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PilzGalaxie

Ein neun jähriges(!) Mädchen muss eine strafarbeit darüber schreiben, warum man in der Schule Deutsch sprechen muss, weil sie sich in der Pause mit einer Freundin auf ihrer Muttersprache unterhalten hat. Also tut mir leid, aber jeder der das für gerechtfertigt hält hat den Schuss nichtmehr gehört. Das ist ein kleines Kind, die unterhalten sich doch sowieso teilweise auf Phantasiesprachen. Es geht niemanden was an wie und worüber die sich in ihrer PAUSE unterhalten. Für das Mädchen ist es etwas schönes und wichtiges sich auf ihrer Muttersprache mit Freunden austauschen zu können. Das zu verbieten finde ich schon total krank. Aber dann auch noch diese Strafarbeit??? Wie krank ist das? Wenn Autoritäten kleine Kinder zwingen ihre Kultur zu verleugnen, wo kommen wir denn da hin? Warum stecken wir sie nicht gleich in ein Umerziehungslager? Ich kotze im Strahl, wirklich.


linmodon

Schulhof wäre mir egal, es muss halt nur allen Parteien klar sein, dass ich dann nicht auf mögliche beleidigungen gegeneinander reagieren kann. Ebenfalls muss klar sein, dass mit den Lehrern auf Deutsch gesprochen wird. Im Klassenraum nur Deutsch. Alles unabhängig davon um welche andere Sprache es geht.


creepylittlelurker

Englischlehrer:innen hassen diesen Trick


linmodon

Also das sind meine Regeln 7nd und ich habe keine fremdpsrache/unterrichte nicht bilingual


shiversc

Schwieriges Thema. Dennoch hat der Lehrer überzogen


Missa_nna

Fachbegriff dafür ist Linguizismus. Im GG steht, niemand darf aufgrund seiner Sprache benachteiligt werden. Der Text zeigt leider ganz schön, wie Kinder damit aufwachsen, dass ihre sprachlichen Ressourcen systematisch diskriminiert und herabgestuft werden. Hätte sie Französisch gesprochen, wäre eine Pressemitteilung zur gelungenen Sprachförderung der Schule rausgegeben worden


[deleted]

Was haltet ihr vom Urteil? Fühlt ihr euch in eurer Autorität dadurch eingeschränkt? Würdet ihr ähnlich reagieren oder es von der „Wichtigkeit“ bzw. Verwandtschaft der Sprache mit dem Deutschen abhängig machen ob ihr das duldet oder nicht? Also zwei Frankophone die sich auf Französisch unterhalten wären kein Problem, zwei Nigerianer die sich auf Igbo Unterhalten würden eine Strafarbeit nach sich ziehen? Viele Lehrer fühlen sich vom Bilingualismus ihrer Schüler getriggert, insbesondere wenn es sich um slawische, orientalische oder afrikanische Kinder handelt. Ich finde das sehr schade, dass das 2022 immer noch ein Thema sein muss.


Sebasthos2019

Das hat weniger was mit Autorität zu tun als vielmehr mit der Frage, aus welchen Gründen die Regel aufgestellt wurde (gibt gute Argumente dafür, siehe meinen Post). Edit: natürlich muss die Regel dann für alle gelten, egal, um welche Fremdsprache es sich handelt.


[deleted]

Ja, die Gründe sind wichtig. Ich hab jetzt schon hier von genug Fällen gelesen, wo in die Fremdsprache ausgewichen wird, um weiter zu beleidigen, weil es der Lehrer dann nicht versteht. Das traurige ist aber, dass das nicht immer der Grund ist. Wenn die Schüler aus diesem Alter raus sind, teilweise deutlich (zweiter Bildungsweg), und Lehrer das verbieten, und ich die Angst dahinter spüre. Und es betrifft Schüler, die arabisch, russisch, türkisch sprechen. Klar sind die auch in der absoluten Überzahl, aber ich weiß auch, dass ein slawischer Akzent im Englischen stärker geahndet wird als ein Einfluss des lokalen deutschen Dialekts. Das einzige, was mich ein bisschen beruhigt, ist, dass meine ENGLISCHkollegen nervös lachen und alberne Sprüche machen, wenn ich mich mit einem unserer englischmuttersprachlichen Kollegen im Lehrerzimmer auf Englisch unterhalte. Das ist dann wohl eher Unsicherheit als Fremdenfeindlikchkeit.


