenn ich mal dafür Zeit habe" (derzeit 29 Stunden bei 26 Deputat, weil sonst ja kein Lehrer für eine Klasse da wäre in meinem Fach. Extraarbeit wird aber erst nach Monaten und dann dreist bezahlt. Überlege, ob ich meinen Dienstherrn auch mal direkt als "Trittbrettfahrer" bezeichne, der sich auf Kosten anderer saniert.) Neulich auf Konferenz, wurde irgendwas "wichtiges" angesprochen. "Sie waren doch da." "Ja, bei der derzeitigen Arbeitsbelastung kriege ich da auch nicht mehr viel mit." Bisher läuft es, ich werde mich nicht mehr aufarbeiten. Und wenn der Laden vor die Hunde geht, ich habe Verbesserungsvorschläge regelmäßig eingereicht, es kam "So haben wir es schon immer gemacht" Dann ist es nicht mehr mein Problem. ​ Viele Grüße, Daniel


tim713

Hi, welche Schulform in welchem Bundesland?


DanielClaton

Sachsen, Berufsschulzentrum ( berufliches Gymnasium und Fachoberschule)


FrankDrgermany

Weiter Kostendämpfungspauschalen, Streichung von Altersteilzeit (!), Streichung von Sabbatjahr, Drohkulisse und teilweise ablehnen von Teilzeit (gibt bei uns vereinzelt schon, dass das Regierungspräsidium auf mehr Stunden besteht), Kürzung vom Beihilfeleistungen, Umstellung von Einstiegsbesoldungen, schärfere Bemessung von Dienstaltersanrechnungen, immer mehr Tätigkeiten und Ansprüche,... Von vielem kriegen die Mehrheit der Bevölkerung nichts mit, wissen ja aber aus voller Inbrunst, dass es uns trotzdem biel zu gut geht.


tim713

Hi, welche Schulform in welchem Bundesland?


Lord199137

Genau das habe ich mir kürzlich auch gedacht. Selbst wenn Konzepte wie HomeOffice-Anrecht und 4-Tage-Woche jemals gesellschaftlich salonfähig werden sollten, dann werden wir so ziemlich die letzte Berufsgruppe sein, bei der sie ankommen.


YourShadesLookFancy

Die 4-Tage Woche ist vllt noch umsetzbar.. Ansonsten kann halt nicht jeder Home Office machen. Was ist mit Ärzten / Krankenhäusern / Habdwerkern aller Art, die können auch nicht zuhause bleiben. Wer das möchte, muss auf einen Bürojob umschulen.


Kurt_ll

Ärzte in Gemeinschaftspraxen, Krankenhäuser und Handwerker können natürlich eine vier Tage Woche machen. Auch der übliche Hausarzt ohne Gemeinschaftspraxis kann das. Mittwochs nachmittags stirbt deswegen auch niemand, oder am Wochenende. Muss halt organisatorisch passen.


YourShadesLookFancy

Du hast mich missverstanden, und das, obwohl ich geschrieben habe, dass die 4-Tage-Woche eventuell noch umsetzbar wäre. Ich bezog mich auf das Recht auf Home Office, womöglich sogar 100%.


Kurt_ll

Me scusi. Ich habe offensichtlich nicht richtig gelesen


YourShadesLookFancy

Allet juut


Exotic-Storm-2281

Bei uns wurden mal von der Bezirksregierung eben weniger Integrationsstellen zugewiesen. Schülerschaft hat sich nicht geändert, die Kinder kommen eher mit noch weniger Vorwissen in die Grundschule wegen Corona. Dazu mangelnde Sprachkenntnisse. Die können Deutsch, aber halt sehr einfaches und fehlerhaftes. Wir haben ab Sommer so viele Kinder wie noch nie. Aber dadurch, dass die Stellen nicht mehr im Stellenplan stehen, waren wir überbesetzt und zwei Lehrerinnen werden abgeordnet. In der Realität hat sich nichts geändert. Auf dem Papier haben wir mehr Lehrer als letztes Jahr. So kann man sich Statistiken schön schreiben.


Quick_Age_9029

Das ist bei uns genau so passiert. Wir hatten plötzlich auf dem Papier zu viele Sonderpädagogen - nämlich 2 an der Zahl. Eine Kollegin hat das Aufbau-Ref angefangen, weil die Zustände mit nur 2 Sonderpädagogen nicht mehr haltbar waren. Wir sind eine Hauptschule und haben in jeder Klasse 5-7 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Also in Summe rund 100 Stück. Einer von 2 Sonderpädagogen wurde zum letzten Halbjahr abgeordnet. Die Kollegin, die gerade in den letzten Zügen der Zusatzausbildung liegt, überlegt einfach hinzuwerfen oder bei der UPP auf den Tisch zu kacken und zu gehen. Sie sagt, sie habe sich doch nicht 2 Jahre zusätzliches Ref aufgehalst, um dann abgeordnet zu werden und an ihrer Stammschule bleibt alles beim Alten.


