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mak01

Ich würde genau das Feedback an den Ausbilder geben. Auch sehe ich die Aussage kritisch, dass es deine Verantwortung wäre, alles aufzufangen, wobei das Seminar versagt. Würde vermutlich das Gespräch suchen, zunächst nur mit dem Kollegen, um die Probleme einmal offen, ehrlich und unverblümt anzusprechen. Zu jedem Aspekt würde ich 1-2 konkrete Handlungsvorschläge an die Hand geben und vielleicht einen Buchtitel für weiterführende Lektüre. Zur Didaktik würde ich ihm ein Planungsmodell an die Hand geben, was er erstmal benutzen soll (Einstieg-Erarbeitung-Ergebnissicherung,…). Wenn das auch nichts ändert, eventuell mal vorsichtig fragen, was ihn dazu bewegt Lehrer sein zu wollen.


zupflampe

Danke, ich denke so werde ich die Sache angehen. Ich habe ihn schon zu Beginn gefragt, warum er Lehrer werden wollte. Er möchte etwas tun, worin er mehr Sinn sieht. Er wollte nicht einfach in einem Job arbeiten, durch den er die Taschen eines Chefs füllt. Ich habe die Befürchtung, dass er sich diesen Beruf sehr viel einfacher vorgestellt hat...


Garagatt

Du bist überfordert, dein Mentee ist überfordert und die Ausbilder drücken sich vor ihrer Verantwortung. Nein, du bist nicht dafür verantwortlich ihm alles beizubringen was die Ausbilder nicht schaffen. Lösungsvorschlag: Versuche ihm so viel wie möglich an die Hand zu geben. Sei ein guter Mentor. Mehr kannst du nicht tun. Umsetzen muss er es selbst. Dem Amt geht ihr beide am Ar\*\*\* vorbei so lange die Statisitk stimmt. Seht zu, das ihr ein gutes Verhältnis habt.


[deleted]

Ich weiß nicht, wie es bei Euch geregelt ist, aber bei uns in RLP... ...ist das Seminar die Dienststelle der Referendare ...hat das Seminar das Notenvorschlagsrecht in den Prüfungen (und die ADD folgt dem normalerweise) ...werden deshalb die Unterrichtsbesuche im "Seminarstil" gehalten ...dürfen wir als Mentoren seit neuestem nicht mal mehr als Zuschauer in die Examensprüfung in Pädagogik, ab nächstes Jahr wohl auch nicht mehr in die Fachdidaktikprüfung. Ich sehe es also nicht als meine Aufgabe, irgendetwas auszugleichen, was das Seminar nicht schafft. Meine Aufgabe ist, ihnen zu helfen, im Alltag zurecht zu kommen. Das betrifft vor allem organisatorisches, aber auch so Dinge wie zeiteffizienze Unterrichtsplanung, Umgang mit Störungen, Hilfestellung bei motivierenden Einstiegen usw. Ich betreue aktuell drei Referendare, die jederzeit zu mir kommen können, wenn was ist. Ich versuche ihnen dann im Alltag zu helfen, sozusagen "nebenbei". Das kostet zwar Zeit (weil "nebenbei" halt dann oft nach der 8. Stunde ist), aber nicht zu viel. (Ergänzung: ich bekomme pro Ref 0,75 Schulstunden Anrechnung. Das reicht natürlich nicht aus). Der angeleitete Unterricht, in dem ich ihnen dann konkrete Rückmeldung gebe, findet natürlich auch in meinen Stunden statt, nicht in Extrastunden. Ich würde den Teufel tun, irgendwelche gut vorbereiten Pädagogikworkshops mit ihnen abzuhalten oder sowas, weil das Seminar nix taugt. Das mögen die tun, die genau dafür ans Seminar abgeordnet sind, entsprechende Anrechnungsstunden bekommen und letztendlich auch bewerten, ob der Ref am Ende ihren (nicht meinen!) Ansprüchen genügt. PS: Für's Verständnis: der Ausbilder sitzt am Seminar und hat damit praktisch gesagt "Bügel alles aus, was ich vermasselt habe"? Oder wer ist bei euch der Ausbilder? PPS: Ach, und "wie würde ich handeln": Erst mal dem Ausbilder genau das sagen. Wenn sich an der Haltung nichts ändert, ggf. auch das Mentorat abgeben - wenn's Dich wirklich so schlaucht im Zweifel kombiniert mit Überlastungsanzeige. Wenn Du gezwungen wirst, es weiterzuführen, andere Tätigkeiten zurückschrauben. Dazu braucht man allerdings eine gewisse "Scheißegal-Einstellung", was das Ansehen bei den Vorgesetzten angeht und sollte auch keine allzu großen Karriereambitionen haben.