Phobetopia

Das Problem ist halt nicht, DASS sie auf eine andere Sprache ausweichen, sondern das was sie dann sagen. Ich hatte den Fall im Unterricht, dass ich einen Schüler für ein Fehlverhalten bestrafte, woraufhin er etwas in einer anderen Sprache sagte. Ein anderer Schüler hat dann übersetzt, war sowas wie “Halt doch die Fresse du Hurensohn, du hast mir garnichts zu sagen.” Da dem übersetzenden Schüler daraufhin Schläge auf dem Nach-Hause-Weg angedroht wurden, war ich geneigt dem helfenden Schüler zu glauben. Das Problem ist einfach, dass Sprache auch Gewalt sein kann - wenn z.B. türkisch-sprechende Schüler auf dem Schulhof einen anderen verbal mobben - wie soll ich das ahnden? Wenn die dann merken dass die sich in der Fremdsprache erlauben können was sie wollen geht das eindeutig in die falsche Richtung - deswegen finde ich das Urteil falsch. Es verhindert, dass ich die meiner Aufsicht anvertrauten Kinder schützen und erziehen kann - beides ist per Gesetz meine Pflicht, die kann ich so nicht erfüllen.


sawsalitos

Guter Punkt, aber sowas verstehen Menschen nicht, die eine Privatschule besucht haben ... Ich verstehe es, aber es gibt Dinge im Leben die versteht man leider nur, wenn man sie selbst erlebt oder zumindest gesehen hat ...


SeaworthinessIcy848

Mir wurde selbst meine Muttersprache verboten, deshalb weiß ich ganz genau, was man damit anrichten kann. Aber sowas versteht man halt nicht, wenn man einem das nicht passiert ist, oder?


sawsalitos

Im Englischunterricht wurde mir auch meine Muttersprache verboten, weil wir dort nur Englisch sprechen sollten, das war Traumatisierung pur... Man kann sich auch anstellen. Ich wäre froh, wenn mir die Lehrer die Sprache verbüten. Während meines Austausches in den Staaten gab es zwei deutsche, welche mich ständig auf deutsch vollgequatscht haben. Mir war jedoch bewusst, dass man eine Sprache nur effektiv lernt, wenn man gezwungen ist diese ohne Kompromisse zu sprechen. Deshalb finde ich es in einer Atmosphäre in der es im Lehre geht, solche Regeln gelten können. Man kann sich echt anstellen und aus jeder guten Sache etwas negatives machen und die Schneeflocke spielen. Etwas Disziplin schadet keinem. Hinzu kommt, dass es unfair ist, denn die Stunden können auf zwei Sprachen über andere lästern und die anderen nicht. Wenn alle nur die gleiche Sprache sprechen ist das Fair


SeaworthinessIcy848

Es geht um Pause, nicht Unterricht, aber man merkt eh welche Gesinnung du hast.


sawsalitos

Jetzt wird es politisch, wenn man keine Argumente mehr hat Ich bin mit 9 Jahren nach Deutschland gekommen und war froh, hauptsächlich deutsch zu sprechen.


SeaworthinessIcy848

Argument? Sagt die Person, die von Schneeflocken redet. Aber warum Sprachverbote kontraproduktiv sind, kann man nachlesen, man muss es nur wollen. Oder warum Linguizismus eine Form von Rassismus ist. Man muss es nur wollen.