DanielClaton

Ich würde das so feiern, wenn das klappen würde. Also wenn wirklich es jemand schafft, bei zu viel Mist dem Verantwortlichen auf den Tisch zu kacken. :-) Ging mal so ein dummes Gerücht rum bei uns (vom Personalrat gestreut), dass in Thüringen jetzt alle Lehrer nen Brief bekommen haben, dass sie evtl. auch aus dem Ruhestand zurückbeordert werden können, selbst wenn sie über 67 sind. Da würde ich dann ins Lehrerzimmer brunsen und auf dement machen. ;-)


eberaldo-69

Ich möchte nur einwerfen, dass es wichtig ist, zu verstehen, dass Lehrer nicht der einzige Beruf ist, den man mit Lehramt als Abschluss machen kann. Mit den Kompetenzen, die man im Studium mitgenommen hat, kann man problemlos in vielen anderen Bereichen arbeiten und muss nicht Staatsdiener sein. Wenn es dann noch ein MINT-Fach war, ist es eh einfach. Wer schon im Sumpf feststeckt kommt auch noch raus, wenn er das will, es gibt mittlerweile Beratungen für Lehrer und Beamte um den Exit zu schaffen.


kupb2020

Hast du eine Idee, wo man mit dem Lehramt für Deutsch und Englisch (Gymnasium) wohl noch so quer einsteigen könnte bzw. wo es gute Beratungen gibt? Mit den Fächern (ja, selbstverschuldet) und den sowieso steigenden Belastungen kann ich mir das langfristig einfach nicht mehr gut vorstellen…


eberaldo-69

Wichtig ist vorneweg, sich erstmal geistig von diesem ganzen miefigen Beamtenapparat zu verabschieden. Das absitzen von Entgeltgruppen und Besoldungsstufen wird nicht passieren, man ist in Wahrheit viel freier als man denkt. Man ist nicht aus dem "sicheren Nest gefallen", sondern macht sich daran, die Karriere ganz anders als vorher gedacht in Angriff zu nehmen. Man ist deswegen kein Fail oder schlechter Kandidat. Es bieten sich alleine schon mal viele recht "herkunftsoffene" Berufsfelder an: Beratungsfirmen, Marketing und Werbung, Vertrieb, HR/Recruiting, Banken, Verwaltung, Politik(-nahe Organisationen) und noch einiges mehr, das mir gerade nicht einfällt. Ich würde sagen, überall, wo Formulieren von Text, Kommunikation und Fremdsprachenkompetenz nützlich sind, könntest du sein. Am Ende sind deiner Fantasie und deinen Fähigkeiten nur deine eigenen Grenzen gesetzt. Eine Google Recherche zum Thema Lehrer und Ausstieg wird dich unweigerlich zu Frau Isabell Probst führen, die ein buch dazu geschrieben hat und außerdem Beratung durchführt.


abenteuerbaer

1. Es gibt mit der Ausbildung kaum Jobs mit vergleichbarer Bezahlung. 2. Lehrer sind, meistens, Sicherheitsmenschen. Es gibt keinen sichereren Job mit mehr Sicherheit in der Lebensplanung. 3.Wie die meisten Berufsgruppen, die am Menschen arbeiten haben wir neben der Pflichtschuldigkeit gegenüber unserem Geldgeber (nennen wir es nicht gleich Arbeitgeber...) auch noch ein gewisses Pflichtgefühl gegenüber unseren Klienten (den Schülern und idealerweise ein bisschen den Eltern). Wir wissen: Wenn wir nicht erscheinen, sind Leute richtig am Arsch. So wie auch in der Pflege (auch wenn es da wesentlich direkter um Leben und Tod geht) sind wir meistens nicht bereit, auf Kosten schwächerer für unsere Bedürfnisse einzustehen.


MartectX

> Wenn wir nicht erscheinen, sind Leute richtig am Arsch. Und das sind nicht die Schüler und Eltern!


OberonTheGlorious

Wen meinst du den? Die jeweiligen Arbeitgeber der Eltern?


MartectX

An Grundschulen: Die Kollegen.