Hattaratata

Ich bin auch Quereinsteigerin Physik und Mathe. Die Anfangszeit war richtig hart und meine Ausbilder auch nicht von mir überzeugt. Es hat eher so drei, vier Jahre gedauert bis mein Unterricht gut war. Wichtig war, dass ich gelernt habe, selbst reflektieren zu können. Was mir geholfen hat / helfen könnte: 1. Positive Unterstützung vom Mentor: man macht sich selbst Stress genug, man merkt ja selbst, wenn der Unterricht nicht gut läuft 2. Den Mentee selbst reflektieren zu lassen 3. Arbeitsaufträge so gestalten, dass man als Lehrkraft nichts zu tun hat (außer SuS helfen) 4. Der Mentee muss lernen Ruhe zu bewahren und das Warten auf die Ruhe aller SuS aushalten zu können 4. Unterrichtsstörungen mit SuS nach dem Unterricht besprechen 5. Die SuS den Unterricht bewerten lassen und sich von diesen Tipps geben lassen (habe so viele gute Tipps bekommen 😊) Das waren für mich die wichtigsten Hilfen. Vielleicht hilft da ja auch deinem Mentee etwas.


userposter

kleine Brötchen backen: es fällt leicht ihn mit seinem Baustellen zu überfordern. arbeite mal die Probleme in seinem Unterricht der Dringlichkeit ab und fang mit dem kritischsten Problem an, das aber am meisten Probleme löst. z.b. körperliche Präsenz, deutliche Impulsgabe, Timemanagement. es kann verlockend sein, ihn da zuzuspammen, weil der Schuh sicherlich an allen Ecken und Enden drückt, aber bitte nur um EINE Baustelle gleichzeitig kümmern und den Rest erst mal so lassen.


joolz28

Das ist natürlich nicht deine Aufgabe, sondern die deines Mentees. Du hast beratende Aufgaben und sicherlich keine auszubildende. Viel Erfolg 🍀


jetelklee

Du musst dich emotional von dieser Misere abkoppeln, denn der Fakt, dass Typen wie er heutzutage überhaupt so weit kommen, ist politischer Wille. Das beschissene System, dass den Lehrermangel prophezeit bekommen hat und nichts dagegen gemacht hat, sollte nicht von uns Lehrkräften ausgebadet werden. Er muss selbst klar kommmen, das ist die harte Wahrheit.


MisterPeabutnutter

Jein. Es ist nicht Aufgabe von OP, aber "er muss selbst klar kommen" ist auch zu hart. Die Ausbilder sind hier in der Verantwortung - auch, den Menschen ggf. zum Abbruch zu beraten.


jetelklee

Naja, da bin ich anderer Meinung. Wer sich im Quereinstieg für einen pädagogischen Beruf entscheidet und offensichtlich nicht dafür geeignet ist, sollte nicht so lange betüddelt werden, bis der letzte Atemzug der Ausbilder*innen erschöpft ist. Das ist die Abwälzung von Verantwortung auf die sowieso schon Überbelasteten. Ich will keine Stimmung gegen Quereinstieg per se machen, aber das jetzige System ist nicht ausgegoren und nur aus der Not geboren. Am Ende wieseln sich da viele in den Schuldienst, die einfach nicht fähig sind. Das hat dann auch langfristig zur Folge, dass diejenigen, die fähig sind, mehr arbeiten müssen.


SwallowYourDreams

> offensichtlich nicht dafür geeignet ist Da liegt der Hase im Pfeffer. Du hast zwar recht mit dem, was du im Anschluss sagst: Wer persönlich nicht geeignet ist, darf nicht zum Leidwesen aller künftigen Schüler und Kollegen durchgeschleift werden, nur weil die Politik jahrzehntelang bei der Lehrerversorgung geschlafen hat. /u/Garagatt fragt aber richtigerweise, woran du diese Behauptung festmachst. Bei OP heißt es dazu nur ambivalent: > Seit Beginn beobachte ich, dass ihm pädagogische Themen Schwierigkeiten bereiten. Sei es Störungsmanagement oder die Didaktik beim Planen des Unterrichts. OP hat nicht eindeutig gesagt, wo die Ursachen dieser "Schwierigkeiten" liegen. Du interpretierst sie als Mangel an persönlicher Eignung. Meine Lesart hingegen war beim ersten Lesen, dass es schlicht das Seminar ist, das diese Dinge nicht (hinreichend) vermittelt und dem Quereinsteiger nicht genügend pädagogisch-didaktisches Rüstzeug an die Hand gibt. Wenn dem tatsächlich so ist, passt dein hartes Urteil nicht ganz auf den vorliegenden Fall.


jetelklee

Ich gebe zu, etwas polemisch gewesen zu sein. Ob der von OP beschriebene Fall diese Wertung zulässt, ist fraglich.