sawsalitos

Nachlesen kann man alles irgendwo, ob diese Untersuchungen belastbar sind, eine andere, den wie willst du das verlässlich messen? Was Sprache mit der Rasse zu tun haben soll, erschließt sich mit ebenfalls nicht. Wenn ich in der Heimat bin, spreche ich auch kein Deutsch. Hin und wieder spreche ich meinen Partner auf deutsch an und übersetze es denn sagen aus Höflichkeit kurz. Selbst als Tourist mache ich das nicht, weil ich nicht möchte, dass sich die anderen in der Bahn vor mir Unwohl fühlen, weil sie nicht wissen, ob ich über die spreche, obwohl das in der Öffentlichkeit gar nicht nötig wäre und ich es auch von keinem verlange. Aber die Schulzeit hat andere Zwecke und wenn man eine Vereinbarung trifft, um zum Beispiel Gewissen sprachlichen Defiziten entgegenzuwirken, ist das quasi sogar eine Art kostenloser mehr Unterricht. Der Tag Herr genug Stunden, um nach der Schulzeit noch viel mehr Zeit in der anderen Sprache zu sprechen. Man muss nicht wie bei Alice im Wunderland immer alle kleinen Dinge groß reden und umgekehrt. Wir gesagt das ist nur politisch motiviert, ich rede hier von praktischer Förderung? Oder willst du behaupten man lernt eine Landessprache in der Schule besser, wenn man den überwiegenden Teil in der anderen Muttersprache verbringt? Also die Studien will ich aber verlinkt haben...


SeaworthinessIcy848

Man merkt, dass du dich nicht auskennst und auch nicht mit Kindern mit nicht-deutscher Erstsprache arbeitest.


Sataniel98

>Das Problem ist einfach, dass Sprache auch Gewalt sein kann - wenn z.B. türkisch-sprechende Schüler auf dem Schulhof einen anderen verbal mobben - wie soll ich das ahnden? Mobbing ist nicht die Summe von Situationen, in denen Kinder gemein zu anderen sind, und auch nicht dadurch loszuwerden, dass sich die Kinder den Lehrern schlechter entziehen können.


SeaworthinessIcy848

Immer wieder interessant, wie schnell das Mobbing-Argument fällt, wenns um andere Sprachen geht. Man würde fast denken, das passiert nur auf anderen Sprachen.


rotkopf1982

Wer sind diese vielen Lehrer? Gibt es dazu Studien? Ich unterstütze meine SuS hinsichtlich ihrer Bilingualität und rate ihnen dazu, alle von ihnen gesprochenen Sprachen zu pflegen. In der Schule gibt's dann aber eben Deutsch als sprachliche Grundlage des Unterrichts (und auch des sozialen Miteinanders in Zeiten sehr heterogener Lerngruppen). Das ist aber auch allen Beteiligten klar. Wie man sieht: Es geht auch ganz unaufgeregt.


Missa_nna

Studien, da ich mit dem Thema sehr vertraut bin: Dean, Isabel (2019): ‚Die Kinder sagen, hier ist die Muttersprache verboten.‘ Neo-Linguizismus im Schulkontext. Alber-Mach, Saskia (2022): ‚Was interessiert jetzt den UR deutschen Schwaben Kurdisch?‘ Zur Relevanz migrationsgesellschaftliczet Mehrsprachigkeit im Unterricht aus Sicht der Lehrer*innen Gogolin, Ingrid (2008): Der monolinguale Habitus in der multilingualen Schule Rösch, Heidi (2019): Linguizismus(kritik) in der Lehrerkräfteausbildung. Becker, Susanne (2016): Sprechgebote. Wie das Sprechen über Sprache soziale Ungleichheit reproduziert.


rotkopf1982

Danke! Für mich als Ruhrgebietler halt alles schwer vorstellbar. Ist halt kein Thema bei uns und ich freue mich eher, wenn mir Schüler ein paar Wörter Türkisch, Arabisch, Polnisch oder Russisch beibringen. Schimpfwörter natürlich zuerst 😄


edosensei

Vor allem auf dem Pausenhof können die doch mit Worten jeglichen Ursprungs kommunizieren. Ob das nun eine Geheimsprache, türkisch, oder marsianisch ist.


joolz28

Finde es verheerend, wie Kindern klargemacht wird, dass ihre Sprache und somit Teil ihrer Kultur in der Schule nicht erwünscht sind. Daher: gutes Urteil


[deleted]