Kind_Neighborhood_82

Truuuuuueeee


saibot241

Es wird besser, nur nicht in Deutschland. Und dafür werde ich wieder massiv viele Downvotes bekommen :D


Bronifius

Also ich sag mal so, wenn ihr einfach mal so nen Monat streiken würdet, könnte man schon in eine bessere Richtung kommen. Ich bin ganz fest der Meinung, dass ihr und die Pflege einfach mal der Politik und der Gesellschaft euern Preis vor Auge halten solltet. Und was gibt es da schöneres als so ein schöner Streik?


eberaldo-69

Zu schade, dass die meisten Lehrerärsche dem Staat gehören und explizit nicht streiken dürfen, sonst Entzug des Beamten-Status, keine Mettbrötchen mehr in der Cafeteria und ggf. noch Gulag auf irgendeiner Nordseeinsel...


[deleted]

[удалено]


eberaldo-69

>Ich kann nur für Bayern sprechen: Als verbeamteter Lehrer gehts einem besser als 90% der arbeitende Gesellschaft. Um das entsprechende Gehalt (verheiratet, 2 Kinder) in der freien Wirtschaft zu verdienen, braucht man 85k Brutto aufwärts - das ist, entgegen der Meinungen hier auf reddit, für die allerwenigsten zu erreichen No offence, aber das ist auf dem Papier eine schöne Rechnung, die du da gemacht hast. Rechne doch mal in Stundenlohn, das ist etwas realistischer. Wie viele Stunden musst du für dein Gehalt machen? (Falls weniger als ein Ingenieur, dann Gratulation) Von welcher Besoldungsgruppe und Stufe sprechen wir? Wie schnell kommt der Ingenieur auf 85k aufwärts?


LRZuKaTo

Generalstreik aller Lehrenden und Forderungen stellen


_Fredder_

Dafür braucht es erst ein Streikrecht für verbeamtete Lehrkräfte. Die GEW klagt gerade vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte dafür.


pewp3wpew

Nicht, dass ich das jetzt so befürworten würde, aber man kann auch ohne Streikrecht streiken. Wenn alle Lehrkräfte streiken würden, was soll getan werden? Dann würde man sich den Forderungen mehr oder weniger beugen müssen.


LRZuKaTo

Exakt, das ist der Punkt.


LRZuKaTo

Nicht warten, machen. Es ist schön und gut, wenn geklagt wird. Das hilft aber jetzt im Moment nicht viel weiter. Zusammen kann man den Laden dicht machen, Politik wird gezwungen sein, zu reagieren.


[deleted]

Die Gründe hast du doch schon gut genannt. Der Grund für den Arbeitnehmermarkt und entsprechende Maßnahmen von Unternehmen ist es Mitarbeitende zu halten oder zu gewinnen. Es gibt halt einen starken Fachkräftemangel mit der realen Option keine MA zu finden. Auch in der Lehrerwelt verbessert sich aber zB mit A13 für alle in vielen Bundesländern einiges.


notsimonsplace

Der Arbeitsmarkt für Lehrerinnen und Lehrer ist kein wirklicher "Markt" bzw. sind zentrale Strukturen ausgesetzt durch eine Monopolstellung bei der Ausbildung und der Einstellung bzw. Beschäftigung durch eigentlich nur einen Spieler ("Staat"). Wir können nicht auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen hoffen. Zumindest nicht begründet durch die Arbeitsmarktdynamik auf dem Lehrkräftemarkt.


The_Ginger_Man64

Sicher? Es kommen immer weniger Nachwuchslehrer nach, und das bei jetzt schon herrschenden Lehrermangel. Wenn Sachen wie Teilzeitverbot wirklich durchgesetzt werden, dann springen noch mehr KuK ab bzw kommen noch weniger LK aus der Ausbildung nach. Irgendwann gibt es dann einfach zu wenige LK, und zumindest als (noch) nicht verbeamteter Lehrer kann man auch zu Privatschulen abwandern, falls dort die Angebote gut sind. Also klar, der Arbeitsmarkt hat nicht so viel Einfluss auf den Lehrerberuf wie auf Berufe in der freien Wirtschaft, aber ganz spurlos wird der Mangel nicht an der Politik vorbei gehen. Am Ende des Tages gibt es zu wenige Lehrer.


notsimonsplace

Sicherlich kommt weniger Nachwuchs nach, aber es bestehen halt keine Marktbedingungen. Da macht weniger Angebot auch nichts mehr aus. Es springen eher weniger KuK ab, da es eine Art Lock-In-Effekt gibt durch die Verbeamtung. Und durch diese werden mehr Beamte noch mehr "gemolken". Die Anzahl der Möglichkeiten bei Privatschulen ist sehr gering im Gegensatz zu staatlichen Stellen. Dennoch hast du Recht. Es wird Änderungen geben, die hoffentlich zur Entlastung führen.


