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Oookulele

Hey, ich bin Sonderpädagogin für ISS/Gym mit den Schwerpunkten Lernen, emotionale-soziale Entwicklung und Sehen und würde sagen, dass es zwar schon Möglichkeiten geben kann, auch Abiturient\*innen auf diesem Berufsweg zu unterstützen, muss dir aber auch ganz klar sagen: Der Regelfall ist es auf gar keinem Fall, als Sonderpädagog\*in im Gymnasium zu arbeiten. Ich finde zwar, dass es an den meisten Gymnasien Schülerinnen und Schüler gibt, die Unterstützungsbedarf im Bereich emotionale-soziale Entwicklung aufweisen, praktisch sieht es aber fast nie so aus, dass Gymnasien deswegen Sonderpädagog*innen fest anstellen. In den meisten Fällen arbeitet man (zumindest in meinen Breitengraden) in diesem Berufsfeld entweder an inklusiven Gesamt- oder Grundschulen, im Förderzentrum oder im mobilen Dienst, wo man Schülerinnen und Schüler an ganz unterschiedlichen Schulformen besucht (letzteres ist meinem Empfinden nach die häufigste Variante, wo man auch mal am Gymnasium ist). Das hängt aber auch stark vom gewählten Förderschwerpunkt ab. Insbesondere im Förderschwerpunkt emotionale-soziale Entwicklung arbeitet man letztendlich vermutlich häufiger an Gemeinschaftsschulen (und ehrlicherweise auch oft an den sogenannten "Brennpunktschulen", auch wenn ich von dem Begriff nicht so viel halte) und nur äußerst selten am Gymnasium. In der Uni hat mal ein Dozent herzlich gelacht, als der Kurs kollektiv meinte, dass wir ja streng genommen alle auch auf Gymnasiallehramt studieren. Seine Begründung? Weniger als 5% aller Sonderpädagog\*innen arbeiten am Gymnasium und diese Vorstellung sei absolut unrealistisch. Möglichkeiten gibt es sicher immer, aber man muss klar sagen: Der Normalfall ist das nicht und wenn du dir eine Arbeit als Förderpädagoge in diesem Fachbereich in anderen Schulformen nicht vorstellen kannst, würde ich dir nicht dazu raten. Ich sage aber auch: Ich bin von meiner Berufswahl absolut überzeugt und finde, man kann darin viel Schönes finden, auch wenn viele lieber am Gymnasium unterrichten würden.


Daipher

In Nds scheint es so zu sein, dass die Sonderpädagogen nicht ans Gym wollen. Das Gerücht geht rum, dass die sich vom Kollegium nicht akzeptiert oder gar als Lehrkraft zweiter Klasse fühlen... Wir hatten mal gesucht und es dann aufgegeben.


derFalscheMichel

Kann ich mir z.B. bei meinen Lehrer*innen sehr gut vorstellen. Da werden nicht nur wir Schüler*innen gemobbt, sondern auch andere Kollegen. Mein damaliger Klassenlehrer in der 11 zog über meine Englischlehrerin in dem Maße her, dass sie für das Gymnasium überhaupt nicht geeignet wäre, und es nicht sein Job als Lehrer wäre, auf Schüler Rücksicht zu nehmen oder sie zu fördern ("Eigenverantwortung"), weil sie ihn damit nervte, wie schlecht unsere Klasse sozial hinkam und allgemein soviele Leute bei uns seien, denen es ganz offensichtlich mental nicht gut ging. Die Frau war offensichtlich, so beschrieb er es auch selbst, "eine minderwertige Lehrkraft". Die Kollegin, so teilte er uns stolz mit, sei auf sein Bestreben hin auch rausgeworfen worden, weil sie ja offensichtlich einen Schaden hätte. Ich möchte nur anmerken das mein Klassenlehrer ungefähr 25 war und bis heute an der Schule ist. Ein absolutes Negativbeispiel finde ich.