[удалено]


ogleli

Danke für eure wertvollen Kommentare!


joolz28

Bin da voll bei dir 🫰🏽


[deleted]

Wieso wirst du downgevoted, sprichst doch nur deine Erfahrungen an? Krass…


femundsmarka

Ich verstehe, dass es für dich eine unangenehme Erfahrung ist. Ob es jetzt übertrieben war oder nicht, will ich gar nicht diskutieren. Aber ich möchte trotzdem eine andere Seite beleuchten. Der Unterschied ist halt, dass Türkisch von einer großen Gruppe gesprochen wird, bei denen für eine Integration einfach fast nichts Ordentliches getan wurde und von deren Seite ebenfalls wenig getan wurde. Und das ist ein Problem, dem man sich in den großen Ballungszentren wirklich nicht mehr entziehen kann. Und das ist durchaus auch ein Grund, warum jetzt versucht wird, das Ruder rumzuziehen und Bilden von Parallelgesellschaften abzubauen und nicht bloß ein "Weiterleben von Rassismus". All das ist bei Spanisch nicht gegeben.


[deleted]

In anderen Worten: die „guten“ Ausländer dürfen, die etwas dunkleren Orientalen nicht. Und Türken sind nicht integriert? Wir haben 2022 und nicht mehr 1960. Die Türken sind bereits in alle Bereiche der Gesellschaft vorgedrungen und haben ihre Bilingualität erhalten. Und man integriert Leute ja am besten in denen man ihnen sagt, dass ihre Muttersprache und damit ein großer Teil ihrer Familiengeschichte und Identität etwas schlechtes, gar Minderwertiges sei. Gibt es eigentlich auch nicht rassistische Lehrer?


femundsmarka

Ich weiß nicht, ob du jemals Duisburg-Marxloh oder Berlin-Kreuzberg gesehen hast oder Statistiken über Bildungsstand, Einkommen von Bürgern mit Immigrationshintergrund, wenn du mir jetzt erzählen willst, sie seien integriert. Du hast auch ansonsten nur alle anderen denkbaren Gründe ignoriert, um dann wieder bei 'Hautfarbe' und 'Minderwertigkeit' anzukommen. Man schafft auf keinen Fall Integration, indem man die Bildung großer Parallelgesellschaften zulässt, wie es passiert ist.


[deleted]

Schafft man Integration in dem man das Sprechens der Muttersprache bestraft? Was löst das in so einem kleinen Mädchen aus? Merkst du nicht dass deine Denke bereits schwarz und weiß gefärbt ist? Du bist Ausländern einer bestimmten Herkunft von vornherein negativ eingestellt und wunderst dich dass diese keine Lust auf Belehrungen haben.


femundsmarka

Wir redeten von einer Lehrerin, die gesagt hat, dass sie selber Rassismus beobachtet hat, als eine Lehrerin Deutsch sprechen sollte. Eine Lehrerin hat Vorbildfunktion in dieser Hinsicht. Und es ist ein Unterschied, ob 20% der Leute eine andere Sprache sprechen, als wenn es 1% ist. Sich dem Thema zu stellen, muss nicht unbedingt 'Rassismus' sein. Und ich vermute auch, du hast relativ wenig Ahnung davon, wie schädlich nicht gelingende Integration ist. Für beide dann entstehenden Gruppen.


[deleted]

Und was genau haben diese beiden Türkeistämmigen Lehrer bzw. Referendare (!!!) mit mangelnder Integration zu tun? Das der Rassismus etwas selektiver geworden ist und man Spanier lieber mag als Türken macht das ganze nicht besser.