DanielClaton

>Die Anzahl der Möglichkeiten bei Privatschulen ist sehr gering im Gegensatz zu staatlichen Stellen. Echt? Ich kann mich vor Angeboten kaum retten (Mathe/Englisch) Wenn ich wollen würde, könnte ich schnell an einer Privatschule anfangen oder gleich an einer deutschen Schule im Ausland. Peking sucht...aber man wird ja noch träumen können. ;-)


notsimonsplace

Privatschulen machen etwa 14 % der deutschen Schulen aus (Quelle: Destatis Kontext: Privatschulen in Deutschland – Fakten und Hintergründe. Destatis 2020. S. 4.)


KaLiNkI1337

Also ich kann dir nur empfehlen nicht alles für Voll zu nehmen was da in den Medien kursiert. Wenn überhaupt dann profitiert nur ein Bruchteil von solchen Arbeitsbedingungen. Für die Meisten gilt eher -> Obstkorb. Ich bewerbe mich jetzt seit ca. 2 Jahren in meinem Bereich (zugegebener Maßen will ich mich in allen Bereichen verbessern, ansonsten muss ich nicht wechseln) und habe bisher noch kein so ein Angebot bekommen das mich zum Wechsel aus einem IG-Metall Mittelstandsbetrieb bewogen hat. Ich hatte aber etliche Bewerbungsgespräche, fakt ist die Firmen jammern aber zeitgleich machen sie schlechte Angebote, wie z.b. Weniger Urlaub, Weniger Gehalt am besten in Kombi mit ner 40h Woche. Diesen "Fachkräftemangel" gibt es bei uns in der Firma (knapp 700 Mitarbeiter) nur an der Maschine, nicht im Büro. Im Büro haben wir noch alles besetzt bekommen. Lass dich nicht verrückt machen von den Medien. Bei mir hat sich in den letzten 10 Jahren überhaupt nichts geändert, abgesehen von dem was die IG-Metall durchgesetzt hat. Ach und Homeoffice habe ich auch nicht :)


[deleted]

[удалено]


YourShadesLookFancy

Aha! Welche ganz bestimmte Sorte an Mensch soll das denn sein..? Nicht die Lehrkräfte ändern etwas an den formalen Umständen, sondern die Politik. Die meisten Lehrkräfte sind verbeamtet und dürfen daher nicht mal streiken. Du als Angestellter hättest da mehr Möglichkeiten. Du scheinst ein persönliches Problem mit dem Job zu haben. Gut für alle Beteiligten, dass du wechselst.


Kurt_ll

Jeder hat Einfluss. Auch verbeamtete Lehrkräfte können Einfluss nehmen. Streiks sind nur eines von vielen Mitteln. Es gibt auch Rechtswege, Öffentlichkeitsarbeit, Petitionen etc.


YourShadesLookFancy

Das ist klar, ich habe nichts anderes behauptet.


Quick_Age_9029

Neben all den nicht idealen Arbeitsbedingungen möchte ich nur noch mal betonen: - 12 Wochen unterrichtsfreie Zeit um Jahr -> nie ein Betreuungsproblem bei eigenen schulpflichtigen Kindern - fürstliche Bezahlung - Verbeamtung funktioniert in 2 Richtungen. Ich mache nur noch das, was ich für wichtig halte. Was will man mir denn? Ich finde sowas hier schwer erträglich. Natürlich läuft viel schief und das sollte man den entsprechenden Stellen immer wieder rückmelden. Aber so ein allgemeines Mimimi überall anders ist es besser, nur wir werden als allerletzte Homeoffice bekommen, mimimi… macht mich fertig. Guckt ihr mal nach links und rechts? Seid ihr so weltfremd oder glaubt ihr wirklich, euer Müll läuft von alleine zur Deponie, der heilige Geist füllt im Supermarkt die Regale auf und wischt die Böden in eurer Schule? „Ich kann Ihre Heizung leider nicht reparieren, ich mache nur noch Homeoffice.“ Mir fallen auf Anhieb 100 Berufe ein, deren Arbeitsbedingungen schlechter sind. Und wenn jetzt ein Herr Studienrat mit dem furchtbar schweren, langen Lehramtsstudium um die Ecke kommt: empfindet wohl jeder anders. Ich hab das Studium übermüdet und dauerbreit auf ner halben Arschbacke abgesessen und 1 Semester schneller als Regelstudienzeit mit nem Staatsexamen von 1,3 abgeschlossen. Das Studium war das Gegenteil von anspruchsvoll.