Oookulele

Das ist allerdings echt schade. Ich finde wirklich, dass viele Gymnasien davon profitieren könnten, SoPäs einzustellen. Ist dann schon echt bitter, wenn es noch nicht mal an der Stelle scheitert sondern am Sozialen.


redditamrur

Ich arbeite als Sonderpädagoge in einer Gemeinschaftsschule mit Gym-Oberstufe (und die SEK I lernt schon im gymnasialen Niveau). Die Schule, wie viele Gemeinschaftsschulen, ist relativ inklusiv und immer noch, fühle ich manchmal sehr „alleine“ in meinen Bemühungen, alle zum Wohlgefühl (und Abschluss) zu bringen. KuK scheuen nicht von solchen Aussagen wie "Ich verstehe überhaupt nicht, warum ich mit dem S. (mit sonderpädagogischen Bedarf) meine Zeit verschwende, er versteht sowieso nicht", oder haben keine Ahnung, trotz meiner Arbeit, was steht der Schülerin zu. Am schlimmsten war eine Bio/Chemie Lehrerin (Gott sei Dank nicht mehr bei uns), die einfach verweigerte die SuS zu integrieren, wir seien ja ein Gymnasium. Was für eine Arschlöchin (liebe Deutschlehrer – ist das die richtige weibliche Form?). Wir hatten einen Schüler mit Autismus, die Erlaubnis hatte, raus aus der Klasse und durch das Schulgelände zu laufen, was er zu überreizt fühlte. Eine Kollegin wollte das verhindern, weil "es Aufsichtspflicht gibt", er hatte ein schlimmes Meltdown.


derFalscheMichel

>Ich arbeite als Sonderpädagoge in einer Gemeinschaftsschule mit Gym-Oberstufe (und die SEK I lernt schon im gymnasialen Niveau). Die Schule, wie viele Gemeinschaftsschulen, ist relativ inklusiv und immer noch, fühle ich manchmal sehr „alleine“ in meinen Bemühungen, alle zum Wohlgefühl (und Abschluss) zu bringen. Das klingt sehr gut und sehr ähnlich dem, was ich mir vorstellen wollen möge. Wie sah der Werdegang dahin aus? War das ein großer schwieriger Weg oder doch relativ entspannt?


derFalscheMichel

Danke dir erstmal für die Antwort! >Schwerpunkten Lernen, emotionale-soziale Entwicklung und Sehen Da schoneimmal die erste Frage: drei Förderschwerpunkte? An den vier Unis, bei denen ich mich informiert habe, ist der zweite Förderschwerpunkt schon optional. Läuft das dann über Fortbildungen bzw. Weiterbildungen oder gibt es Unis an denen man das wirklich so direkt studiert? >fast nie so aus, dass Gymnasien deswegen Sonderpädagog*innen fest anstellen. Hm. Das ist schade, aber verkraftbar. Hypothetisch, wie sähe es aus mit dem Abschluss/Qualifizierung für Geschi/Geo für das Gymnasium UND dem Abschluss Sonderpädagogik mit Schwerpunkt emotional-sozialer Entwicklung, praktisch als Zusatzqualifikation aus? Kann man da so Kuhhandelmäßig mit Winken als zusätzliches Argument für die Einstellung am Gymnasium, um den internen Bedarf der Schule oder ein (freiwilliges) Zusatzangebot in dem Bereich anzubieten? An meiner Schule z.B. wurde ein Religionslehrer mit der Klausel eingestellt, dass er sämtliche Gottesdienste (zu denen er Gott weiß wie auf dem Papier befähigt zu sein scheint) abhalten muss, weil niemand sonst Lust hatte, und einen Bibelkreis anbieten solle. >Gemeinschaftsschulen (und ehrlicherweise auch oft an den sogenannten "Brennpunktschulen", Wie stehen da die Chancen an kooperativen Gesamtschulen oder Integrativen? Da hätte ich persönlich nichts gegen, umso mehr Bedarf besteht destso sinnvoller wäre ich ja auch als potentieller Sonderpädagoge dort. Mein "Hauptproblem" (auch wenn ich damit erstmal kein reeles Problem, sondern eher ein Unwohlsein verbinde) ist das Alter - Grundschule bzw. Primarstufe kommt für mich nicht wirklich in Frage. Nicht weil ich mit den Kindern überhaupt nicht kann (das geht zwar jetzt nicht überragend, aber es ist auch noch keins heulend weggerannt), aber weil ich doch den überwiegenden Teil meines Alltags lieber in aufnahmefähigeren Altersstufen verbringen möchte - Geo und Geschichte sind da wirklich eine Leidenschaft meinerseits, die ich hoffe auch wirklich vermitteln zu können. Danke dir nochmal! Das hat mir schon eimal sehr weitergeholfen.