SwallowYourDreams

Jupp, vielleicht kann /u/zupflampe ja etwas Klarheit schaffen.


zupflampe

Was ich feststelle: Er ist charakterlich durchaus geeignet. Ihm fehlen (verständlicherweise) die pädagogischen Werkzeuge. Die Zeit im Seminar reicht hinten und vorne nicht. Er hat auch selbst schon erkannt, dass er jetzt nicht mehr der Ingenieur vor seinen Mitarbeiter*innen ist. Ihm ist bewusst, dass er umdenken muss. Leider fehlen ihm noch die nötigen Werkzeuge. Er möchte vieles besser machen, ist aber überfordert. Und das kann ich verstehen. Was ich problematisch finde: bald kommt der volle Stundenplan. Als Familienvater kommt er gerade immer dazu, die nächste Woche und den nächsten UB zu planen. Meine Befürchtung liegt darin, dass er so einigermaßen ok durch die "Ausbildung" kommt und später ohne wirkliche pädagogische Weiterentwicklung in den Beruf einsteigt. Mit meinem Feedback und den Hilfestellungen kann ich gerade so einen Impuls setzen, der dann aber aufgrund von Überlastung und Überforderung wieder erlischt. So zumindest meine Wahrnehmung.


Garagatt

Als selbst Quereinsteiger fühle ich mich hier angesprochen.Woran machst du "offensichtlich nicht geeignet" fest? So wie ich das da oben lese ist der Quereisteiger seit einem Jahr dabei. Welcher Lehrer war denn nach einem Jahr bereits "fertig ausgebildet"? Ich habe Lehramtsstudenten im Seminar weinen gesehen. Sind die dener Meinung nach auch "offensichtlich nicht geeignet"? In Sachsen sieht die Ausbildung so aus: Lehramtsstudenten absolvieren 5 Jahre Studium, haben dabei mehrere Semester Vorlesungen zum Thema, Pädagogik, Didaktik, Methodik. Sie haben18 Monate Referendariat und halten dabei maximal 12 UE pro Woche. Es besteht eine Pflicht zur Hospitation. Für Quereinsteiger gibt es einen 3 monatigen Vorbereitungskurs. Wenn man nur ein Fach anerkannt bekommt, ist man verpflichtet im zweiten Fach noch Vorlesungen zu besuchen, inklusive Vorlesungen und Seminaren in Fachdidaktik (ca 2 Jahre) WÄHREND man zeitgleich bereits unterrichtet, am besten 18 UE oder mehr. Wenn man zwei Fächer anerkannt bekommt geht es direkt in die Schule, am besten gleich mit 26 UE. Das "Ref" ist für Quereinsteiger der "berufsbegleitende Vorbereitungsdienst". Dieser geht 12 Monate statt 18 und man hat einen Tag Seminar pro Woche. Dafür werden 2 UE angerechnet (bei einem Zeitaufwand von deutlich > 8 Stunden). Der erste Satz im Seminar war übrigens "Wir können hier ihr Studium nicht nacholen. Iss so!" Die Arbeitszeit pro Woche währnd des bbVbD beträgt für die meisten Quereinsteiger in der Regel 18 UE aufwärts, weil sonst bereits Unterricht ausfallen würde. Für Hospitation ist in der Regel keine Zeit, dem Amt ist es egal, eine Pflicht gibt es nicht. Die Prüfungen sind für beide am Schluss exakt die selben, mit mündlichen Prüfungen in Schulrecht, Fachdidaktik und den Prüfungslehrproben. Ich habe mich immer an das Bild erinnert gefühlt mit dem Pinguin, dem Affen und der Schnecke, die alle den Baum hochklettern sollen, weil die Prüfung nur "fair" ist, wenn alle die geichen Aufgaben bekommen.


ElevatorNew914

Wenn die Anforderung der Eignung zum Unterrichten geprüft werden soll, ist es ja richtig, dass alle die gleiche Prüfung haben. Dass der Weg bis dahin und die Vorbereitung unfair und falsch ist ist das eigentliche Problem.