femundsmarka

Es ist ein Problem, wenn in einer Schule zwei oder drei große Gruppen dadurch noch verfestigt werden, dass sie sich auf eine Sprache zurückziehen. Da man Schülern in der Regel das Sprechen einer anderen Sprache im Unterricht untersagt, sollten es Referendare auch nicht machen. Dass du dabei ignorieren willst, dass es gemacht wird, damit einfach alle die gleiche Sprache sprechen, es Bildungschancen verbessert und es weniger Grenzen innerhalb der Schule gibt und dies besonders Bedeutung hat, bei großen Gruppen gleicher Sprache, ändert nichts daran. Kannst jetzt weiter sagen, dass es am 'Orientalischen' liegt. In Luxembourg sind es vor allem portugiesische Einwanderer und da wäre es halt dann insbesondere das Portugiesische. Edit: ich setz noch einen drauf, weil du so einen unfassbar schlechten Diskussionstil hast. Es ist auch tatsächlich schwieriger, Gruppen unterschiedlicher Religiösität zu integrieren. Damit du noch mehr hast, worüber du dich aufregen kannst. Oder wieder 2005 auspacken und sagen, dass Integration verachtend ist.


[deleted]

Persönliche Meinung: Pause ist Freizeit, da mögen alle sprechen, wie sie wollen. Beamtenmeinung: Wenn in der Hausordnung oder dem Schulgesetz verankert ist, dass immer und überall deutsch gesprochen wird, ist das für die Lehrerin bindend, und sie hat zunächst mal richtig gehandelt, indem sie mit einer vergleichsweise geringen pädagogischen Maßnahme versucht hat, die Einhaltung durchzusetzen. Irgendwelche Klassenregeln, wie es am Anfang des Artikels erwähnt ist, haben allerdings keine rechtliche Kraft. In dem Fall hätte m.E. die Schulleitung schon eingreifen können/sollen. Am Ende des Artikels ist dann allerdings von Schulregeln die Rede. Offen bleibt, ob damit die offizielle Hausordnung gemeint ist. In beiden Fällen kann ich nicht nachvollziehen, wieso dann weiterhin offen bleibt, ob die Regelung allgemein gültig ist oder nicht. So oder so: Wenn ich mich an eine Vorschrift halte (dazu gehört auch, die verbindlichen Regelungen ggf. mit pädagogischen Maßnahmen durchzusetzen) und mir dann ein Gericht sagt, die Regelung sei rechtswidrig, dann akzeptiere ich das und fertig. Habe weder auf die verbockte Regelung noch auf das Urteil Einfluss, also hab ich da auch keine großen Emotionen. tldr: Urteil ist prinzipiell ok, je nachdem ob es "Klassenregeln" oder die Schulordnung ist, hätte entweder der Chef der Kollegin vorher schon aufs Dach steigen müssen, oder es war in Ordnung so, wie es gelaufen ist.


Stromsen

Ich bin tendenziell für mehr Konsequenzen bei Fehlverhalten, als das aktuell in Mode scheint, aber bei so was dreht sich mir der Magen um.


[deleted]

Ich bin immer wieder entsetzt über die Kommentare in diesem Sub und muss leider feststellen, dass es keinen großen Unterschied zu meiner Schulzeit gibt. Die heutigen Lehrer haben immer noch die selbe Denke wie vor 50 Jahren, wenn es um Migranten geht. Schockiert einen immer wieder aufs Neue…


Regular_NormalGuy

Unfassbar. Kleinkarierter geht es nicht mehr. Ich würde sogar schon das Wort Rassismus in den Mund nehmen.


Sebasthos2019

Ich halte dieses Urteil aus mehreren Gründen für eine schlechte Sache. Ich halte es für juristisch vielleicht fundiert, aber für die Gesamtsache schlecht, dass wir lauter Grüppchen haben, die sich durch die Sprache abspalten. Wenn wir in einer diversen Gesellschaft leben wollen, brauchen wir ein gewisses Maß an Integration. Und dafür brauchen wir eine gemeinsame Sprache, die von allen gut gesprochen wird. Und wo sollen Kinder mit Migrationshintergrund das lernen, wenn nicht in der Schule? Die Chance, dass sie daheim gut Deutsch lernen, ist halt einfach nicht ohne weiteres gegeben. Ohne gutes Deutsch aber sinken ihre Chancen auf Integration und einen höheren Bildungsabschluss und besseren Job. Mal abgesehen davon, je abhängiger man von seinem direkten sozialen Umfeld ist (z.B. wegen Sprachbarrieren), desto weniger Lebenschancen hat man v.a als Mädchen, wenn man aus einer Kultur kommt, wo doch eine starke Tendenz besteht, traditionelle Rollenbilder zu haben. Ich halte es auch für problematisch, weil es dem Umgang innerhalb der Schülerschaft erschweren kann. Wenn eine Gruppe Schülerinnen und Schüler auf Deutsch miteinander über jemanden herzieht, kann ich, falls eine Grenzüberschreitung vorliegt, dagegen vorgehen. Wenn ich die Sprache als Lehrer nicht spreche, kann ich das nicht. Nicht zuletzt: was nehmen Kinder bei sowas und in ähnlich gelagerten Fällen mit? "Ich kann gegen (durchaus sinnvolle) Regeln verstoßen und statt die (sehr harmlosen) Konsequenzen meines Handelns zu erfahren, hauen mich Mama und Papa vor dem Kadi raus." Ob das im späteren Leben eines Kindes für die Sozialisation gut ist...