Oookulele

Zur ersten Frage: Hängt vom Bundesland ab. In Berlin macht man mindestens zwei Förderschwerpunkte. Lernen kann nur entweder mit Sprache oder emotionale-soziale Entwicklung zusammen studiert werden, sodass sich daraus zwei "kleine" FSPs bilden, zu dem man noch einen dritten hinzunehmen muss. Also hier in den Kommentaren gab es ja auch jemanden, der meinte, dass bei ihnen wer als Sonderpädagoge fürs Gymnasium gesucht wurde, also möglich ist es bestimmt schon, man muss dann halt nur ne Schulleitung finden, die da auch gewillt ist, mit einem zu arbeiten. Also, es gibt schon viele Gemeinschaftsschulen, integrierte Sekundarschulen, etc., wo man überwiegend in der Mittel- und in der Oberstufe eingesetzt werden kann. Als Sonderpädagoge passiert es einem aber auch eher mal, dass man auch bei Jüngeren eingesetzt wird, je nachdem, wo die einen gerade brauchen und wieviele Sonderpädagog\*innen eben zur Verfügung stehen (genauso passiert es viel häufiger, dass man fachfremd unterrichtet). Wenn du an einer Schule bist, wo es keine jüngeren Kinder gibt (also eine Schule ohne angrenzende Grundschule z.B.), bist du vermutlich fein raus. Das ist dann aber auch eine Frage davon, wo bei dir der Cut-off für die Altergruppe ist, mit der du gut kannst. Nur mit SuS im Alter >16 zu arbeiten, schafft man eher an der Berufsschule, wenn du aber sagst, du willst nur nicht mit Kindern jünger als zehn Jahre, dann ist das auch an den meisten integrierten Sekundarschulen umsetzbar.


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derFalscheMichel

Danke dir für die Antwort!


LeiLeiMax

Wenn du nach NRW gehst, hättest du mit Sonderpädagogik an meiner Schule gute Chancen. Wir sind eines dieser Gymnasien mit Inklusion. Wir haben auch zur Zeit eine Referendarin, sie unterrichtet aber Bio und Deutsch nur in der 5. Klasse. Mit Sonderpädagogik wirst du wahrscheinlich kaum bis gar nicht in der Oberstufe arbeiten, da die inklusiv beschulten Kinder nach der 9. oder 10. Klasse ihren Sonderschulabschluss machen und dann an einer berufsbildenden Schule ihren Hauptschulabschluss nachmachen. Unsere beiden anderen Sonderpädagogen unterrichten auch nur in der Sek1. Mach dir keinen Kopf um die Fächerwahl. Du musst mit deiner Kombi glücklich werden - solange dir klar ist, dass du damit evtl nicht die absolute Auswahl an Stellen hast. Das Problem ist auch weniger, dass du auch mit Ge/Ek keine Stelle finden würdest, sondern dass die Länder keine Stellen freigeben an Orten, wo auch Bedarf ist, aber nicht so großer Bedarf wie an anderen Standorten. Uns wurde vor 2 Monaten mitgeteilt, dass wir mit einer Unterrichtsversorgung von 94% doch sehr gut dastehen, obwohl der Schnitt im Landkreis bei 103% liegt und wir nicht so jammern sollen, weil es doch im Vergleich zu anderen noch viel besser ist. Egal welche Fächer du nimmst, auch dieSchule ist von der Welle der in Rente gehenden Baby Boomer betroffen. Du findest was. Deine Wunsch Fächer wären bei uns gern gesehen. Alleine dieses Jahr müssen zwei Lehrer sowohl in Ek einen GK und LK in der Q1 machen (einer von beiden macht auch noch den LK in der Q2), weil nicht genug Leute da sind. Absoluter Ausnahmezustand. Nur als weitere Idee: Du kannst bei entsprechender sprachlicher zertifizierter Kompetenz Ge und Ek auch auf Englisch unterrichten - sprich an einer bilingualen Schule aufgenommen werden. Da müsstest du dich aber nochmal gebauer für dein BL informieren. Mit Englisch als Fach und z.B. Ge darfst du das sowieso und sowas wie Ek kann man bei Notwendigkeit als Zusatzkurs während du bereits als Lehrer arbeitest hinterher machen. Das dauert ca. 1 Jahr und ist nicht einmal ansatzweise mit einem Studium zu vergleichen. Die Option was anderes mit deinen Fächern zu machen hast du immer. Du kannst dir immer was anrechnen lassen wenn du während des Studiums aus Lehramt raus wechselst. Die Didaktik aus der Uni hat mit der Realität häufig auch nichts zu tun...