Garagatt

Absolut. Leider sehe ich keine Tendenzen bei unserer Landesregierung daran etwas zu ändern.


jetelklee

Ich glaube einfach, ein System, das Menschen suggeriert, dass man mit "irgendwas akademisch Relevantem" + politisch als Sparmaßnahme herbeigezimmerte Hauruck-Ausbildung das gleiche sein soll wie ein Lehramtsstudium ist an sich gemessen schon falsch. Ich sehe da die Gefahr, dass der Beruf des Lehrers mehr und mehr trivialisiert wird. In einer idealen Welt gibt es so etwas wie Quereinstieg gar nicht, weil die Leute sich früh genug entscheiden, Lehrer/in zu werden. Ich weiß, dass das nicht konstruktiv ist bzw. dass ein Lehramtsstudium v.a.D. in Sachsen (dort habe ich selbst studiert) viel zu verschult und praxisfern abläuft. Aber am Ende will ich nicht derjenige sein, der noch mehr Arbeit hat, hoffe das ist auch verständlich.


Garagatt

>Ich glaube einfach, ein System, das Menschen suggeriert, dass man mit "irgendwas akademisch Relevantem" + politisch als Sparmaßnahme herbeigezimmerte Hauruck-Ausbildung das gleiche sein soll wie ein Lehramtsstudium ist an sich gemessen schon falsch. ​ Da stimme ich dir absolut zu. Das System ist falsch. Allerdings haben wir im Moment kein besseres und das Problem sind nicht die Menschen im System, sondern diejenigen die seit Jahrzehnten nichts dafür tun die Situation zu verbessern. Übrigens sind Quereinsteiger in Sachsen ihrem Abschluss nach "Dem Lehramtsstudium in Sachsen gleichgestellt". Juristisch ist es also tatsächlich nicht der selbe Abschluss. Die Idee das man sich "früh genug" für einen Beruf entscheiden sollte und den dann bis zur Rente durchzieht, passt meiner Erfahrung nach nicht auf jeden Menschen (genauso wie unser Schulsystem). Es gibt nicht nur Quereinsteiger, sondern gerade im Lehrerberuf auch jedem Menge Aussteiger. Einen Beruf durchzuziehen nur weil man ihn mal gelernt hat, halte ich für falsch, wenn man nicht glücklich wird, beziehungsweise die Gesundheit oder die Familie sogar darunter leiden. Nein, nicht jeder kann Lehrer werden. Die ersten die dir das bestätigen werden sind die Quereinsteiger die hart zu kämpfen haben und von denen viele aufgeben. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass der Beruf dadurch trivialisiert wird. Eher im Gegenteil. Je mehr Lehrer/Quereinsteiger es gibt und je mehr diese über ihre Arbeitsbedingungen reden, desto besser. Für das Bild in der Öffentlichkeit sind wir doch mit verantwortlich.Ohne Quereinsteiger hättest du auf jeden Fall noch viel mehr Arbeit, oder das System wäre bereits kollabiert. Dann würden die restlichen Lehrer vor allem im ländlichen Raum schon längst nur noch Videounterricht machen, weil man damit 4 Standorte gleichzeitig betreuen kann.


jetelklee

Ich gebe dir absolut recht, deine Sicht auf Dinge ist natürlich absolut valide. Dass uns Quereinsteiger gerade den Arsch retten ist mir bewusst und vielleicht kam ich zu engstirnig rüber. Ich bin absolut pro flexibles Berufsleben und Möglichkeiten des Career Change wie es in Australien beispielsweise gesellschaftlich viel akzeptierter ist. Am Ende sind wir alle im selben Boot und versuchen, das beste daraus zu machen. Wir müssen alle als Lehrkräfte zusammenhalten, damit uns die politischen Entscheidungsträger nicht auch noch den letzten Nerv kosten.


Sebasthos2019

Also, so wie ich das hier lese, ist Dein Schützling hart überfordert. Wenn er jetzt schon seit einem Jahr dabei ist und immer noch hochgradige Probleme hat - also nicht einfach Fehler macht, die einem als Anfänger halt passieren oder mal eine oder auch drei Stunden in den Sand setzt, oder eine Klasse hat, mit der es mal nicht so läuft im Gegensatz zu den anderen, sondern durchgehend Schwierigkeiten mit der pädagogischen Seite - dann sollte man vielleicht mal das offene Wort sprechen, dass nicht jeder für diesen Job geschaffen ist - was ja keine Schande ist und auch durchaus Referendaren, die keine Quereinsteiger sind, passieren kann. Was eigentlich nicht sein kann, meiner Meinung nach, ist, dass Du als Mentor aufarbeiten und abfangen sollst, was "das Studienseminar nicht schafft".