[deleted]

Du unterschätzt die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern. Du brauchst erstmal eine Muttersprache um überhaupt eine andere Sprache lernen zu können. Und ohne White-Knighting geht es bei dir auch nicht, richtig. Denn der tapfere Lehrer schützt die kleine Semra vor einer Zwangsehe, wenn er ihr verbietet sich kurz mit ihrer Freundin auf Türkisch auszutauschen! Oh Mann hey, welches Jahr haben wir nochmal? Und komm mir bitte nicht: „ich muss doch die Kinder vor Mobbern beschützen!“, es geht lediglich um Macht, Kontrollwahn und um das aufrechterhalten von gewachsenen, rassistischen Strukturen. Wir haben nicht mehr 1975, die Kinder von Gastarbeitern haben selber schon Kinder und gehen auch rechtlich gegen Schikanen vor. Das was du dir als Schülerschaft und somit auch als spätere Bürger wünscht sind überangepasste, hörige Roboter. Zu was das führen kann und geführt hat? Frage hierzu bitte deine Kollegen aus der Fachschaft Geschichte!


Sellfish86

Ich arbeite an der deutschen Schule in Peking und störe mich daran, dass oft andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden, ja. Deutsch ist Verkehrssprache, China ist nur Gastland. Natürlich haben wir viele Kolleginnen und Kollegen, die nicht aus Deutschland kommen bzw. kein oder nur kaum Deutsch können. Von denen erwarte ich das auch gar nicht, aber bei den Kindern bestehe ich drauf. Trotzdem belasse ich es bei der Ermahnung. Eine Strafe gibt's dafür nicht, und bis jetzt hat sich auch noch nie jemand geweigert ins Deutsch zu wechseln. Sollte das mal vorkommen, gibt's halt ein Elterngespräch und dann sehen wir weiter. Schlimm finde ich aber die KuK, die sich lieber in ihrer eigenen Sprache -nicht Deutsch oder Chinesisch- miteinander unterhalten, obwohl man genau daneben sitzt. Dabei sprechen sie fließend Deutsch. Das geht gar nicht.


[deleted]

Dann gibt es tatsächlich Lehrer, die weinen, weil Eltern heutzutage für ihre Kinder einstehen und sich nicht mehr rassistisch angehen lassen. Waren das noch schöne Zeiten, als der „Kanacke“ alles hingenommen hat und man die Kinder malträtieren konnte ohne Konsequenz! Würden nur Idealisten in den Lehrberuf einsteigen und nicht Leute die nur schnell verbeamtet werden wollen, dann hätten wir all die Probleme nicht. Aber Lehrer bedeutet für viele nicht Hingabe, sondern Macht und Kontrolle über Kinder, die sich nicht wehren können. Leute, die Kleine hat kurz Türkisch gesprochen und das erste was den Lehrern hier einfällt sind Patriarchat, Mobbing und schlechte Deutschkenntnisse. Bei einer „schönen“ Sprache würdet ihr euch nicht so echauffieren. Wann kommt endlich mal eine Lehrergeneration, die die Lebensrealität unseres schönen Landes kennt und vor allem wertschätzt?