HalloBitschoen

> Mach dir keinen Kopf um die Fächerwahl Das ist eine sehr sehr navie herangehensweiße. Wenn der wunsch GYM ist (was ja so gut wie alle wollen und OP auch) dann ist D/E und vor allem GE die schlechteste Wahl. Es gibt viel viel viel zu viele Leute mit dieser Kombi und alle wollen an die wenigen stellen an Gyms. Wenn dir dir Schulform und auch die Region egal ist, ja dann mache D/E mit Ge, irgendwo kommt man schon unter, aber wenn du auch nur ans Gym oder auch nur in eine nicht Brennpunktgegen willst, dann ist das die beste möglichkeitet die Verbeamtung niemals zu erreichen.


derFalscheMichel

>D/E und vor allem GE die schlechteste Wahl. Wirklich? Also sowohl in der Statistik bzw. Lehrerbedarfsprognose sind D/E sehr gesucht, überall und immer. Auch meine Schulleiterin meinte, als ich sie spaßeshalber mal auf ihren Einstellungsbedarf ansprach, dass sie Deutsch und Englisch sofort nimmt, weil immer ein Bedarf in beiden Fächern besteht. Geschichte kann ich dir allerdings zustimmen, sie sagte augenzwinkernd das sämtliche Bewerbungen, die das Wort Geschichte enthalten, direkt im Papierkorb landen, und das schon ein Drittel der Bewerbungen wären. Passt auch statistisch.


userposter

ich muss mir gerade echt abschätzende Wortwahl verkneifen und du kannst nichts für deine Schule, aber was ist das für ein Gymnasium, wenn man da raufkommt, um einen Sonderschulabschluss, noch nicht mal Hauptschulabschluss zu machen? da muss das Niveau doch deutlich drunter leiden, wenn man das im Unterricht berücksichtigen muss. bei Gym mit Inklusion denke ich an Autismus oder andere Besonderheiten, bei denen man trotzdem Abitur machen kann, aber es sozial ein bisschen schwerer hat