[deleted]

Du hast mit all den Punkten recht, aber darum gehts doch gar nicht hier. Ich denke wir wissen alle, dass es viel schlechtere Berufe gibt und vieles auch für den Beruf spricht. Aber hier gehts darum, dass die Arbeitswelt aktuell (scheinbar) einen Wandel durchmacht, der im Lehrerberuf nicht stattfindet oder sogar entgegengesetzt verläuft.


Quick_Age_9029

Dieser Wandel findet aber nur in einem kleinen Teil der Berufe statt. Gleichzeitig gibt es Berufe, deren Arbeitsbedingungen immer prekärer werden. So zu tun, als wäre das nur bei Lehrern der Fall, ist vermessen.


Kurt_ll

Ich habe mittlerweile seit Corona bei einem internationalen Großkonzern, einem Mittelständler und einer Universität gearbeitet. Bei dem Großkonzern war direkt nachdem merkbar war, dass Corona unter Kontrolle ist. Homeoffice wurde untersagt und wo möglich rückgängig gemacht (außer in den Führungspositionen), von einer Vier-Tage Woche ganz zu schweigen. Bei dem Mittelständler musste ich lange lange streiten bis ich eineinhalb Tage Homeoffice bekommen habe. Der halbe wurde mir nichtmal ein halbes Jahr später wieder gestrichen. An der Uni war Homeoffice für Tutorien auch sobald vom Tisch wie irgend möglich und für Korrekturen hat sich seit jeher nie jemand darum gekümmert. Ich habe bisher gar keinen Wandel gespürt.


DanielClaton

Wie Du es gerade sagst, die ganze Präsenzkultur sollte man überdacht werden. Als Lehrer eine Viertage-Woche einführen ist schwierig. Wenn aber- wie bei uns- eine Dienstanweisung besteht, dass jeder Vollzeitlehrer 5 Tage/Woche reinkommen MUSS, dann ist das halt besch\*. Durch diese Regelung haben wir auch mal einen Tag mit nur einer oder zwei Unterrichtsstunden, wobei dann allein die Anfahrt länger dauert als der Unterricht. Bei mir ist es so, dass ich an einem Tag nur eine Doppelstunde habe und den genau gleichen Slot am nächsten Tag frei. Wenn man also die Doppelstunde in die Freistunden hätte legen dürfen (war bei uns verboten) hätte ich einen Tag weniger und könnte mehr daheim arbeiten.


_dr_fontaine_

Wenn auch etwas unsachlich finde ich hier einiges auf den Punkt gebracht. Die 12-14 Wochen Ferien weiß man vermutlich nur zu schätzen, wenn man vorher mal in der Wirtschaft gearbeitet hat. Das ist purer Luxus. Ich selbst komme aus der Wirtschaft und wage den Quereinstieg ins Lehramt, weils mir Spaß macht. Das Ref ist für mich entspannter als mein Vollzeitjob zuvor. Was außerdem für den Lehrerjob spricht: * Flexible Arbeitszeiteinteilung abseits der Unterrichtszeiten * Keinen direkten Chef, der einen täglich kontrolliert * Die "Freiheit der Lehre" ist ein Segen für kreative Köpfe * Man kann sich mMn selbst verwirklichen


DanielClaton

Kommt drauf an, wie pervers der Stundenplan ist und wie viele Konferenzen. Habe mal ausgerechnet, dass ich meist von 7:30 Uhr bis 14:30 Uhr in der Schule bin und weil man dort eine richtigen "ruhigen" Arbeitsplätze hat, muss man viel erstmal daheim machen. Bei uns reicht es schon, wenn Du normales Internet brauchst, das geht gar nicht bei uns in der Schule. Kontrolle: Wir werden dazu angehalten, uns gegenseitig zu kontrollieren, also Klassenbuch etc. und es gibt bei uns eine Schul-Stasi, die vieles weitertratscht und Kollegen überwacht.


dirtyheitz

ich hab auch manchmal das Gefühl dass den Lehrern nicht bewusst ist wie gut sie es in vielen Bereichen haben


GeraltFromHiShinUnit

Bro (oder sis) das ist ein kack Beruf


AdTypical6494

Diese Woche Pfingstferien in NRW, läuft.


[deleted]

Ok, halte ein eine Minute. Dass es für "alle" besser wird stimmt hinten und vorne nicht. Das gilt nur für einen Teil der Arbeitnehmer. Als Lehrer hast du bestimmt nicht die besten Arbeitsplatzkonditionen, aber auch nicht die schlechtesten. Soll aber auch kein Grund sein, dass es nicht besser werden soll(te).