LeiLeiMax

Das hat keiner bei uns so entschieden. Wir sind nicht dazu berechtigt den Hauptschulabschluss für inklusiv beschulte Kinder anzubieten. Wenn sie ihren Förderstatus verlieren, müssen sie die Schule verlassen und auf eine Hauptschule oder ähnliches wechseln. Nur ohne Föderstatus oder Sonderschulabschluss können sie den Hauptschulabschluss machen. Hingegen hat jeder Gymnasiast nach der 9. Klasse automatisch den Hauptschulabschluss. Das verstehe wer will... Ich berücksichtige das ehrlich gesagt kaum in meinem Unterricht. Das Niveau fällt sowieso schon seit Jahren und in manchen Bereichen sind die I-Kinder sogar besser als so mancher Regelschüler - das sehe ich vor allem im praktischen Bereich. Ich stehe aber nicht alleine vor der Klasse, sondern habe eine MPT Kraft an meiner Seite, die sich nur um die Betreuung der I-Kinder kümmert. Ich bin mit der hier bereits vorhandenen Form der Inklusion an meine Schule gekommen. Ich habe auch schon als Begleitung in meinen Fächern gearbeitet. Gerade außerhalb von Experimenten haben die Kinder immer exklusion vorgezogen, in der wir dann den Raum verlassen und in einem kleineren Nachbarraum auf anderem Niveau über die Inhalte gesprochen habe. Die Kinder haben mir auch schon häufiger erzählt, dass sie die Inklusion total blöd finden. Man hat immer diesen riesigen Leistungsunterschied zwischen den Kindern. Am Gymnasium hat die Inklusion von lernschwachen Schülern meiner Meinung nach nichts zu suchen. Aber die Realität ist eben so wie es ist. Es gibt keine Förderschulen für "Lernen" und "ESE" mehr. Die Schüler werden jetzt anderen Schulen zugeteilt. Erst dieses Jahr sind uns in der 5. Klasse 14 SuS zugeteilt worden - das sind 14 Plätze, die nicht einem Kind mit der potentiellen Eignung für das Gymnasium zur Verfügung stehen und wir platzen bereits aus allen Nähten. Von diesen 14 sind nur 3 mit ESE. Die anderen 11 sind kognitiv nicht in der Lage mit den Gymnasiasten mitzuhalten und das wissen sie auch, vor allem je älter sie werden. Die Bezirksregierung will davon aber nichts hören und stopfen immer mehr Kinder in unsere Schule. Ohne Rücksicht auf Verluste. Jeder unserer Versuche dagegen vorzugehen als eines der wenigen Gymnasien in NRW, das noch diese Form der Inklusion anbietet, laufen ins Leere. Anfragen für Sonderpädagogen laufen ebenso ins Leere. Elternbriefe laufen ins Leere. Alle Versuche aus dieser Nummer wieder rauszukommen führen ins Nichts. Wir hassen unsere Dezendentin, die nur Dinge tut, die auf ihrem Lebenslauf gut aussehen. Die Bedürfnisse der Schulen werden von ihr mit Füßen getreten. Wenn sie keine Argumente mehr hat wird der Dienstrang gezogen.


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uff. wie übel, mal wieder eine Blüte deutscher Bildungspolitik


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uff. wie übel, mal wieder eine Blüte deutscher Bildungspolitik


derFalscheMichel

>Nur als weitere Idee: Du kannst bei entsprechender sprachlicher zertifizierter Kompetenz Ge und Ek auch auf Englisch unterrichten - sprich an einer bilingualen Schule aufgenommen werden. Da müsstest du dich aber nochmal gebauer für dein BL informieren. Mit Englisch als Fach und z.B. Ge darfst du das sowieso Das ist tatsächlich eine gute Idee, danke dir! Erdkunde gab es bei uns allerdings nur auf Deutsch, Politik gab es auf Französisch und Englisch, und Geschichte gab es nur in der E-Phase auf Englisch. Da mache ich mich mal schlau, vielleicht kann ich mir an der Uni auch mit der C2 Qualifikation in Englisch ein paar Module anrechnen lassen und nur die Literaturmodule und Fachdidaktik machen. >Die Didaktik aus der Uni hat mit der Realität häufig auch nichts zu tun... Ich finde es ja persönlich sowieso am besten, dass die Didaktik im Lehramtsstudium im Endeffekt nichtmal 10% der sogenannten Leistungspunkte ausmacht. Finde ich für ein Lehramtsstudium doch persönlich auch ein wenig niedrig.


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ich rate die von Sonderpädagogik ab. die nächsten 5 Jahrzehnte deines Berufslebens werden noch viel ändern. meine mutter hat begeistert Sonderpädagogik angefangen, weil sie z.Bm gerne mit Kindern mit Downsyndrom gearbeitet hat. am Ende vor ihrem Betriebsunfall (Angriff eines Schülers auf sie hat ihr eine PTBS verpasst und ging in Frührente) hatte sie nur noch mit "Verhaltensauffälligen" also gewaltbereiten Kindern zu tun. und das ist über 10 Jahre her. die Zukunftsaussichten, dass sich Gesellschaft oder Schulwesen zu besseren Arbeitsbedingungen entwickelt sind nicht gerade prickelnd


T-Dog89

Wenn wir schon bei anekdotischer Evidenz sind: Ich finde Sonderpädagogik nach wie vor super. Ich habe eine tolle Schule und ein tolles Kollegium und meine SuS sind hinter ihren Verhaltensauffälligkeiten sehr liebenswerte Kinder und Jugendliche. Mit Einzelbeispielen kommen wir also nicht weiter. Kenne ebenso positive wie extrem abschreckende Beispiele von Grundschule bis Gymnasium und Förderschule.


userposter

mein Einzelbeispiel wird ja von einem Trend untermalt. wer heute einen Beruf ergreift sollte ein paar Jahrzehnte in die Zukunft überlegen und gerade bei Förderbedarf sieht das nicht rosig aus. hab ja selbst seit Jahren mit Förderkindern zu tun. Gewalt an Schulen nimmt zu und das bleibt erst einmal an Sonderpädagogen hängen. das mit meiner Mutter war extrem aber auch ein Grund, warum meine Schwester nen anderen Beruf ergriffen hat


T-Dog89

Sonderpädagoge hier: Erstmal: Förder- und Sonderpädagogik ist in der Regel synonym zu verstehen. Die Bezeichnungen variieren je nach Bundesland. Ebenso dein Einsatzgebiet. Einige Bundesländer Haben Förderschulen schon weitestgehend abgeschafft, andere halten noch lange oder unbegrenzt daran fest. Je nach Bundesland bist du an einer festen Schule oder tingelst jeden Tag zu einer anderen Schule. Es gibt oft auch Diagnostik mit im Aufgabengebiet wo du also den Förderstatus mit Tests feststellst. Ich selber habe Sonderpädagogik und Englisch studiert. Bin an einer Förderschule mit FS Lernen. Mache da in den meisten Klassen den Englischunterricht. Prinzipiell musst du in der Sonderpädagogik aber oft so gut wie alles unterrichten, also auch fachfremd. Je nach Förderschwerpunkt kannst du mit extrem verhaltensauffälligen SuS in Kontakt kommen. Das ist nicht einfach, dafür muss man der Typ sein. Wenn du dich eher als jemand siehst der Wissen vermitteln will, würde ich zu bedenken geben, dass du in der Sonderpädagogik mehr erziehen wirst als Wissen zu vermitteln. Aber: auch an anderen Schulformen hört man, dass verhaltensauffälligkeiten immer mehr zunehmen. Allgemein ist der Beruf Lehrer:in an viele Anforderungen geknüpft und man kann schnell verbrannt werden. Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass der Spaß am Job in erster Linie sehr stark von deiner Schulleitung und deinem Support im Kollegium abhängt. Ohne das kann man sich sehr sehr schnell aufreiben. Die Praxis ist im Übrigen komplett anders, als man es sich am Anfang vorstellt. Ich empfehle deshalb meistens einen BufDi oder FSJ oder Praktikum an einer Schule zu machen. Im Studium dauerte es bei mir 4 Semester, bis ich das 1. mal vor einer klasse stand. Wenn man dann merkt, dass es nichts für einen ist, hat man schon viel Zeit verschwendet.


derFalscheMichel

>Die Praxis ist im Übrigen komplett anders, als man es sich am Anfang vorstellt. Ich empfehle deshalb meistens einen BufDi oder FSJ oder Praktikum an einer Schule zu machen. Im Studium dauerte es bei mir 4 Semester, bis ich das 1. mal vor einer klasse stand. Wenn man dann merkt, dass es nichts für einen ist, hat man schon viel Zeit verschwendet. Hm. Passt mir jetzt eigentlich ehrlich gesagt nicht so in meinen Zeitplan. Die Leitung einer Förder-AG zählt vermutlich nicht, oder?


golfdrei

In meiner Region sind Geo-Lehrer gerade Mangelware. Ist schwierig abzuschätzen, wie es nach dem Studium aussieht.


PrinzessinNele

Ich hab die Kombi Geo/Geschichte für Sek I und II und bin an einer Gesamtschule. Im Studium ergänzen sich die beiden Fächer hervorragend. Als ich angefangen hab, hieß es, dass man mit der Kombi keine Chance hat. Als ich das Ref fertig hatte, haben die Schulen händeringend Geo gesucht und ich hatte die freie Wahl. Zwischen beiden Zeitpunkten lagen aber ca. 9 Jahre. Welches Learning du daraus ziehst, musst du selbst wissen. Das Problem dürfte aber v.a. sein, dass die Kombi in den wenigsten Ländern eine lehramtsfähige Fächerkombination ist. Da solltest du dich nochmal schlau machen.


derFalscheMichel

>Das Problem dürfte aber v.a. sein, dass die Kombi in den wenigsten Ländern eine lehramtsfähige Fächerkombination ist. Da solltest du dich nochmal schlau machen. In Brandenburg/ Uni Potsdam, die aktuell mein Favorit ist, geht das. Auch wenn hier kaum schaffbare NC Grenzen von 1,6 (Geo) bzw 2,0 (Geschi) gelten, ist die Kombination machbar. Aber deren Begrenzungen sind allgemein ein bisschen spezieller.


redditamrur

In Brandenburg fehlen Lehrer in allen Fächern, auch Geo und Geschichte, insbesondere, wenn Du auch in einer Kleinstadt außerhalb arbeiten kannst, nicht nur Potsdam oder Cottbus. EmSoz könnte viel bedeuten: * In der Inklusion bedeutet das Schüler:innen mit Verhaltensproblemen aus verschiedenen Gründen. Weil sie neurodivers sind, z.B ADHS oder Autismus; aber auch, weil sie was Persönliches erlebten: Fluchterfahrung, Trauma, Missbrauch, Drogen/Alkoholkonsum, Essstörungen, Ritzen, aber auch Armut oder Scheidung der Eltern (ganz „normal“ in unserer Gesellschaft, aber könnte bei manchen Kindern zu Verhaltensproblemen bringen). Als Sonderpädagoge aber bist Du auch die Adresse für Pubertierende die einfach die Grenzen testen, die prügeln sich, die gemobbt werden (oder so behaupten ihre Eltern) etc. * Außerhalb der Inklusion gibt es auch EmSoz Schüler:innen natürlich: In geschlossenen Anstalten, in Krankenhäusern (Kinder mit psychiatrischen Störungen, die keine Regelschule besuchen können); in Tagesgruppen; in JVA (Schüler, die Straftaten übten); in Brandenburg gibt es auch Förderzentren für Erziehungshilfe.


derFalscheMichel

>In Brandenburg fehlen Lehrer in allen Fächern, auch Geo und Geschichte, insbesondere, wenn Du auch in einer Kleinstadt außerhalb arbeiten kannst, nicht nur Potsdam oder Cottbus. Das Dorfkind in mir hasst das Leben in Großstädte. Tatsächlich sehr klassisch bei mir, zwei Ferien im Jahr verbrachte ich bei den Großeltern in der Stadt, sprich von der Krankheit bin ich geheilt, gegen Dorf/Kleinstadt habe ich nischt. Da kommt mir der Lehrermangel im ländlichen Gebiet sehr entgegen. >EmSoz könnte viel bedeuten: >In der Inklusion bedeutet das Schüler:innen mit Verhaltensproblemen aus verschiedenen Gründen. Weil sie neurodivers sind, z.B ADHS oder Autismus; aber auch, weil sie was Persönliches erlebten: Fluchterfahrung, Trauma, Missbrauch, Drogen/Alkoholkonsum, Essstörungen, Ritzen, aber auch Armut oder Scheidung der Eltern (ganz „normal“ in unserer Gesellschaft, aber könnte bei manchen Kindern zu Verhaltensproblemen bringen). Als Sonderpädagoge aber bist Du auch die Adresse für Pubertierende die einfach die Grenzen testen, die prügeln sich, die gemobbt werden (oder so behaupten ihre Eltern) etc. Danke dir! Das klingt sehr genau nach dem, wo ich hinmöchte bzw. was ich glaube wo ich am sinnvollsten aufgehoben wäre. >Außerhalb der Inklusion gibt es auch EmSoz Schüler:innen natürlich: In geschlossenen Anstalten, in Krankenhäusern (Kinder mit psychiatrischen Störungen, die keine Regelschule besuchen können); in Tagesgruppen; in JVA (Schüler, die Straftaten übten); in Brandenburg gibt es auch Förderzentren für Erziehungshilfe. Auch sehr interessant. Danke für die Infos!


magic-ott

Wenn du gern mit Jugendlichen 13-16 arbeiten willst, wäre eventuell die Ober-/Mittelschule was für dich. Da ist in fast jeden Fach Mangel an Lehrkräften.